Kapitel 14

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Helenas Sicht

Nachdem sie gefühlte Stunden bis auf Wow nichts weiter gesagt hat, ist sie plötzlich aufgestanden und hat einen großen Schritt auf mich zu gemacht. Nun sind wir uns so nah, dass ich jedes kleine Detail an ihr wahrnehmen kann. Die Röte in ihrem Gesicht, die sie nicht vor mir verstecken kann, das Funkeln ihrer Augen und das leichte Zittern ihrer Hände. Sie sucht meinen Blick, dem ich am liebsten gar nicht begegnen würde und doch kann ich nicht widerstehen in dieses hypnotisierende Blauihrer Augen zu sehen. Sie atmet schwer und ich kann ihren Herzschlag förmlich hören, bis sie einem Flüstern gleich sagt: „Das war unglaublich!"
Ihre Worte lösen in mir eine Hitzewelle aus, die mir nicht nur in den Kopf steigt und mein Gesicht rot färbt. Alle meine Härchen am Körper stellen sich auf und mein Herz stolpert kurz. Es sind nicht nur ihrer Worte, sondern auch die Art wie sie es gesagt hat, die meine Sinne verrückt spielen lassen. Es klang wie ein verführerisches Raunen.
Bevor ich noch völlig den Verstand verliere, wende ich meinen Blick ab.
Einatmen, Ausatmen...

„Meinst du?" frage ich sie, während meine Stimme fast versagt. Ich weiß nicht warum, aber irgendwie will ich es nochmal von ihr hören. Nochmal ihre verführerische Stimme, die mir verrät, dass sie nicht nur meinen Gesang unglaublich findet. Während ich mir erhoffe, diese Worte erneut zu hören, oder etwas ähnliches, schrillen alle möglichen Alarmglocken in meinem Körper, doch ich versuche sie zu ignorieren. Ich will diesen Moment genießen, ohne dass sich mein Verstand dazwischen drängt und alles zu Nichte macht.

Ich spüre plötzlich ihre Hand an meiner Wange, die mich dazu bringt ihr wieder in die Augen zu sehen. Das könnte gefährlich werden. Ich darf nicht komplett die Kontrolle verlieren. Ihre Augen glänzen, während sie mir sagt, dass ich nicht an mir zweifeln soll und ich frage mich, ob sie damit nur meine Stimme meint, oder gar noch etwas anderes.
Ich kann gar keinen klaren Gedanken mehr fassen und versuche verzweifelt ihr nicht direkt um den Hals zu fallen. Die Hitze in mir und das spürbare Knistern in der Luft, das nicht nur mich zu elektrisieren scheint, bringt mich völlig durcheinander. Mein Versuch ihrem Blick auszuweichen ist zwar gelungen, doch dort wo mein Blick nun haftet, erscheint es mir viel gefährlicher zu sein, denn ich starre nun ihre Lippen an und ich bin mir sicher, dass es ihr gleich auffallen wird.

Verboten hin oder her, ich will diese Lippen auf meinen spüren.

Ich sehe, wie sie schluckt und beiße mir instinktiv auf die Lippen. Sie hadert nicht minder mit sich, das kann ich sehen. Ihr Blick ist bereits auch auf meine Lippen gefallen, auf denen ich weiterhin herum kaue. Soll ich den Schritt wagen?

Gerade als ich mir diese Frage stelle, verlässt ihre Hand meine Wange und sie dreht sich plötzlich um. Verdammt.

Mein Blick haftet nun auf ihrem Rücken und ich vermisse sofort ihre Nähe.

Habe ich die Situation vielleicht doch falsch eingeschätzt? Oder hat sie einfach Gewissensbisse? Vielleicht habe ich auch einfach zu lang gewartet oder falsche Signale gesendet...

Ich sehe wie sich ihr Brustkorb ein paar Mal hebt und senkt, obwohl sie weiterhin mit dem Rücken zu mir steht.
„Wollen wir es vielleicht einmal zusammen versuchen?" fragt sie und bringt mich damit völlig durcheinander. Was?

Sie dreht sich zu mir und unsere Blicke treffen aufeinander. Scheinbar sieht sie mir meine Verwirrung an, denn sie räuspert sich kurz und sagt: „Ich werde vermutlich die Pausen zwischen Strophe und Refrain etwas kürzen müssen, um mich deinem Tempo anzupassen, aber das ist kein Problem. Ich trinke vorher noch einen Schluck, was du vielleicht auch tun solltest und dann können wir von mir aus los legen."
Moment, Was? Wie kann sie nach dem was eben war, oder auch nicht war so professionell sein? Ich bin immer noch nicht ganz wieder im Hier und Jetzt angelangt und sie will schon wieder weiter machen, als wäre nichts passiert?

Eine Stimme zum VerliebenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt