𝐾𝑎𝑝𝑖𝑡𝑒𝑙 4.

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Wir werden von einem klingelnden Handy unterbrochen. Eher gesagt von meinem Handy.

"Hallo?" Ich bin drangegangen, ohne zu schauen, ob ich die Nummer kenne.

"Elain, wo bist du?" Es ist Dahlia, doch sie klingt aufgelöst.

"Ich bin eine Runde spazieren gegangen.." Ich schaue kurz zu dem Fremden. "Wieso, ist etwas passiert?"

Ich kann sie aufatmen hören. "Weißt du wie viel Angst ich gerade hatte, du hättest mir wenigstens Bescheid sagen können." Mist! "Aber dir geht es gut, oder?"

"Dahlia, es tut mir ja so leid. Ich habe total vergessen dir Bescheid zu sagen. Aber ja, mir geht es gut und dir?" Ich versuche mit einer Kopfbewegung anzudeuten, dass wir wieder zurück gehen sollten.

Sie lacht kurz erleichtert auf. "Schon etwas besser. Kommst du wieder hier her? Ich hatte gerade schon einen halben Herzinfarkt wegen dir." Dahlia lacht ein wenig, aber ich weiß genau, dass sie sich wirklich Sorgen gemacht hat.

Wie konnte ich auch nur so dumm sein.

"Ich mache mich auf dem Weg, sollte ungefähr zehn bis fünfzehn Minuten dauern, wenn ich mich beeile."

"Okay, sei vorsichtig!" Sie legt auf.

Der Unbekannte schaut mich fragend an. "Wer war das?"

Ich stecke mein Handy wieder ein. "Meine beste Freundin, die mit der ich hier oder wohl eher auf der Party war."

"Ist alles gut mit ihr?"

Ich zucke mit den Schultern und gehe noch einen Schritt schneller. "Jein. Ich habe ihr vergessen zu sagen, dass ich nicht mehr auf der Terrasse bin, sondern einen Spaziergang mache. Sie hat sich Sorgen gemacht, deshalb sollten wir uns am besten beeilen zurück zu gehen!"

Wir gehen aus dem Wald raus und der Unbekannte hat verstanden, wie wichtig es mir ist, jetzt schnell zur Verbindung zurück zu kommen, deshalb geht auch er schneller.

Ich versuche mich so zu beeilen, dass ich scheinbar alles um mich herum ausgeblendet habe, denn erst als ich angestupst werde, bemerke ich, dass er wohl scheinbar etwas gesagt hat.

"Du hast mir nicht zugehört, oder?" Er fängt an zu grinsen.

Ich fahre mir kurz durch meine Haare. "Nein, tut mir leid. Was war denn?"

"Ist nicht so wichtig."

"Jetzt sag schon." fordere ich ihn auf.

"Ich habe es nur mit Smalltalk probiert, damit du dich vielleicht wieder ein bisschen entspannst."

"Danke, dass ist lieb gemeint, aber ich denke ich kann mich erst wieder entspannen, wenn ich da bin."

"Was sind deine Lieblingsblumen?" fragt er und biegt dann um eine Ecke.

"Eh was? Ich habe doch gesagt.." Ich werde unterbrochen.

"Probiere es einfach, glaub mir, dass hilft ein wenig."

"Ich denke Tulpen."

"Wieso Tulpen?" Er schaut zu mir, wird dabei aber zum Glück auch nicht langsamer.

Ich zucke mit den Schultern und überlege kurz. "Ich weiß es nicht. Ich glaube, weil ich den Frühling sehr mag und bei uns im Garten damals immer welche gewachsen sind. Außerdem sehen sie schön aus."

"Tulpen sind wirklich schö.."

"Und kennst du diese" Ich stoppe. "Tut mir leid ich habe dich unterbrochen."

Sein grinsen kommt wieder. "Ich wollte nur sagen, dass ich Tulpen auch schön finde. Aber da du gerade so motiviert bist, fahr ruhig fort."

