Der Wecker zeriss die morgendliche Ruhephase eines jeden Morgens und holte mich mit dem Rest seines nervigen Gepiepes aus dem Bett, bevor er mit einem krachenden Geräusch Bekanntschaft mit dem Laminatboden machte. "Na toll, Meghan, das wär dann der zehnte Wecker, dem du schon das Leben nimmst", seufzte ich und schlug meine dunkelgrüne Bettdecke zur Seite. Mit lauten, tapsenden Schritten ging ich ins Badezimmer und wusch mir das Gesicht. Auf dem Spiegel klebte ein Zettel mit der Aufschrift 'Happy Birthday, Schätzchen!'. Ich riss ihn herunter und warf ihn zerknüllt in den Mistkübel. Schlendernd führten mich meine Füße in die Küche, während ich mir die Augen rieb. Als ich den Kühlschrank öffnete, erwartete mich eine schlichte Schokoladentorte, auf der mit roter Lebensmittelfarbe die Zahl 17 kunstvoll geschrieben stand. Ich stellte sie zusammen mit einem Löffel und einem großen Glas Orangensaft auf ein Tablett und wanderte ins Wohnzimmer, wo ich sofort den Fernseher einschaltete. "..und Schneestürme im Osten des Landes." Die New Yorker Wetterfee zeigte auf die betroffenen Gebiete. Sofort schaltete ich um. "Endlich", atmete ich erleichtert auf, als ich Charlie Sheens Gesicht sah. Während ich mir zum hunderttausendsten Mal die erste Staffel anschaute, löffelte ich mir die halbe Torte in den Mund.In einer Werbepause sah ich mich nach meinem Geburtstagsgeschenk um. Mom musste als Alleinerziehende immer bis spätnachmittags arbeiten, weshalb ich sie kaum zu Augen bekam. Doch ich konnte mich nicht beschweren, sie war stets eine gute Mutter - sie kochte mir jeden Morgen Mittagessen, dass ich etwas hatte, wenn ich von der Schule kam, sie ließ mir meinen Freiraum und versuchte 'besondere Tage', so wie sie sie nannte, besonders zu machen. Langsam riss ich das Kuvert neben der Schachtel auf und las wie üblich dasselbe, was auch jedes Jahr stand.
Alles Gute zum 17. Geburtstag, Meg!
Wenn du das hier liest, heißt das, dass du dein Geschenk gefunden hast. Hoffentlich gefällt es dir, du hast es dir doch gewünscht. Bitte räum ein bisschen auf, die Verwandten werden gegen acht Uhr abends kommen. Und zieh dir etwas Schönes an und nicht wie letztes Jahr in Jogginghose und T-Shirt! Immerhin ist das dein Geburtstag.
P.S.: Finger weg von der Torte! Die ist auch für die Gäste gedacht und wird erst angeschnitten, wenn alle anwesend sind.
Schmunzelnd legte ich den Brief beiseite und wisperte: "Zu spät, Mamilein. Die ist jetzt weg."
Dann nahm ich mir das Geschenk vor. Es war ein, in Geschenkspapier gewickeltes Amazonpaket, in dem sich eine Bassgitarre befand. Zufrieden lächelte ich und probierte sie aus, bis ich ein Klicken in der Tür hörte.
Wenige Sekunden später erschien meine Mutter im Türrahmen. Ihr Blick sagte schon alles. Vor mir die halbverputzte Schokoladentorte, die ich eigentlich nicht essen durfte. Ich blickte ihr mit einem entschuldigenden Blick entgegen. "Sorry Mom, sie sah einfach so lecker aus, ich konnte nicht anders. Und den Brief fand ich erst viel später." Die Gesichtszüge meiner Mutter wurden etwas weicher. Trotzdem öffnete sie den Mund, um mir wenigstens eine kleine Standpauke zu halten, das wusste ich.
"Was soll ich jetzt den Gästen servieren? Und warum hast du nicht aufgeräumt? In einer Stunde sind sie schon da und du stinkst, bist noch immer im Pyjama und hast rein gar nichts gemacht!" Ich düste davon, bevor sie noch weitere Punkte aufzählen konnte, die ich nicht erledigt hatte. Während Mom das restliche Essen vorbereitete, räumte ich etwas auf und ging duschen.
