3. Kapitel

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Oben angekommen warf ich mich auf mein weiches Federbett und zückte das Handy. Leicht enttäuscht stellte ich fest, dass Malou noch nicht angerufen hatte. Aber warum sollte sie auch? Unsere Begegnung war erst wenige Stunden her und da heute Freitag war, konnte ich wohl kaum vor Montag mit einem Anruf rechnen. Bei dem Gedanken spürte ich noch einmal einen leichten Stich der Enttäuschung in der Magengrube und fühlte mich von mir selber ertappt.

Um mich nach diesem ereignisreichen Tag etwas zu entspannen und mich vom Streit mit meiner Mutter abzulenken, stellte ich mein Macbook aufs Bett und suchte mir eine Nicolas Sparks Verfilmung heraus. Irgendwann während des Films musste ich wohl eingeschlafen sein, denn als ich erwachte, war der Bildschirm schwarz. Wahrscheinlich der Akku. Ich klappte den Laptop zu, schob ihn unters Bett und kuschelte mich so wie ich war unter die warme Decke. Da ich immer noch das Leibchen von Malou trug, stieg mir der Duft ihres Waschmittels in die Nase und ich schlief lächelnd ein.

Das kalte Surren des Handys riss mich am nächsten Morgen aus meinen Träumen. Schlaftrunken blickte ich zu meinem Nachttisch und angelte mir das Gerät herbei. Es war erst 7 Uhr 30, wer um Himmels willen wollte denn schon so früh an einem Samstag etwas von mir?

Es war eine SMS von Alex.

Guten Morgen Sarah! War echt toll, dich wiederzusehen. Schick mir doch so bald wie möglich deinen Lebenslauf und ein paar Zeugnisse, damit ich sie an unsere Personalabteilung weitergeben kann: alex.rohner@freyundwenger.ch. Wenn du willst, werf ich vorher noch meinen Kennerblick drauf ;)

PS: Egal was deine Mutter meinte, ich fand die Bluse stand dir echt gut ...

Ich sah an mir herab und betrachtete noch einmal das Oberteil, welches mir an den Brüsten etwas spannte, da Malou eine Kleidergröße kleiner trug. Wieder überkam mich das Gefühl, dass Alex weniger von der Bluse sprach, als von dem, was sich darunter verbarg. Nachdem ich mir den letzten Schlaf aus den Augen gerieben, herzhaft gegähnt und mich gestreckt hatte, ging ich nach unten, um mir Frühstück zu machen.

Ich schnappte mir ein Schoko-Joghurt, schnitt einen Apfel klein, gab alles zusammen mit Haferflocken, Milch und ein paar Trauben in eine Schüssel und fertig war mein Birchermüsli.

Während ich mir den ersten Löffel in den Mund schob und genüsslich kaute, ging ich wieder nach oben in mein Zimmer.

Wenn ich Alex meine Bewerbungsunterlagen noch dieses Wochenende schicken wollte, musste ich loslegen. Meine letzte Bewerbung hatte ich vor anderthalb Jahren geschrieben, als ich vor dem Studium noch etwas Erfahrung sammeln wollte. Damals war es jedoch nur um schlecht bezahlte Praktika gegangen und dementsprechend wenig Zeit hatte ich in die Erstellung der Dokumente investiert. Ich holte das Macbook wieder unter dem Bett hervor, und während ich mein Müsli löffelte, machte ich mich an die Arbeit.

Inhaltlich war mein Lebenslauf schnell auf den aktuellen Stand gebracht, für ein seriöses Layout brauchte ich hingegen fast eine Stunde. Anschließend ging ich zum Fenster, um etwas frische Frühlingsluft hereinzulassen und als ich die warme Morgensonne auf meiner Haut spürte und ein paar Vögel zwitschern hörte, war mir auf einmal wahnsinnig nach einem Spaziergang zumute. Hastig zog ich mich um und machte mich etwas frisch, schnappte mir mein Abschlusszeugnis und meine Arbeitsbestätigung für das Praktikum und hüpfte die Treppe hinab. Die Papiere musste ich sowieso einscannen, das konnte ich auf meinem Spaziergang gleich noch erledigen.

Unten stieß ich beinahe mit meinem Vater zusammen, der in seiner grünen Latzhose und schwarzen Gummistiefeln steckte.

„Huch, wohin des Weges, flinke Tochter?", trällerte er vergnügt.

Ich wedelte mit meinen Dokumenten in der Luft herum und meinte in geschäftsmäßigem Ton: „Hab noch was zu erledigen!"

„Vorbildlich, ganz der Vater, zuerst die Arbeit, dann das Vergnügen."

Malou my love (girlxgirl) | abgeschlossen 📓 (Leseprobe)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt