𝐾𝑎𝑝𝑖𝑡𝑒𝑙 3.

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„Woher kann ich wissen, dass du kein Stalker oder ein Vergewaltiger bist?" rufe ich ihm hinterher und er bleibt stehen.

Nachdem er sich umgedreht hat, kann ich ein Grinsen in seinem Gesicht erkennen. "Warum verkomplizierst du alles? Ich brauche nur eine Pause von dieser Party, wie du es scheinbar ebenfalls brauchst. Ich nutze die Zeit einfach, um spazieren zu gehen." Der Typ dreht sich wieder um und fängt an erneut zu gehen.

"Okay, warte auf mich!" ich stehe auf und packe mein Handy ein. Er ist nicht stehen geblieben, also gehe ich einfach einen Schritt schneller.

Anstatt durchs Haus oder ums Haus rum zu gehen, geht der Unbekannte direkt durch den Garten. Er öffnet eine Gartentür und wartet bis ich durchgegangen bin.

"Wenigstens ein Vergewaltiger mit Manieren." sage ich spaßeshalber, auch wenn ich das nicht zu 100% ausschließen möchte, schließlich kenne ich diesen Typen ja eigentlich überhaupt nicht.

Auch er gibt ein raues Lachen von sich, nachdem er hinter sich die Tür wieder geschlossen hat. "Ein Vergewaltiger, nein. Aber wenn du mich als ein Gentleman bezeichnen möchtest, dann will ich dich nicht davon abhalten."

Ein 'pfff' ist das Einzige, was ich zu dieser Aussage von mir gebe.

Da ich bereits jetzt schon nicht mehr weiß, wo wir sind und ich meine ganze Orientierung verloren habe, folge ich ihm einfach.

"Kennst du dich hier aus oder verirren wir uns gerade möglicherweise?" frage ich nach ungefähr zehn Minuten, die wir schon unterwegs sind und bereits mehrmals abgebogen sind.

"Ja" er biegt wieder in eine neue Straße.

Ich gehe einen schritt schneller, damit wir auf gleicher Höhe gehen, da ich vorher immer ein Stück hinterher war. "Was 'ja'? Kennst du dich nun hier aus oder nicht?"

Er schaut zu mir "Ja, ich weiß, wo wir sind und auch wo wir hingehen."

"Und wohin?"

"Siehst du doch gleich. Kennst du dich hier nicht aus?"

"Nein, ich habe keine Ahnung, wo wir gerade sind oder wo wir hingehen. Der Weg zu der Verbindung hin, würde ich wieder erkennen können, aber diese Gegend habe ich wahrscheinlich noch nie gesehen." Ich probiere mir die Straßen ein wenig ein zu prägen.

"Wie oft warst du denn schon bei der Verbindung? Ich habe dich hier noch nie gesehen." fragt er mich.

"Keine ahnung, einige Male. Woher kennst du dich hier so gut aus?" stelle ich eine Gegenfrage.

Er lacht. "Ich wohne dort seit diesem Semester."

Ich braue einige Sekunden, um zu verstehen und bleibe dann abrupt stehen. "Warte du meinst die Verbindung?" Er nickt. "Du wohnst mit Mikael zusammen?" Er nickt wieder und ich kann mir einen leicht angewiderten Blick nicht verkneifen.

Ich gehe schnell weiter und er braucht nicht lange, um wieder auf meiner Höhe zu sein.

"Was ist mit Mikael? Ist er dein Ex?" fragt er verwirrt.

Ich schüttle angewidert meinen Kopf. "Oh Gott bewahre, nein!! Ich mag Mikael bloß einfach nicht. Das wäre es ja noch, wenn er mal mein Freund gewesen wäre."

Er zuckt mit den Schultern. "Er scheint ganz in Ordnung zu sein. Naja, es gibt schlimmere."

"Das ist nur eine Frage der Perspektive. Aber du musst ja auch sowas sagen, du wohnst mit ihm zusammen."

"Wie du meinst." ich brauche ihn nicht einmal anzuschauen, um sein grinsen zu bemerken.

"Wir müssen hier abbiegen." der unbekannte zeigt auf einen kleinen Waldweg. Wohl eher ein Pfad.

Ich bleibe stehen und schaue in genau an. "Jetzt mal ehrlich, du hast jetzt nicht vor mich zu vergewaltigen oder zu entführen oder sowas in der Art, oder?" es sollte mehr wie ein spaß rüberkommen, aber die Unsicherheit in meiner Farge, höre sogar ich deutlich heraus.

