Nachdem ich gestern mit Luka gesprochen habe, habe ich mich dafür entschieden, ihm bei einem Online-Kurs für Drogen - und Alkoholsüchtige anzumelden.
Er ist bestimmt dagegen, aber wenn ich ihm sage, dass es anonym im Internet stattfindet und man bei keinem das Gesicht sieht, stimmt er hoffentlich zu.Das Problem ist nur, dass ich für die Anmeldung seine Handynummer brauche, also bleibt mir wohl nichts anderes übrig, als nochmal zu dieser Quinn zu gehen.
Und so kommt es, dass ich am nächsten Morgen in der Mittagspause mehr oder weniger gelaunt in die Mensa gehe, weil da die Wahrscheinlichkeit am höchsten ist, sie zu finden.
Habe ich schonmal erwähnt, dass ich Menschenmengen hasse? Vor allem in geschlossenen Räumen?
,,Hey."
Erschrocken zucke ich zusammen und werfe dann meinem Freund einen vorwurfsvollen Blick zu, weil er genau weiß, wie schreckhaft ich bin.
Verschmitzt grinst er mich an und ich kann nicht anders, als schwach zurück zu lächeln.
,,Wie war der Unterricht?", fragt er mich dann und ich zucke mit den Schultern.
,,Langweilig. So wie immer halt."
Nickend stimmt er mir zu.
,,Kennst du eigentlich eine Quinn an dieser Schule?", traue ich mich Zayne zu fragen, worauf hin dieser mich erst verwirrt und dann fragend ansieht.
,,Die einzige Quinn, die ich kenne, ist eine blonde Cheerleaderin, die in meinem Mathekurs ist und irgendwie immer nur alleine rumhängt. Warum willst du das überhaupt wissen?"
Im gleichen Augenblick sehe ich im Augenwinkel ein Mädchen, auf welches die Beschreibung passen könnte. Ich meine, ein hübsches blondes Mädchen, was ganz alleine an einem Tisch sitzt, sieht man an dieser Schule nicht allzu häufig.
Ohne nachzudenken stehe ich auf und werde plötzlich von einer Hand auf meinem Arm zurückgehalten.
,,Hey, wo willst du denn jetzt hin?", fragt mich mein Freund verwirrt, ,,Wir haben schon lange keine Pause mehr zusammen verbracht, also so ganz alleine wenn du weißt, was ich meine, warum willst du denn da jetzt schon wieder gehen?"
Darauf habe ich keine gute Antwort, aber bevor ich zu einer Erklärung ansetzen kann, unterbricht mich Zayne.
,,Wenn du jetzt was erledigen musst, will ich dich nicht aufhalten aber wie wäre es, wenn wir bald mal wieder zusammen ins Kino gehen?"
Schuldgefühle kommen in mir auf, welche ich aber mehr oder weniger erfolgreich zu unterdrücken versuche.
,,Zayne…"
Ich habe ehrlich gesagt Angst, ihn zu verletzen. Vor allem, da ich weiß, wie viel Mühe er sich für unsere Beziehung gibt und ich derjenige bin, der ihm meistens absagt oder keine Zeit für ihn hat.
Seit ich Luka kenne, sind die Dinge kompliziert geworden, aber ich möchte mich auf keinen Fall für einen von beiden entscheiden müssen oder Zayne alles erzählen und damit riskieren, ihn zu verlieren.
,,Ich kann nicht.", würgen ich schließlich hervor, ,,Ich habe heute Nacht schon was vor."
Fast im gleichen Moment spüre ich, wie sich Zaynes Hand um meinem Arm lockert.
,,Natürlich hast du schon was vor.", murmelt mein Freund enttäuscht und lässt dann meinen Arm ganz los.
,,Vielleicht ein anderes Mal.", schlage ich halbherzig vor."
,,Mal sehen."
Dann wende ich mich entgültig von ihm ab und bahne mir mit sehr vielen Schuldgefühlen einen Weg zu Quinn.
,,Entschuldigung, aber bist du Quinn?", frage ich leicht nervös und das blonde Mädchen dreht sich mit großen Augen leicht zu mir herüber.
,,Der Junge, mit dem du dich gestern auf dem Flur getroffen hast… naja, er ist auch mit mir befreundet und, ähm, ich wollte dich nur fragen, ob du mir vielleicht seine Nummer geben würdest?"
Elegant überkreuzt Quinn ihre Beine und schaut mich dann mit einem undurchdringlichen Blick an.
,,Stopp, stopp, stopp.", ruft sie dann plötzlich aufgeregt, ,,Du hast Freunde?"
