Protector // Hyunin {Bloodline Trilogie}

I36I

Die Blume
Jahr 2018, April - Korea

„Komm nicht näher..." Hyunjin, es ist Hyunjin. Ich kann seine Stimme in meinem Kopf hören. „Sag den anderen... Felix Schwester... sie ist hier."

Jeongin PoV:

„Das ist doch jetzt nicht dein Ernst oder?" Leise murrend zieht Seungmin mich vorsichtig auf die Beine, woraufhin ich ihn unsicher ansehe. „Doch. Das ist zumindest das, was ich verstanden habe." So schnell wie Hyunjin's Stimme in meinem Kopf ertönt ist, so schnell ist sie auch wieder verschwunden. Ich hoffe, dass nicht irgendwas passiert ist, weswegen der Kontakt abgebrochen ist. Aber immerhin kann ich noch spüren, wie es ihm geht.

„Ich kann mir nicht vorstellen, wie es möglich sein soll, dass Felix' Schwester nach all der Zeit noch lebt." Mit einem misstrauischen Blick zieht der Ältere mich schließlich weiter durch die Gasse, weshalb ich ihm etwas unbeholfen hinterher stolpere. Ich frage mich immer noch, wo er überhaupt mit mir hin möchte und was unsere Aufgabe ist. Einfach nur zusehen? Wir haben ja keine direkte Verbindung zu der Gruppe. Also wie sollen wir sie überhaupt warnen?

„Wer weiß, was sie mit ihr gemacht haben. Felix scheinen sie damals auch für eine gewisse Zeit dort festgehalten zu haben." Zumindest ist es das, was ich die letzten Tage so aus unseren Gesprächen herausfiltern konnte. Felix redet nicht so gerne direkt über seine Vergangenheit. „Da hast du leider recht. Aber wie sagen wir das jetzt den anderen?" Was fragt er mich das jetzt? Ich bin hier nicht derjenige mit dem Plan.

„Ich gehe zu ihnen." Kurzerhand komme ich ich erneut zum Stehen, weshalb Seungmin sich nicht sonderlich begeistert zu mir umdreht. Er braucht mich gar nicht so anzusehen. Er hat gefragt und das ich meine Antwort darauf. „Das kommt nicht in Frage. Das ist viel zu gefährlich." „Und was sollen wir sonst machen?", frage ich ihn erwartungsvoll, woraufhin er für einen Moment zögert. Was geht ihm jetzt schon wieder durch den Kopf? Ich kann ihn in keiner Weise auch nur irgendwie einschätzen.

„Ich habe eine Idee, aber ich bin mir nicht sicher, ob ich das hinbekomme. Chan hat mir eigentlich verboten es zu tun, außer es ist ein ganz dringender Notfall", erwidert er nach einer Weile, weshalb ich skeptisch meine Augenbrauen hochziehe. „Was meinst du damit? Was hast du vor?" Ich habe nicht im geringsten eine Ahnung was er vor hat, aber irgendwie habe ich ein ganz ungutes Gefühl dabei.

„Du kennst doch meine Augenfarbe oder?" Was ist das für eine dumme Frage von ihm? So oft wie er mich schon damit bedroht hat, müsste ich echt blind sein, um das nicht gesehen zu haben. „Ja, grün. Na und?" „Die Fähigkeit meiner Blutlinie ist Telepathie und Teleportation. Es ist eine sehr seltene Fähigkeit und es wird darauf geachtet, dass sie in der Familie bleibt. Aus dem Grund haben sie meine Fähigkeiten damals versiegelt."

„Versiegelt?", frage ich verwirrt weiter nach, woraufhin er kurz nickt. Ich verstehe jetzt schon nur noch die Hälfte. „Ja, aber Chan hat mehrfach versucht das Siegel zu lösen. Es hat zwar nicht vollständig funktioniert, aber es hat sich zumindest ein wenig gelockert. Ich kann meine Fähigkeiten nur sehr begrenzt einsetzen und es ist für meinen Körper nicht ganz ungefährlich. Da das Siegel versucht mich davon abzuhalten die Fähigkeit einzusetzen, wird beim Gebrauch mein Körper bestraft und somit auch geschädigt."

„Das hört sich nicht gut an. Lass das lieber." Der ist doch verrückt. Ich darf nicht zu den anderen, weil es zu gefährlich ist, aber dafür opfert er sich selber. Und er weiß anscheinend selber nicht genau was passiert, wenn er seine Fähigkeiten einsetzt. „Wir haben keine andere Wahl. Aber ich muss dich um einen Gefallen bitten." Er sieht mich schon wieder mit so einem komischen Blick an. Ich weiß nicht, wie ich das finden soll. „Und der wäre?"

„Es kann sein, dass ich ohnmächtig werde, wenn ich versuche Chan über eine so lange Distanz zu kontaktieren. Du musst in der Zeit auf meinen Körper aufpassen." Wenn er gerade Witze macht, finde ich das ganz und gar nicht witzig. Wir verstehen uns zwar nicht sonderlich gut, aber dennoch soll ihm nichts passieren. „Wie soll ich das denn anstellen? Wenn uns andere Vampire angreifen, bin ich machtlos." Es kann ja sein, dass er vergessen hat wer ich bin, aber ohne meine Kette und ohne einen von ihnen fühle ich mich hier draußen zur Zeit nicht sonderlich sicher.

„Nimm das." Mit einer kurzen Handbewegung holt er auf einmal eine kleine Schachtel aus seiner Jackentasche hervor und hält mir diese erwartungsvoll entgegen. „Was ist das?", frage ich etwas verunsichert nach und nehme das kleine Kästchen vorsichtig entgegen. Es ist irgendwie leichter, als ich es mir vorgestellt habe. „Da drin befindet sich eine Blume. Sie enthält den gleichen Duftstoff, wie deine Kette. Nur in einer viel höheren Konzentration. Also öffne sie nur im absoluten Notfall. Sie schwächt nämlich nicht nur die Gegner, sondern auch mich."

„Woher hast du diese Blume?" Leise murmelnd rieche ich einmal kurz an der Schachtel, doch es dringt nichts von ihrem Duft durch sie hindurch. Zumindest nicht so, dass ich es riechen könnte. Aber das ist auch irgendwie logisch, sonst könnte Seungmin sie nicht so einfach mit sich herumtragen. Wenn ich nur daran denke, wie Hyunjin damals wegen meiner Kette vor mir zusammengebrochen ist, zieht sich mein Herz zusammen. Es ist keine schöne Erinnerung ihn so gesehen zu haben.

„Ich habe ein paar Nachforschungen angestellt, weil ich wissen wollte, welcher Stoff in deiner Kette dafür sorgt, dass wir dich nicht riechen können und er uns zusätzlich so stark schwächt. Es war nicht einfach überhaupt etwas dazu zu finden. Aber vor ein paar Tagen bin ich dann auf diese Blume gestoßen. Es war nicht einfach sie auf die Schnelle noch auftreiben zu können." Seine Stimme ist mit einem Mal so ruhig. Das ist schon irgendwie ungewohnt.

„Danke." Hat er sich etwa Sorgen um mich gemacht? Er ist doch sonst nicht so. Normalerweise meckert er immer nur an mir herum.

Fortsetzung folgt...

***
Wir reden einfach nicht darüber, wie lange ich dafür gebraucht habe dieses Kapitel fertig zu schreiben ;-;