Kapitel 5: Teil 2

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Was... hatte er gerade gesagt? Himmel? Das war wohl ein schlechter Scherz! Ich suchte meine Klamotten und mein Handy, doch nichts dergleichen war da. "Hört auf mit diesen Spielchen! Das ist nicht lustig", schrie ich hysterisch. Mein Kopf fing an zu pochen und ich wünschte mir einfach nur zu Hause in meinem Bett zu liegen und einen Film zu schauen. Ich rannte zur Tür und zerrte an ihr. Verschlossen. Meine Augen suchten nach einem Ausgang. "Irgendwer spielte mir nur einen bösen Streich", redete ich mir ein, doch diese Situation fühlte sich realer an als je zuvor. Ich schob die Vorhänge der Rundbogenfenster zur Seite und wollte schon aus dem Fenster springen, nur um hier hinauszugelangen, doch der Anblick von dem, was draußen war, fühlte sich an wie ein überraschender Schlag mitten in die Magengrube. Nur der Himmel und Wolken. Mein Atem stockte. "Nein, nein, nein", schluchzte ich und schüttelte dabei den Kopf, womöglich eher um die Tränen zu unterdrücken. Automatisch fasste ich mir in die Haare und zog an ihnen bis es schmerzte. "Nein", schrie ich mir die Seele aus dem Leib. Wortwörtlich, dachte ich mir, denn wenn das, was der komische Mann von vorhin ernst meinte, bestand ich nur aus dem Ebenbild meines Körpers und meiner Seele. Hieß das, ich war eine körperlose Gestalt? All das verwirrte mich entsetzlich. Vielleicht würde ich zu Hause oder wenigstens im Krankenhaus aufwachen, wenn ich noch mal schlafen ging. Gott, wie banal sich das anhörte. Und trotzdem versuchte ich es, obwohl die Hoffnung gering war.

Ein kühler Luftzug weckte mich. Ausdruckslos starrte zum Fenster. Jemand war hier und hatte es gekippt. Zu meiner Enttäuschung war es kein Traum gewesen. Vielleicht musste ich mich einfach daran gewöhnen, dass das hier wirklich das war, was nach dem Tod kam. Manche Dinge existierten, egal wie unglaubwürdig sie klangen. Und das musste ich wohl akzeptieren, mich von dem Gedanken abfinden je wieder mein Zimmer betreten zu können, meine Lieblingsbands zu hören... meine Freunde und Familie zu sehen. Sofort stiegen mir Tränen in die Augen, die ich augenblicklich wegblinzelte. "Das bringt  nichts", sagte ich zu mir selbst und wendete mich zur anderen Seite. Plötzlich kam ein kleiner, pummeliger, alter Mann herein. Er hatte etwas zerknitterte Flügel und eine weiße Umhängetasche. "Ich... soll Ihnen... ausrichten, dass... Sie sich anziehen... und sieben Mal an die Tür klopfen sollen", berichtete er außer Atem. Ich nickte langsam, erschrocken von seiner plötzlichen Erscheinung. Er drehte sich wieder um und ging diesmal langsamer, vor sich hinmurmelnd: "30 Jahre mache ich diesen verfluchten Job und nicht mal eine Gehaltserhöhung." Er schüttelte seinen Kopf, doch Sekunden später fing sein Hintern an zu brennen und er schrie: "Tut mir leid, tut mir leid! Ich wollte nicht das schlimme Wort sagen."

Nachdem ich erfolgreich den Kleiderschrank entdeckt und erkundet hatte, entschied ich mich für ein olivgrünes T-Shirt und eine Hose im Militärstil, da es keine schwarze Kleidung gab. "So klischeehaft", murmelte ich genervt. Dann klopfte ich sieben Mal an die Tür. Augenblicklich öffnete sie sich automatisch und eine große weiß-roséfarbene Empfangshalle kam zu Vorschein. Es sah wie in einem fünf-Sterne-Hotel aus. Jedoch hatte niemand der "Engel", ich wusste nicht, was sie waren, keine Flügel, so wie man sich das sonst immer vorstellte. Wahrscheinlich waren das alle mal Menschen, wie ich. "Endlich! Du hast ziemlich lange gebraucht, um dich zu beruhigen. Der Chef hat gesagt, ich soll dir kein Beruhigungsmittel geben. Pah, ich finde, so erschrocken wie du die ganze Zeit aussahst, hätte dir die eine oder andere Tablette nicht geschadet", rief mir der Offizier von vorhin auf mich zulaufend zu. "Ich bin übrigens Gordon. Das war auch mein Menschenname. Hier im Himmel kannst du übrigens deinen kompletten Namen beibehalten, nur deinen Vornamen oder dir einen eigenen aussuchen. So haben es unsere Jünglinge Rubio, Morena, Verde und Azula gemacht. Die kleinen Spanier haben sich nach ihrer Haarfarbe und Lieblingsfarbe benannt. Leider sind ein paar Namen schon vergeben. Es kann also keinen doppelt geben." Verwirrung überkam mich wieder und ich runzelte die Stirn. "Meghan. Ich heiße Meghan", sagte ich zögernd. Er nahm sein Tablet in die Hand und tippte darauf herum. Ich wettete, dass alle, die hier so etwas besaßen, in ihrer Freizeit Candy Crush süchtelten. Falls sie das überhaupt dürften, denn womöglich erlaubte ihnen der Chef, den er vorhin erwähnt hatte, das nicht. "Wer ist überhaupt der Chef?", fragte ich ihn, während er noch immer tippte und scrollte. "Gott höchstpersönlich. Aber niemand hat ihn bisher gesehen. Es ist strengstens verboten es ohne seine Erlaubnis zu tun und bis jetzt hatte sie noch keiner bekommen", erwähnte er geistesabwesend.

Nach einer weiteren Minute schaute er schließlich von seinem Tablet auf. "Tut mir leid, aber dieser Name ist schon vergeben." "Oh", brachte ich heraus. Wie sollte ich mich denn nennen? Ich stand nicht so auf ausgefallene Namen. Und da fiel es mir ein. "Megs?", rief eine Stimme, die ich in hundert Jahren noch erkennen würde und meine Augen richteten sich sofort auf diese Person. Ich lief auf sie zu und drückte sie fest an mich. Es fühlte sich so gut an ein bekanntes Gesicht in dieser unbekannten Welt zu sehen. "Becks", flüsterte ich in ihre braunen wuscheligen Haare und ließ meinen Tränen freien Lauf.

A/N:

Ich hab mich entschieden das 5. Kapitel so enden zu lassen. Wie fandet ihr's? Meinungen und Votes sind wie immer sehr erwünscht. Ironischerweise habe ich zu diesem Teil R.I.P von Rita Ora gehört. Und? Glaubt ihr Jackson kommt auch noch dazu oder wird er überleben und auf der Erde bleiben? :D

Winglessly in Love *on pause*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt