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Zwei Idioten
Jahr 2018, Januar - Korea

Ohne weiter zu zögern springe ich von dem Dachvorsprung hinunter und lande direkt vor Jeongin's Füßen. Wir wollen ja nicht, dass Blut fließt, zumindest nicht das von Jeongin.

Hyunjin PoV:

„Was ist denn das für ein Freak." Wie erwartet kommen die beiden vor mir zum stehen, wobei ich mich gemütlich vor ihnen aufrichte. „Ein Freak, den ihr nicht so schnell vergessen werdet, wenn noch einen Schritt näher kommt." Wie ich solche Leute nicht ausstehen kann. Wäre Jeongin gerade nicht hier, würde ich mir eventuell ein Schlückchen von ihnen gönnen. „Du glaubst doch nicht, dass wir angst vor dir haben." Amüsiert kommt der kleinere grinsend auf mich zu, weshalb ich meine Augen kurz mahnend aufleuchten lasse.

Eigentlich sollte ich mich Menschen nicht so zeigen, aber sie haben keine Beweise für das, was sie gesehen haben und jeder wird sie für verrückt halten, wenn sie davon erzählen. Würde ihnen zu recht geschehen. „Was zur-" Erschrocken weichen die beiden auf der Stelle zurück, weshalb ich kurz schmunzeln muss. Noch nie einen Vampir gesehen?

„Ich wusste doch, dass ihr feige seid. Zwei gegen einen. Ihr solltet euch schämen. Kommt ihm noch einmal zu nahe und setze mein Drohung in die tat um. Haben wir uns verstanden?" Erwartungsvoll richte ich den Kragen seines Hemdes und streiche ihm provozierend etwas Dreck von der Schulter. Sie sollen ja nicht auf dumme Gedanken kommen. „Das wirst dich noch bereuen." Sichtlich eingeschnappt sehen sie kurz an mir vorbei zu Jeongin, weshalb ich eine scheuchende Kopfbewegung mache. Sie sollen endlich verschwinden.

„Danke für deine Hilfe, aber was machst du hier? Du bist doch der Junge von heute morgen oder?" Nachdem diese Idioten endlich das Weite gesucht haben, kommt Jeongin verwundert auf mich zu, weshalb ich kurz überlegen muss, was ich ihm jetzt am besten sage. „Ich habe gesehen, dass du Hilfe brauchst und da dachte ich mir, ich könnte mein Missgeschick von eben vielleicht wieder gut machen."

„Und was hast du da oben gemacht?" Sichtlich verwirrt deutet er zum Dach hinauf, weswegen ich mir kurz nachdenklich auf die Unterlippe beiße. Was könnte ein gewöhnlicher Mensch auf einem Dach wollen? „Ach so. Ich klettere gerne. Nichts weiter." Ich gebe zu, ich bin furchtbar im lügen, aber ich hoffe, dass er es mir dennoch irgendwie abkauft. „Du bist komisch."

„Ist das schlimm?" Leicht schmunzelnd mustere ich mein Gegenüber nicht gerade unauffällig, woraufhin dieser schnell den Kopf schüttelt. „Ne, so war das nicht gemeint." Er findet mich zwar komisch, aber ich finde ihn irgendwie knuffig. „Darf ich fragen, was das für eine Kette ist? Ich habe eben gesehen, dass du nach ihr gegriffen hast. Sie muss sehr wertvoll sein."

„Nein, sie ist nicht sonderlich viel wert, aber für mich ist sie trotzdem unbezahlbar." Er schüttelt wiederholt den Kopf und greift erneut nach der Kette, bevor er ein leises Seufzen von sich gibt. „Wie meinst du das?" Vermutlich geht mich das überhaupt nichts an, aber ich muss jeden Ansatz nutzen, um an Informationen heranzukommen. Es ist zu seinem eigenen Wohl.

„Ich habe sie von meiner Mutter geschenkt bekommen, als ich noch klein war. Sie meinte sie soll mir Glück bringen und mich beschützen. Und so wie es aussieht, scheint es funktioniert zu haben." Leicht lächelnd, aber dennoch mit einem traurigen Blick in den Augen, sieht Jeongin langsam zu mir auf, weshalb ich für einen Moment innehalte. Bitte sag mir nicht, dass seine Mutter-

„Ah tut mir leid, dass ich so viel frage. Ich bin einfach zu neugierig." Das wäre meine Chance gewesen mehr zu erfahren, aber ich kann es einfach nicht übers Herz bringen ihn danach zu fragen. Ich sehe ihm doch an, dass ihn etwas belastet. „Alles gut. Um ehrlich zu sein bist du der erste, der sich überhaupt in irgendeiner Art für mich interessiert. Abgesehen halt von diesen Idioten."

„Wieso das denn?" Etwas irritiert sehe ich ihn verwundert an, weshalb er seinen Blick allmählich zu Boden wandern lässt. „Ich bin erst letzten Sommer hierhergezogen und habe noch keinen wirklichen Kontakt zu anderen gefunden. Das macht mir aber nichts aus. Ich bin früher oft umgezogen und bin das schon irgendwie gewohnt." Es scheint ihm aber offensichtlich doch etwas auszumachen, sonst würde er nicht so bedrückt gucken.

Jedenfalls könnte das erklären, warum wir ihn noch nie gesehen haben. Wenn er noch nicht solange hier ist und sein Geruch so gut überdeckt ist, wundert es mich nicht, warum ich ihn erst jetzt bemerkt habe. Und das auch nur durch einen Zufall.

„Ich stelle mir das nicht gerade einfach vor." Ich weiß ganz genau, wie das ist, wenn man von allen alleine gelassen wird. Bevor Chan mich damals gefunden hat, ging es mir ähnlich. Keiner wollte mehr etwas mit mir zutun haben. Sie haben mich einfach vergessen.

„Es geht schon irgendwie." Leise seufzend überwindet sich der jüngere zu einem Lächeln, wobei ich ihn immer noch mitleidig ansehe. Manchmal hasse ich meine Blutlinie ein bisschen. Sobald mir jemand auch nur sympathisch ist, baue ich sofort eine Verbindung zu ihnen auf und kann ihren Schmerz quasi fühlen. Chan meinte aber auch, dass ich sehr sensibel bin und es bei ihm und Woojin nicht so stark ausgeprägt ist. Das Problem daran ist, dass ich viel zu schnell starke Bindungen eingehe. Felix ist das beste Beispiel dafür.

„Na komm, ich begleite dich noch mit bis zu dir nachhause, für den Fall, dass diese Idioten wieder auftauchen." Ich bin mir noch nicht sicher, wie nah ich Jeongin an mich heranlassen soll. Er könnte mich nur wieder verletzen.

Fortsetzung folgt...

***
Beide haben ihre Vergangenheiten

Protector // Hyunin {Bloodline Trilogie}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt