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Entschlossenheit
Jahr 2018, April - Korea

Aber wie stelle ich das an, ohne dass jemand mein Blut wittert. Changbin hat mir erzählt, dass es Vampire gibt, die mein Blut auch schon bei der kleinsten Verletzung zehn Kilometer gegen den Wind riechen können.

Jeongin PoV:

Nach einigem Hin- und Herüberlegen rutsche ich schließlich näher an ihn heran und ziehe seinen Oberkörper auf meinen Schoß, bevor ich zögerlich die kleine Schachtel aus meiner Tasche herausziehe. Ich weiß nicht, ob das der richtige Weg ist, aber es ist immer noch besser, als nichts zu tun. Ich kann nicht einfach dabei zusehen, wie es Seungmin immer schlechter geht und wenn ich schon dieses verfluchte Blut in mir trage, sollte ich es auch irgendwie nutzen. Ich kann nur hoffen, dass die Auswirkungen der Blume nicht zu stark für ihn sind.

„Halte noch etwas durch." Leise flüsternd entferne ich vorsichtig den Deckel von dem Kästchen und stelle dieses neben uns auf den Boden. Für mich riecht die Blume irgendwie nach gar nichts und wenn, vielleicht ein klein wenig süßlich. Ich frage mich, wie er überhaupt an diese Pflanze gelangt ist. Wenn sie so gefährlich für Vampire ist, werden sie sie mit Sicherheit nicht selber gezüchtet haben. Das wäre viel zu riskant. Alleine Hyunjin's Reaktion auf meine Kette sagt schon so einiges über ihre Kraft aus.

„Ah-" Mit einem schmerzverzerrten Gesichtsausdruck schneide ich mir kurzerhand mit einer der herumliegenden Glasscherben in meine Handfläche, woraufhin mein Blut direkt aus der frischen Wunde herausquillt. Komisch, das letzte Mal, als ich das getan habe, tat es irgendwie weniger weh. Es muss wohl an der Wut gelegen haben, die ich damals Hyunjin gegenüber aufgestaut hatte. Ich war in dem Moment nicht ich selbst, doch heute bin ich bei klarem Verstand. Ich weiß ganz genau, was ich hier tue und auch, welche Risiken es mit sich bringt.

Ohne länger zu zögern, öffne ich schließlich vorsichtig Seungmin's Mund und lasse mein Blut allmählich auf seine Zunge hinuntertropfen. Zu sagen, dass es mir nichts ausmacht, wäre gelogen. Es ist ein eigenartiges Gefühl ihm einfach so mein Blut zu überlassen, aber wenn es ihm hilft, ist es mir das wert. Auch wenn es zwischen uns nicht immer einfach war, hat er mir gezeigt, dass ich ihm vertrauen kann.

„Hm..." Erschrocken zucke ich plötzlich zusammen, als sich Seungmin's Lippen für einen Augenblick schließen und er leicht zu schlucken scheint. Ein Glück, es sieht so aus, als würde er wirklich auf mein Blut regieren. „Seungmin-" „Jeong...in." Er atmet einmal schwer auf, ehe er für einen kleinen Moment zu mir aufsieht. „Mach.. das nicht..." Sichtlich erschöpft greift er langsam nach meiner Hand zu versucht diese zur Seite zu drücken, was ich jedoch nicht zulasse.

„Du verstehst nicht..." Und wie ich die Situation verstehe. „Ich glaube du verstehst es nicht. Ich mache das auf freiwilliger Basis für dich, also sei ruhig und trink einfach mein Blut. Ich vertraue dir, dass du es nicht übertreibst und wenn doch, bin ich selbst schuld daran." Ich bin vielleicht stur, aber nicht dumm. Ich habe sehr wohl verstanden, was sie die ganze Zeit versucht haben mir zu erklären. Aber zwischen verstehen und verstehen wollen liegt ein klarer Unterschied. Ich wollte ihnen nicht trauen, weil ich Angst hatte. Doch das ist jetzt vorbei. Ich weiß jetzt, wer mein Feind und wer mein Freund ist.

Chan PoV:

„Minho, wie sieht es bei Jisung und den anderen aus?" Kurz vor dem Eingang unseres Ziels, bleibe ich noch einmal stehen und sehe besorgt zu Minho hinüber. Seitdem der Kontakt abgebrochen ist, habe ich kein einziges Lebenszeichen mehr von Seungmin erhalten, egal wie sehr ich auch versucht habe eine Verbindung zu ihm aufzubauen. Ich hoffe wirklich sehr, dass es ihm gut geht. Ich frage mich jedoch, ob ich es spüren würde, wenn es anders wäre. Oder ist das, was wir aufbauen konnten nicht stark genug dafür?

„Haena und Soohyun sind ihm zur Hilfe gekommen, wodurch Jeongin sich mit Seungmin im Gebäude verstecken konnte. Ich glaube sie haben die Situation jetzt unter Kontrolle", erwidert Minho leise, woraufhin ich kurz nicke. Das ist gut. Ein Glück dass sie immer noch diese komische Bindung zu Jisung haben. Sie konnten vermutlich spüren, dass er ihre Hilfe gebraucht hat. Aber es ist mir bis heute ein Rätsel wie das Ganze bei ihnen überhaupt zustande gekommen ist. Minho und Jisung haben wirklich ein Talent dazu sich in Schwierigkeiten zu bringen. Hoffentlich hält sich dieses Talent dieses Mal zurück.

„Und wie Seungmin's Zustand ist, weißt du nicht, oder?" Ich halte es für sehr unwahrscheinlich, aber ihn einmal zu fragen, schadet ja nicht. „Leider nein. Ich denke aber, dass Jeongin sein Bestes geben wird, um ihm zu helfen. Er hätte schließlich einfach abhauen können, als es brenzlig wurde." Ich habe um ehrlich zu sein auch nichts anderes von Jeongin erwartet. Oh ja, der Junge ist stur, aber er hat ein gutes Herz. Er hat schließlich niemanden mit Absicht in diese Situation gebracht. Es war alles neu für ihn. Er wusste es einfach nicht besser. Und das ist auch vollkommen verständlich.

„Ich wusste, dass er seine Angst überwinden wird." Mit einem leichten Lächeln wende ich mich nun wieder nach vorne und strecke meine Hand entschlossen nach der Luke über mir aus. „Seid ihr bereit?"

Fortsetzung folgt...

***
Der Höhepunkt des Finales rückt näher~

Protector // Hyunin {Bloodline Trilogie}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt