Der Schatten des Ringes| Bagginshield

Der Groll der Sackheim-Beutlins

Der ehemalige Meisterdieb atmete erleichtert auf, als er Beutelsend endlich erreicht und hinter sich seine Tür gut verschlossen hatte. Bilbo zog sich den Ring vom Finger und verstaute ihn wieder sorgfältig in seiner Westentasche. Hoffentlich würde Lobelia ihn jetzt in Ruhe lassen.

Oh, wie er dieses schreckliche Frauenzimmer hasste. Bilbo fand, dass Lobelia ein Drache war. Und sie stand Smaug wirklich in fast nichts nach. Schließlich lief Bilbo in die Küche und begann sich einen Tee zu kochen. Der Hobbit zitterte noch immer. Vielleicht lag es an dieser Fluchtaktion oder daran, dass ihn der kleine Junge auf dem Markt mit ,,Herrn Beuteler" angeredet hatte. Bilbo schloss kurz die Augen, atmete tief ein und dann wieder aus. Er musste sich beruhigen. Also kochte er seinen Tee und blinzelte alle paar Minuten durch das Fenster in der Diele, damit er sich sicher sein konnte, dass keine hysterische Hobbitdame vor seiner Tür stand.

Gerade als sein Tee fertig war und er den Zwischenfall mit Lobelia fast vergessen hatte, hämmerte es plötzlich an seiner Tür. Bilbo machte ein missbilligendes Geräusch mit seiner Zunge, ließ seinen Tee stehen und lief zur Tür. Der Besucher oder die Besucherin war sehr ungeduldig und hatte schon ziemlich oft geklopft. Einen Moment stand Bilbo unschlüssig vor seiner Tür. Er müsste Lobelia nicht reinlassen, dies hier war immer noch sein Haus. Er hatte hier das Sagen und außerdem war er nicht in Stimmung für Besuch, schon gar nicht von Lobelia Sackheim-Beutlin!

,,Bilbo Beutlin!", keifte sie draußen mit ihrer hohen Stimme. ,,Ich weiß, dass du zu Hause bist! Du brauchst dich da drinnen gar nicht zu verstecken! Otho und ich sind hier, weil wir mit dir über etwas Wichtiges reden wollen!" Oh nein, dachte Bilbo. Otho Sackheim-Beutlin war auch noch da?

Bilbo stöhnte leise auf. Auch Otho konnte er nicht besonders leiden und das beruhte wahrscheinlich auf Gegenseitigkeit. Aber der Hobbit wunderte sich, warum Otho auch hier war. Nach Bilbos Rückkehr, die Otho sehr missfallen war, weil er nun Beutelsend doch nicht erben konnte, hatte Otho sämtlichen Kontakt zu Bilbo abgebrochen, was der Beutlin auch gar nicht so schlimm fand. ,,Mach jetzt auf!", rief Lobelia dann wieder. ,,Oder ich werde diese Tür eintreten!"

Tatsächlich hing Bilbo sehr an der grünen Tür, an der immer noch leicht Gandalfs Rune zu erkennen war. Also ließ er die Sackheim-Beutlins widerwillig rein. ,,Na, endlich", sagte Lobelia und musterte Bilbo wie ein Insekt, welches dringend beseitigt werden musste. ,,Hallo, Lobelia und Otho", erwiderte Bilbo zerknirscht. Otho Sackheim-Beutlin ignorierte Bilbo aber komplett, also hätte er sich diese Begrüßung auch sparen können. Lobelia rümpfte die Nase, quetschte sich an Bilbo vorbei und zerrte Otho wie einen Hund hinter sich her. Bilbo schloss mit einem leisen Seufzer die Tür. Das konnte ja heiter werden!

Lobelia und Otho saßen schon in Bilbos Küche. Otho trank den Tee, den Bilbo für sich gemacht hatte und Lobelia kramte verdächtig in Bilbos Besteckschublade herum. Der Beutlin räusperte sich kurz. Lobelia zuckte zusammen, versteckte blitzschnell etwas in einer Innentasche ihres grellen Kleides und fuhr herum. ,,Lobelia-Schätzchen. Ich weiß gar nicht, was wir hier sollen", murrte Otho genervt. Er nahm immer noch keine Notiz von Bilbo, der sich nun neben seinen Vettern setzte. Bungo, Bilbos Vater und Longo, Othos Vater, waren Brüder gewesen. Bilbo betrachtete das Paar kurz.

Otho und Lobelia Sackheim-Beutlin waren beide 33 Jahre alt, also gerade mündig. Vor ein paar Jahren hatten sie geheiratet. Die beiden mussten sich überall aufspielen. Otho war arrogant und musste immer damit angeben, dass er zu einer der reichsten Hobbitfamilien im Auenland gehörte. Lobelia war zänkisch und zog über jeden her, egal wer er war. Bilbo fand, dass die beiden perfekt zusammenpassten.

,,Otho-Schätzchen", meinte Lobelia genervt. ,,Ich habe dir doch schon mehrmals gesagt, was wir hier wollen!" ,,Er ist eh nicht der richtige Bilbo Beutlin", erwiderte Otho mürrisch und trank einen Schluck von Bilbos Tee. ,,Bitte?", empörte Bilbo sich. ,,Natürlich bin ich Bilbo Beutlin!"
,,Sag ihm, dass ich ihm nicht glaube!", grummelte Otho.