"Schätzchen, ich hab dir ein Kleid herausgesucht", rief meine Mutter aus der Küche. In meinem gelben Bademantel gewickelt latschte ich seufzend ins Zimmer und fand ein rotes, knielanges Kleid mit einem Rüschenkragen auf dem Bett vor. "Never ever", spöttisch zog ich die Augenbrauen hoch. Ich überlegte kurz, ob ich meinen Pulli und Jeans anziehen sollte, doch dann fiel mir eine Viel bessere Idee ein. Intuitiv griff ich nach der Schere, schnitt den Kragen ab und verkürzte die Länge um 20 Zentimeter, so dass es zwar altersgemäß, aber nicht bitchig aussah. Dazu zog ich mir eine schwarze Netzstrumpfhose an und machte ein paar Risse hinein, und zu guter Letzt meine schwarzen und auch einzigen Pumps in meinem Kleiderschrank. Ich war eher der Fan von flachen Schuhen. Umso bequemer, desto besser. Doch heute machte ich mal eine Ausnahme.
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Nachdem mir ein Verwandter nach dem anderen gratuliert und meine Lunge wie eine Würgeschlange erdrückt hatte, sperrte ich mich für eine halbe Stunde im Badezimmer ein. Meine Pläne für den heutigen Abend sahen eigentlich anders aus. Meine besten Freunde Becky und Jackson wollten mit mir zur Neueröffnung einer Diskothek am Stadtrand. Nur heute waren die Getränke zum halben Preis. Ich kann mich noch gut an die Diskussion mit meiner Mutter über das erinnern. Sie meinte ich sei noch zu jung. Hallo? Ich war 17. Theoretisch könnte ich alleine in ein fremdes Land.
"Süße, wir sind auf dem Weg zu dir. Wir holen dich da raus, aber du musst dir überlegen wie du da unbemerkt hinauskommst." Ich konnte jedes mal an ihrer Stimme erkennen, wann sie eine Kurve fuhren.
"Das krieg ich schon hin. Aber bist du dir sicher, dass Jackson ein unfallfreier Fahrer ist? Er hat doch seinen Führerschein erst seit zwei Tagen und so gut hat er auch wieder nicht abgeschnitten", erwiderte ich skeptisch.
"Das hab ich gehört", hörte ich ihn brüllen. Becky und ich konnten unser Gelächter nicht unterdrücken.
"Wir sind in zwei Minuten da. Mach dich fertig zum Ausgehen", quietschte sie voller Vorfreude.
Mit einem breiten Grinsen holte ich meine Tasche, packte mein Handy, Geld und Zigaretten ein, falls ich Lust bekommen sollte. Eigentlich rauchte ich nicht, aber in einer Rauchergesellschaft konnte man hart widerstehen.
Diesmal dachte ich nicht an die Konsequenzen. Gemütlich ging ich am Wohnzimmer vorbei zum Flur und zog mir meinen schwarzen Mantel an. Mom kam aus der Küche gestürmt. "Wo gehst du hin?", rief sie aufgebracht. "Ich geh jetzt meinen Geburtstag feiern", entgegnete ich zufrieden, hob die Schlüssel von der Kommode auf und knallte die Tür zu bevor sie noch etwas sagen konnte.
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A/N:Hey ihr! :)
Wir sind Lea und Ena, zusammen als TeamLena. Hoffentlich gefällt euch unsere Geschichte. Wir wollten eigentlich einen Tag früher updaten, aber leider kam was dazwischen. Ich hoffe, dass keiner warten musste.Gebt uns bitte Feedback und votet. Das wäre echt schön. Ich freue mich schon auf Rückmeldung.
Eure Ena ♡
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Winglessly in Love *on pause*
Teen FictionMeghan ist eigentlich ein ganz normales 16-jähriges Teenagermädchen, wie alle anderen. Wäre da nicht diese winzig kleine Sache. Nämlich, dass sie tot ist, in dem Körper eines toten Mädchens wiedergeboren wurde und von Gott den Auftrag bekam Schutzen...