"Außerdem scheint der weg nicht besonders sicher." hänge ich noch hinten dran.

Er hebt eine Hand. "Ich verspreche dir, ich habe nichts dergleichen mit dir vor und glaub mir, der Weg ist überhaupt nicht schlimm." Er versucht mit zu beruhigen, was erstaunlicherweise ein klein wenig klappt.

Ich folge ihm in den Wald hinein. Durch die stille konnte ich sogar sein atmen neben mir hören und die Auto Geräusche von den nun weiter entfernten Straßen wurden immer leiser.

Was mache ich hier eigentlich gerade?

Plötzlich unterbricht der Unbekannte die Stille. "Ich mag die Nacht." Er schaut nach oben und ich tue es ihm gleich. Durch die Äste und Blätter, lässt sich der von Sternen bedeckte Himmel erkennen.

"Es ist wunderschön." meine Stimme ist kaum ein Flüstern.

Fast schon benebelt antwortet er mit meinem 'mhm'.

"Was gefällt dir an der Nacht?" möchte ich wissen. "Gefallen dir die Sterne oder magst du die Ruhe der Nacht, weil kaum ein Mensch draußen ist und du so mehr in deinen eigenen Gedanken verloren sein kannst?"

Er senkt seinen Kopf wieder und schaut mir direkt in die Augen. "Nachts sind die schaukeln frei."

Ich bin verwirrt. Mit dieser Antwort habe selbst ich nicht gerechnet. Sein grinsen wird breiter, dann biegt er um eine Ecke und deutet vor sich.

Ein kleiner Waldspielplatz erstreckt sich vor uns, mit zwei freien Schaukeln. Grinsend schüttle ich meinen Kopf und gehe hinüber um mich auf eine drauf zu setzten.

"Mit deinen Gründen hast du allerdings gar nicht so unrecht" sagt er, nachdem er sich neben mich gesetzt hat. "Ob wohl ich den Tag auch gar nicht so schlimm finde."

"Findest du wirklich?" Ich bin von seiner Aussage, um ehrlich zu sein ein wenig überrascht. Die meisten mögen die Nacht lieber als den Tag.

Er schaut wieder hinauf. "Naja, beide haben ihre Vor- und Nachteile, nicht wahr?" Ich nicke zustimmen, auch wenn ich mir nicht sicher bin, dass er es gesehen hat. "Ich glaube ich mag die Zeit dazwischen am liebsten. Die Sonnenauf- und -untergänge."

Ich muss ihm wieder recht geben. Diese kurze Zeit ist jedes Mal aufs Neue magisch.

"Und was magst du am Tag?" möchte ich trotzdem von ihm wissen.

"Naja, der Tag hat nun mal auch seine Vorteile und wird häufig unterschätzt. Er ist heller, belebter und es ist, als ob ein einziger Stern nur für uns strahlen würde, findest du nicht?"

"Wenn man es so sieht hast du recht, trotzdem warten die meisten auf die Nacht, um all die kleinen Sterne bewundern zu können, die so weit von uns entfernt zu sein scheinen."

Er senkt seinen Kopf, nickt zustimmend und schaut mich dann ganz direkt an. "Suchst du etwas Kleines, kompliziertes oder eher etwas Großes, direkt vor dir?"

Über die Frage muss ich nachdenken. "Ich weiß es nicht, vielleicht etwas dazwischen?" meine Antwort klingt mehr wie eine Frage. "Wie ist es mit dir?"

"Die Sterne sind oft eine schöne Ablenkung." ich warte darauf, dass er weiterspricht, doch das tut er nicht.

Die Sterne sind oft eine schöne Ablenkung – wie wahr, doch inwiefern meint er das?

Ich habe das Gefühl, es wäre unpassend von mir weiter nachzufragen, wenn er nicht mehr sagen möchte, sollte ich das akzeptieren.

"Ja, das sind sie." flüstere ich.

"Werde ich heute noch deinen Namen erfahren, Unbekannter?" frage ich nach einigen Minuten der stille und stupse ihn leicht an.

"Ich werde dich enttäuschen müssen. Ich bin allerdings mit Unbekannter sehr zufrieden, wie ist es mit dir Unbekannte?"

Ich muss grinsen. "Ich kann bei diesem Spiel gerne mitspielen. Gibt es irgendwelche Regeln, die ich zu beachten habe?"

"Nur wenn du welche willst."

Tell Me Your SecretsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt