5-/5 Jahre später

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Tenko PoV.

Er hatte es versprochen.

Es war seine Idee und er hatte mir versprochen, immer zu antworten- sogar mich hat er dieses dämliche versprechen machen lassen...

Ich hatte mir damals eingeredet, dass es meine Schuld gewesen war, weshalb ich keine antwort mehr bekommen habe, dass ich etwas falsches geschrieben und einfach von zu langweiligen Dingen erzählt hätte.
Es war damals einfacher den Fehler bei mir zu suchen, da ich von Touya noch immer als meinen besten Freund gedacht hatte, vor allem aber, da die letzten 5 Jahre nicht meine schönsten waren.

Auf der Schule in Ōsaka habe ich mir keine Freunde machen können, dafür aber einen Feind- natürlich unbeabsichtig.

Mir wurde oft genug gesagt, dass ich keine Freunde hätte, weil ich ein nichts wäre und keine verdienen würde, ich habe es geglaubt und dinge getan, auf die ich alles andere als Stolz bin- ich wusste es nicht besser.

Irgendwann jedoch, mit jedem weiteren Brief der unbeantwortet geblieben war und diesem kleinen, naiven Fünkchen Hoffnung, das jedesmal enttäuscht wurde, habe ich gemerkt, dass Touya sein Versprechen schlicht und ergreifend gebrochen hatte.

Es mag merkwürdig wirken, dass ich mir so viele Gedanken um einen Jungen mache, von dem ich so lange nichts gehört und gelesen- geschweige denn gesehen habe, aber wie könnte ich ihn und dieses versprechen vergessen?
Er hat mich damals damit getröstet, dass er auf alles antworten würde, was ich ihm schicke, auch wenn es nur ein Wort wäre. Ich habe ihm zugehört und mich um ihn gesorgt, jedesmal wenn er Angst hatte, was der nächste Streit seiner Eltern auslösen würde.

Wir haben zusammen jedes erdenkliche Videospiel durchgespielt und es trotzdem noch geschafft, fast jeden Tag den Garten zu verwüsten...

Er sagte wir würden das hier zusammen durchstehen, wie alles andere auch, aber er war nicht da.

Der Grund, warum ich grade jetzt wieder über diese Dinge Nachdenke ist ein ganz einfacher- ich stehe nämlich schon wieder in meinem Zimmer und packe meine sachen in Kartons und Taschen aller größen- da ich damals viel aussortieren musste, brauche ich aber nicht allzu lange...

Als mein Vater uns letzte Woche mitgeteilt hat, das wir sehr bald wieder umziehen würden, war ich so gut gelaunt wie lange nicht mehr.
Auch jetzt kann ich mein Glück garnicht fassen.
Das einzige, was diesem Glücksgefühl einen Knacks verpasst hat, war die tatsache, dass wir in die selbe kleine Stadt von damals zurückziehen - ja sogar das selbe Haus.

Damals mussten sie mich regelrecht aus diesem Gebäude heraus- ins Auto zerren. Der Abschied von einem gewissen Jungen war damals schwerer als ich gedacht hatte.
jetzt aber will ich nicht wieder zurück, ich will einfach nicht direkt neben einem Menschen wohnen, der mich im Stich gelassen hat- mich aber einmal besser kannte, als jeder andere.

"Tenko- wir fahren in 5 Minuten, verabschiede dich noch schnell und komm dann zum Auto"

Ich schaue mich wild um als ich die Stimme meiner Mutter höre, ich war so in Gedanken, dass ich sie garnicht habe an der Tür stehen sehen.

"Klar, ich komme schon"

Während meine Mutter sich eine letzte Tasche schnappt und in dem eintönigen, engen Treppenhaus unserer Wohnung verschwindet, wende ich meinen Blick ein letztes mal in den Raum, den ich vor wenigen Stunden noch als mein Zimmer betitelt habe.

Er ist komplett leer, bloß die helle Morgen Sonne scheint durch die frisch geputzte Scheibe und taucht ein paar herumliegende Kabel in angenehmes, warmes Licht.
Ich habe unglaublich viel Zeit hier verbracht- mit Hausaufgaben, Nachdenken, Musik hören und natürlich Briefe schreiben zum Beispiel, dennoch bin ich unendlich froh, dem ganzen endlich Lebewohl sagen zu können.

Auch ich schnappe mir nun aber endlich meinen Rucksack für die Autofahrt und werfe die Tür dieses 5 Jahre anhaltenden Alptraums, wuchtig hinter mir zu.

Draußen angekommen Quetsche ich mich zu meiner Schwester auf den Rücksitz und mache es mir etwas gemütlich- hole also ersteinmal etwas zu trinken und meine Kopfhörer heraus, während ich die Ärmel meines Pullovers hochkrämpele und mich zurücklehne.

Die Autofahrt selbst ist ruhig und sogar recht angenehm, meine Eltern hören etwas Radio und reden miteinander, meine große Schwester folgt meinem Beispiel und sitzt mit Kopfhörern auf ihrem Platz.
Ich selber schaue aus am dem Fenster und sehe mir alles an, an dem wir vorbei fahren- zumindest bis jemand mich von der Seite anstuppst.

Seufzend mache ich mein Rechtes Ohr frei und warte darauf, was Hana zu sagen hat.

"Ich wette du hast da auch schon drüber Nachgedacht, aber was ist denn mit... Du weisst schon- hm?"

"Was soll damit sein? Is mir egal was Touya macht"

Ist es mir egal?

Grade als ich wieder in die schöne, kleine Welt meiner Musik eintauchen wollte, mischt sich aufeinmal meine Mutter ins Gespräch ein.
Das was sie jedoch sagt, jagt mir tatsächlich ein kleines schmunzeln auf die Lippen.

"Apropos- ich habe von einer der Nachbarn gehört, dass vor garnicht allzu langer Zeit ein Umzugswagen vor dem Haus der Todorokis stand. Wenn du glück hast, sind sie ebenfalls umgezogen... Auch wenn ich mir sicher bin, das-"

"Ist gut, fang bitte nicht wieder damit an. Danke für die Info"

Mit einem leisen grummeln wende ich mich wieder dem Fenster zu und starre verspannt in die Landschaft, kann mir ein paar weitere Gedanken über dieses Thema natürlich nicht verkneifen...
Meine Mutter selbst hat noch Kontakt mit unseren alten Nachbarn, da sie sehr gut befreundet waren- der Brief Austausch zwischen ihnen, war damals leider der Grund für mich gewesen, die Theorie zu vergessen an die ich mich so geklammert hatte.

Nämlich dass die Briefe aus Ōsaka vielleicht nicht bis dorthin zugestellt würden, oder das sie stecken geblieben wären.

Der wiederholte versuch meiner Eltern, mir weis zu machen, es müsste einen anderen Grund geben, warum ich nie eine Antwort bekommen habe, habe ich langsam auch satt.
Ich will davon einfach nichts mehr hören.

...

Wann bin ich so bitter geworden?

Ich will nicht sauer auf Touya Todoroki sein, ich will ihn vor allem nicht hassen oder ihm meine probleme zu schieben...
Mich selber aber will ich auch nicht mehr hassen- ich bin es einfach leid.

Einige Minuten voller sinnloser Gedanken und verschwendeter Zeit später, gibt meine Mom bescheid, dass es nicht mehr allzu lange dauern wird.
Nachdem ich mich also selber dafür verflucht habs, mich wieder viel zu lange auf diese dinge konzentriert zu haben, beschließe ich, meine viel zu lauten Gedanken mit der Musik der Kopfhörer zu ertränken und den rest der fahrt etwas zu entspannen.

Ob Touya oder nicht, wir werden schon früh genug ankommen.
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Das hier ist das längste Kapi der ganzen Story geworden- erneut konnte ich die Szene aber einfach nicht kürzen haha TwT

Naja, Tenko ist weg von Ōsaka! Finally.
Und das dieser Kapitel ausgerechnet das 5 Ist, war ein Zufall ;___;

Hoffe es hat euch gefallen! °^°

Everything stays --Shigadabi ff--Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt