𝐾𝑎𝑝𝑖𝑡𝑒𝑙 1.

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Meine ganze Einzimmerwohnung liegt voll, mit bemalten Bildern und Leinwänden von mir.

Auf einigen sind Landschaften oder Gebäude, auf den anderen Lebewesen, Tiere, Pflanzen oder winzig kleine herausstechende Menschen in einer großen Gruppe.

Bis heute Morgen hatte ich Zeit, die besten zwei abzugeben. Meine Professoren bewerten hart, aber fair und ich bin mir bis jetzt nicht sicher, ob ich mich wirklich für die besten zwei entschieden habe...

Jetzt ist es eh zu spät, es mir anders zu überlegen. Ich schätze nicht, dass normale Menschen freitags Abend auf dem Boden ihrer Wohnung sitzen, um sich alle von ihnen selbst gemalten Bilder erneut anzusehen. Aus diesem Grund bin ich sogar sehr wahrscheinlich auch nicht normal und bin mehr oder weniger am Verzweifeln.

Nach ungefähr zehn Minuten, wo ich jedes Bild mir detailliert angeguckt habe, nehme ich das mit einer Straße in den siebziger in die Hand. Es hatte sehr kräftige Farben so unterschied es sich von anderen, außerdem erinnert es mich daran, dass ich in der falschen Generation geboren worden bin.

Ein weiteres Bild hatte ich schwarz-weiß gemalt, jedenfalls das meiste. Es war eine der Hauptstraßen der New York überfüllt von Menschen in Eile, auffallend war die einzige bunte Person mittendrinne, die eindeutig herausstach.

Es gab mir das Gefühl von Einsamkeit, obwohl man umrandet von Menschen war und dass man sich nicht immer fühlt als würde man dazugehören. Erstaunlicherweise kann ich mich mit dem Bild öfters gut identifizieren.

Ich stehe auf und versuche meine Unordnung ein wenig in den Griff zu kriegen. Dass in gefühlt jeder Ecke meiner Wohnung Bilder verteilt liegen, habe ich schon erstaunlich oft geschafft, für das Jahr, in dem ich hier jetzt schon wohne.

Ich liebe meine Wohnung. Sie besteht zwar nur aus einem kleinen Eingangs Bereich, Küche und Wohnzimmer, die eigentlich in einem Raume bestehen, dann noch mein Badezimmer und mein Schlafzimmer. Trotzdem ist es sehr geräumig, durch die hohen Decken und für mich ist es auf jeden Fall genügend Platz.

Ein großer Vorteil meiner Wohnung ist ihr Standort. Von hier ist es leicht zur Uni zu kommen, entweder zu Fuß oder mit der Metro. Außerdem ist es ruhig hier.

„Elain! Wir gehen heute aus" Sagt Dahlia, nach dem sie in meine Wohnung reinspaziert ist, ohne zu klopfen, als wäre es ihre eigene. Das musste sie auch nicht, denn Dahlia wohnt direkt gegenüber von mir. Wir sind seitdem wir klein sind beste Freundinnen und es war klar, dass wir nach unserem gemeinsamen Einzug unsere Ersatz Schlüssel austauschen.

Dahlia studiert, sowie ich, auch Kunst, allerdings ist sie trotzdem mehr oder weniger das genaue Gegenteil von mir.

Sie hat wunderschöne schwarze locken, im Gegensatz zu meinen eher welligen blonden Haaren. Sie ist selbstbewusst und selbstsicher, außerdem liebt sie es unter Menschen zu kommen. Vorzugsweise am späten Abend.

„Wohin willst du denn? Sag mir bitte nicht, dass du vor hast in irgend einen Club zu gehen??" Bei Dahlia konnte man nie nein sagen, wenn sie etwas vorschlug, deswegen probierte ich es nicht mal. Trotzdem mache ich meine nicht wirklich vorhandene Lust auf so einen Abend deutlich.

„Es gibt eine Party bei Mikael" Dahlia setzte sich auf dem Sofa, nachdem sie sich ein Apfel genommen hatte und fing ihn dann zu essen.

„Doch nicht Mikael" beschwerte ich mich und sie zuckte nur mit den Schultern.

„Ich hätte dir auch einen Club vorschlagen können, aber du meintest du willst nicht, deswegen gehen wir zu der Party. Keine Wiederreden ich würde diese Diskussion eh gewinnen. Du hast nur ein Leben Elain!"

Ich mochte Mikael nicht, er war einer der wenigen Menschen, den ich nicht ertragen konnte und ich konnte ziemlich alle ertragen. Ich weiß nicht welche Gründe ich dafür hatte, aber ich möchte ihn einfach nicht. Das war schon seitdem ich ihn das erste Mal mehr oder weniger getroffen habe und Dahlia weiß das ebenfalls.

"Komm schon Elain, schau mich nicht so an! Neulich war es noch deine Idee mal mehr unter Menschen zu kommen. Und wie bitte willst du das besser machen, als auf eine Party zu gehen? Sieh mal, bei Mikael kennst du wenigstens schon mal ein paar und es wäre auch ja nicht mal das erste Mal, dass du auf einer Party bist."

Ich zucke mit den Schultern und lasse mich zurückfallen. "Ich weiß das ich das gesagt habe, aber.."

"Kein Aber! Wenn du keine Lust mehr hast können wir ja wieder gehen, außerdem kennst du dich dort schon etwas im Haus und so aus, also wirst du nicht überfordert sein. Jetzt weißt du doch eh nicht, wie es nachher wird. Bestimmt wird es toll!" verspricht mir Dahlia.

Mikael und seine Freunde wohnen weiter entfährt von der Uni. Es war ein recht großes Haus, das wusste ich, weil ich schon öfters zu diesen Partys geschleppt wurde.

Die Partys von ihm, eher gesagt seiner Verbindung, gelten als die Besten, aber ich sehe sie wie jede andere Party. Zu laute Musik und überall betrunkene Leute, von denen ich nicht einmal ein Viertel kenne. Also alles wie auf jeder anderen Party auch.

„Okay okay, dann gehe ich mich halt umziehen." Sagte ich immer noch nicht sehr begeistert und gehe zu meinem Kleiderschrank, um etwas zum Anziehen zu finden, dass einigermaßen in Ordnung dafür ist.

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