Fragend ziehe ich eine Augenbraue nach oben, woraufhin sie dann belustigt kichert.
,,Okay, schon gut.", rekapituliert sie dann und zieht ihr Handy aus der Tasche, ,,Ich gebe sie dir ja schon."
Doch bevor ich mir ihr Handy schnappen kann, zieht sie es schnell zurück, sodass ich ins Leere greife.
,,Wie dringend brauchst du die Nummer?", fragt sie mich neugierig.
,,Warum willst du das wissen?"
,,Ach, nur so.", sagt sie abwesend, ,,Hier hast du sie.", sagt sie und reicht mir schließlich ihr Handy, damit ich mir die Nummer abtippen kann. Anschließend drücke ich ihr das Ding wieder in die Hand und bahne mir einen weg zum Ausgang.
,,Kein Ding, habe ich gerne getan.", ruft sie mir halb belustigt, halb sauer hinterher.
Auf dem Weg zum Ausgang bemerke ich, dass unser Tisch leer ist, was wohl heißt, das Zayne schon gegangen ist. Enttäuscht setze ich mich wieder an den leeren Tisch und ziehe mein Handy aus der Jackentasche.
Neue Nachricht von: Zayne
Die Pause endet in 20 Minuten, also sei bitte spätestens in 5 Minuten auf der Jungstoilette. Du musst noch etwas gut machen, weil du heute Abend keine Zeit für mich hast.
11:55 UhrGrinsend antworte ich meinem Freund.
Aye, Aye, Captain.
***
Anstatt nach der Schule nach Hause zu gehen, zieht es mich zu dem Stadion hinter dem Schulgebäude, wo ich ein wenig über das Online-Programm zur Suchtbekämpfung bzw. allgemein über Süchte recherchiere.
Ich glaube, das ist das erste Mal, dass man mich mit einem Buch aus der Bibliothek unter dem Arm sieht.
Okay, einen Haken hat die Sache: und zwar habe ich vergessen, das es ja noch andere Menschen, wie zum Beispiel Footballer und Cheerleader, gibt, die heute eventuell trainieren könnten.
Egal, ein wenig zusehen neben der Recherche kann nicht schaden.
Und ja, auch Jungs können multitaskingfähig sein.
Seufzend schlage ich die erste Seite auf und fange an zu lesen.
Drogenabhängigkeit ist eine chronische Krankheit, bei der Menschen impulsiv und unkontrolliert Drogen konsumieren. Außerdem hat es Langzeitschäden im Gehirn zur Folge, welche über einen längeren Zeitraum der Drogeneinnahme unheilbar werden können.
Mögliche Folgen können sein: Konzentrationsunfähigkeit, Gedächtnislücken - oder Verlust sowie Kontrollverlust über sich und seine Mitmenschen.Es schadet also dem Drogensüchtigen selbst, vor allem sein Gehirn und sein Verhalten, aber auch seinen Mitmenschen werden in Mitleidenschaft gezogen.
Langsam wird mir klar, in welch einer Gefahr Luka eigentlich schwebt und wie dringend er Hilfe benötigt.
Seufzend blickte ich von dem Buch auf und sehe zu den trainierenden Footballer hinüber, um ein wenig meine Gedanken zu sortieren.
Gerade in diesem Augenblick sehe ich einen Schüler, der zu Boden geht und einen anderen - wahrscheinlich einer von den sehr beliebten Sportler - der über diesem steht und sich vor Lachen den Bauch hält. Dann sagt er etwas und rennt zu seinem Team zurück, wahrscheinlich um auf dem am Boden liegenden Schüler aufmerksam zu machen.
Aber nicht um ihm zu helfen, sondern sich mit anderen über ihn lustig zu machen, wie ich in diesem Augenblick sehe.
Wie ich solche Leute hasse.
Genervt packe ich schließlich meine Sachen zusammen und verlasse mehr oder weniger gut gelaunt das Stadion.
***
Wie findet ihr die Story bisher? Habt ihr Verbesserungsvorschläge bzw. was gefällt euch besonders gut? Und habt ihr Vermutungen, was als nächsten passieren wird?
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August in the Spring (BxB) | Deutsche Übersetzung
Teen FictionSein Name ist August Bade. Und da fängt auch schon das Problem an, denn sein Name spiegelt genau das wider, was er ist: voller Stimmungschwankungen und Gefühle, die wie buntes Laub an einem herbstlichen Augustnachmittag durcheinanderwirbeln. Und wä...