Ich muss lächeln. "Danke. Kennst du diese Blumensträuße, wo ganz viele verschiedene Blumen drinnen sind. Sowas liebe ich auch." Ich muss lachen. Wieso reden wir darüber welche Blumen mir gefallen?

"Siehst du, ich wusste, dass du jetzt lockerer wirst." Er hat recht. "Schenk dir dein Freund auch oft Blumen?"

"Ich habe keinen freund."

"Aber du sagtest doch eben.." Ich fange wieder an zu lachen.

"Notlüge." Sage ich und er muss auch grinsen.

"Gut zu wissen. Was ein Glück."

Wir biegen um eine weitere Ecke und nachdem wir ein kleines Stück gegangen sind, sehe ich den Haupteingang der Verbindung.

Ich bleibe kurz stehen. "Dankeschön, der Abend ist doch besser geworden als ich gedacht hatte."

"Ich habe zu danken."

Ich zeige kurz auf das Haus und er nickt, dann renne ich regelrecht los. "Auf Wiedersehen!"

Dahlia sitzt auf dem Sofa und sieht immer noch nicht entspannt aus. Deshalb umarme ich sie direkt. "Es tut mir so so leid. Ich weiß ich hätte dir Bescheid sagen sollen, doch ich habe in dem Moment gar nicht daran gedacht."

Dahlia umarmt mich ein Stück fester. "Mach das nie wieder, ja?"

"Versprochen."

"Oh man, du weißt gar nicht wie viel Angst ich hatte, als ich raus gegangen bin und du nicht mehr dort und auch nicht im Haus zu finden warst."

"Ich weiß, ich weiß. Ich verspreche dir hier und jetzt, dass so etwas nie wieder vorkommen wird!" Dabei verhaken wir unsere kleinen Finger zusammen.

Dahlia muss lächeln und umarmt mich noch einmal. "Ich will Nachhause."

"Ich auch." Wir beide lachen.


Wir bestellen uns erneut einen Uber und fahren zu uns Nachhause. Da wir eh gegenüber voneinander wohnen, ist Dahlia einfach direkt zu mir gekommen und wir sind schnell in meinem Bett eingeschlafen.


Nachdem ich etwas Kaffee für Dahlia und mich gemacht habe, sitzen wir nun mehr oder weniger ansprechbar auf meinem Bett.

Dahlia scrollt durch Instagram und zeigt mir jede fünf Minuten einen Beitrag, ohne etwas zu sagen, während ich in einem kleinen Skizzenbuche von mir krickle.

"Was zeichnest du eigentlich?" will sie wissen, nachdem sie irgendwann ihr Handy an die Seite wortwörtlich geschmissen hat und reißt mir dabei das Buch aus der Hand. "Schön. Was ist das?"

Ich zucke mit den Schultern. "Keine Ahnung, ich habe einfach nur gekrickelt." Ich zeige auf etwas auf dem Bild. "Das ist zum Beispiel ein Baum."

"Das kann ich sehen. Dieser Baum ist das Einzige was richtig zu erkennen ist." Ich zucke erneut mit den Schultern und lasse mich nach hinten aufs Bett fallen. "Ist das eine Schaukel?"

Ich strecke meinen Kopf. "Ja kann sein."

"Huh." Dahlia legt mein Skizzenbuch an die Seite.

"Wie spät ist es eigentlich?"

Dahlia greift nach ihrem Handy und macht das Display an. "MIST!! Schon nach Zwölf!"

"Beruhig dich mal, es ist Samstag und wir haben heute eh nichts vor."

"Doch das haben wir." Sagt sie kleinlaut.

Ich kenne diesen Ton in Dahlias Stimme. Der kommt immer dann, wenn sie etwas ausgefressen hat oder mir das was kommen wird nicht gefallen wird. Deshalb setzte ich mich wieder auf und schaue sie auffordernd an, damit ich verstehe was jetzt los ist.

"WIR.." sie betont es extra deutlich. ".. sind mit Mikael und seinen Freunden verabredet."

Das kann nicht ihr Ernst sein, oder?

Tell Me Your SecretsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt