𝐾𝑎𝑝𝑖𝑡𝑒𝑙 2.

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Ich kann immer noch nicht ganz verstehen, warum ich nicht einfach Zuhause geblieben bin. Mir ist jetzt schon klar, dass ich heute Abend nicht wirklich viel Spaß haben werde und die meiste Zeit wahrscheinlich darauf warten werde, dass wir wieder gehen, aber Dahlia hat Recht, bis jetzt weiß ich nicht wie es wird.

Mein Ziel ist es heute weder voll betrunken zu werden, da ich Black-outs über alles hasse und auch keine komischen spiele oder so etwas in der Art mitzumachen, denn ich kann es nicht gebrauchen, mir die nächste Woche Vorwürfe zu machen, weil etwas aus dem Ruder gelaufen ist oder ich mich einfach nur total peinlich angestellt habe.

Wenn ich Dahlia anschaue, bemerke ich, wie sichtlich aufgeregt sie schon ist. Ihr machen solche Partys unglaublich Spaß. Mir deutlich weniger.

Unser Uber ist schon fast eine halbe Stunde unterwegs und die Umgebung, durch die wir gerade fahren ist mir nicht unbekannt. Scheinbar war ich doch schon öfters bei einer dieser Mikael-Verbindungs-Partys, als es mir eigentlich lieb ist.

Ich habe mir bei meinem Outfit nicht wirklich viel Mühe gegeben. Ich trage ein schlichtes enges, beiges Kleid, welches mir übers Knie reicht, allerdings hat es einen Schlitz an der Seite. Meine Haare habe ich mir nur einmal schnell durchgebürstet und mir meine weißen Nike Air Force angezogen.

Dahlias schwarzes Kleid ist eindeutig kürzer, ihr Make-up ist viel kräftiger als meins und mit Haaren und Accessoires hat sie sich viel mehr Mühe gegeben als ich.

Das einzige gute heute Abend ist das Wetter, denn es ist keine Wolke am Himmel und es ist warm genug, um im Kleid, aber ohne Jacke rausgehen zu können.

"Schau nicht so, heute wird es bestimmt toll. Für beide von uns! Außerdem siehst du umwerfend aus, obwohl ich an deiner Stelle andere Schuhe gewählt hätte" sie schaut schmunzelnd auf meine Schuh Wahl. Ich wusste, dass sie das heute nochmal ansprechen wird, deshalb muss ich auch anfangen zu grinsen.

"Machst du mir Komplimente, damit ich dir auch welche gebe?" frage ich sie und muss noch breiter grinsen. Dahlia schüttelt lachend den Kopf.

"Das war nicht mein Hauptanliegen, aber wenn du unbedingt willst."

Ich muss lachen. "Du klingst gerade so eingebildet." Sie lacht jetzt ebenfalls. "Danke Dahlia, du siehst wunderschön aus und ja, mir ist bewusst, dass dir das selbst auch schon bewusst ist."

Sie hob aus spaß ihre Hände in die Luft "Ich glaube lügen würde jetzt eh nichts mehr bringen."

Als wir vor dem Haus anhalten, springt Dahlia regelrecht aus dem Auto und schaut mich ungeduldig an, weil ich mir vielleicht ein wenig mehr Zeit lasse, als es vielleicht nötig wäre.

Im Garten waren bereits die ersten und drinnen wurde es nicht unbedingt leerer. Überall stand jemand, fast jeder hatte einen bunten Becher in der Hand, wie es für eine College Party üblich ist.

Auf dem Sofa im Wohnzimmer saß Mikael mit ein paar Freunden, die ich bereits kennengelernt habe, auch wenn ich jetzt zugeben müsste, dass ich vielleicht gerade mal drei weitere Namen kenne und noch ein paar weiter Leute saßen da, die ich bestimmt nie gesehen habe.

Dahlia geht direkt in ihre Richtung und umarmt Beth zur Begrüßung. Ich würde nicht sagen, dass ich mit ihr befreundet bin, aber sie ist nett und man kann sich gut mit ihr unterhalten.

Ich hole mir erstmal ein Getränk, denn lieber zögere ich es noch etwas heraus Mikaels unerträgliches Gequassel zu hören. Außerdem war nie die Rede, dass ich heute nichts trinke, sondern nur, dass ich nicht voll betrunken werde und ich meine, niemand wird nach einem oder zwei bechern voll. Nicht einmal so wirklich angetrunken.

Bevor ich bei dem Sofa dann doch ankomme, ist schon fast die Hälfte des Bechers weg, aber kann es mir verübeln. Ich umarme Beth ebenfalls, dann lasse ich mich auf das Sofa fallen.

Mir ist es herzlich egal was die alle über mich denken, weshalb ich nicht wirklich sitze, sondern mehr oder weniger schon so halb nach hinten angelehnt liege. Ich hole mein Handy heraus und scrolle durch Instagram, während mein Becher auf meinem Bauch abgestellt ist und ich zwischendurch einen Schluck daraus trinke.

Eine neue sms von Dahlia lässt mich hochschauen. Sie lächelt mich nur an und hebt kurz ihren Becher, dann lese ich mir ihre Nachricht durch. 'Gib zu, es gab schon viel schlimmere Abende!!' ich schaue wieder zu ihr und zucke mit den Schultern. Dann lächele ich sie an, hebe meinen Becher aus spaß auch einmal und trinke was. Sie muss auch grinsen.

Plötzlich ist eine Hand vor meinem Gesicht. Erst schaue ich sie an, dann den Typen neben mir. Zugegeben, er ist wirklich gut aus, aber ich habe keine Ahnung, was er von mir möchte.

Als hätte er meine Gedanken gelesen oder so, sagt er "Ich möchte einen Schluck." und deutet auf meinen Becher.

Ich reiche ihm den Becher. "Behalt ihn, ist eh nicht mehr viel drinnen." danach stehe ich auf und deute Dahlia an, dass ich Richtung Terrasse gehen werde. Dort steht die mir bereits bekannte Hollywood-Schaukel, auf der ich es mir bequem mache.

Ich habe es mir angewöhnt, vor einer Party, mir ein neues E-Book zu downloaden oder zu kaufen. Hier draußen ist es nicht so laut wie drinnen und damit ich nicht gleich durchdrehe, lese ich lieber ein wenig.

Dahlia weiß, dass ich das öfters mache und lacht mich immer wieder dafür aus, trotzdem sagt sie nie etwas dagegen, denn sie weiß ebenfalls, dass es Sachen gibt, die ich lieber machen würde, als hier zu sein. Trotzdem war es ja letztendlich meine Entscheidung, dem heute hier eine Chance zu geben und für meine Verhältnisse schlage ich mich immer noch sehr gut.

Ich werde schon wieder abgelenkt, als sich jemand direkt neben mich setzt. Es ist der Typ vom Sofa und ich schaue ihn einfach nur weiterhin an.

"Was machst du hier so alleine?" fragt er und schaut mich ebenfalls genau an.

Etwas zu sarkastisch antworte ich "Ich genieße die Party in vollen Zügen, das sieht man doch, oder etwa nicht?" ich packe mir dabei erschrocken ans Herz.

"Komm mit." Er steht plötzlich auf und reicht mir seine Hand.

"Nein danke, du bist nicht mein Typ." -Lüge. "Außerdem habe ich einen Freund." -Lüge.

Er fängt an zu grinsen. "Das meinte ich gar nicht, aber gut zu wissen, dass du direkt an so etwas denkst und das mit dem Freund sollte ich mir wohl merken." Mistkerl!

Ich verschränke meine Arme "Was hättest du denn sonst meinen können? Bestimmt willst du nicht mit mir spazieren gehen, während hier eine Party stattfindet."

"Doch, eigentlich hatte ich das vor." Er dreht sich um und geht los. "Kommst du oder soll ich jetzt alleine gehen?"

Tell Me Your SecretsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt