Kapitel 5

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Völlig außer Atem nestelte ich in meinen tiefen Taschen nach meinem Haustürschlüssel. Hinter mir pfiff der Wind durch die Baumkronen und vergrößerte den Wunsch drinnen im Warmen zu sein. Jedes kleine Rascheln der Büsche ließ mich aufschrecken. Nach einer gefühlten Ewigkeit spürte ich endlich den spitzen Gegenstand in meinen Händen.

Nahe zu rennend trat ich ein. Doch die erhoffte Ruhe blieb aus. Ein wild springender Max empfing mich und auch Debby und Henry waren nicht weit. Beide trugen ihre dicken Mäntel.
Mit zwei gefüllten Reisetaschen schritten sie an mir vorbei zu der noch offenen Tür.

,,Hey, Cally Schatz. Wir haben schon gegessen. Das Essen steht im Kühlschrank. Wärm es dir auf, ja."
Noch unfähig zu antworten nickte ich einfach nur.

,,Wir müssen jetzt los. Du bringst Max ins Bett", richtete sie sich in strengem Ton weiter an mich. Wieder nickte ich nur.

,,Maaaam, ich bin 7. Ich bin alt genug" protestierte Max und hielt in seinem Hopsen inne.

,,7 ist ganz sicher nicht alt genug. ". Mit einem kleinen spielerischen Kniff in die Wange verabschiedete sie sich. Gleichzeitig winkte auch Henry uns beiden nochmal zu. Doch ehe man sich versah, waren die beiden auch schon verschwunden. Ohne, dass ich überhaupt von meiner Begegnung erzählen konnte.

Etwas verdattert starrte ich auf die wieder geschlossene Haustür und dann in den Spiegel neben der Garderobe. Meine Haare standen in alle Richtungen ab und meine Pupillen waren immer noch vor Angst geweitet. Wie bitte hatten meine Pflegeeltern meinen Zustand nicht wahrnehmen können?!

Max schien keineswegs traurig, dass seine Eltern weg waren. Fröhlich hopste er nun in Kreisen um mich herum. Eine Zeit lang weinte er immer, wenn sie weg waren. Aber mittlerweile erkannte er durchaus seine Vorteile. Zum einen weil er so viel Essen konnte wie er wollte und wer sagt da schon nein. Zum anderen weil ich mir dann besonders viel Zeit mit ihm nahm und mir die kuriosesten Spiele ausdachte.

Doch jetzt gerade fehlte mir einfach die Kraft dazu. Auch Max schien zu merken, dass irgendwas nicht stimmte. Denn als er sah, dass ich mich immer noch nicht bewegte, hielt er in seiner Hopserei inne.

,,Was ist denn, Callida?"

Es hatte keinen Sinn hier rum zu stehen und durch die Gegend zu starren. Max hatte es nicht verdient sich Sorgen um mich machen zu müssen. Also zwang ich mir ein Lächeln aufs Gesicht: ,, Nichts. Es ist alles gut. Lass uns Fernsehen. Du darfst aussuchen."

Das nun wieder strahlende Kind rannte in Richtung Wohnzimmer und sprang mit einem Satz auf die Couch. So schnell konnte man Kinder glücklich machen.

Während Max durch die Kanäle zappte, schweiften meine Gedanken immer weiter ab.

Eigentlich sollte ich jemandem von meiner Begegnung erzählen. Aber wem? Vielleicht Debby und Henry? Nein, wahrscheinlich würden sie mir nicht glauben. Außerdem sind sie gerade zu der Tür hinauspaziert.

Vielleicht Noah und Tara. Nein, lieber auch nicht. Für die beiden musste ich heute schon verrückt genug gewirkt haben. Außerdem sollten sie keine Angst um mich haben.

Wenn man ehrlich ist, haben die beiden Fremden garnichts getan. Der Blonde hatte mir sogar den Sturz erspart. Trotzdem schienen er und der andere über mich geredet zu haben. Aber warum? Hatte das irgendwas mit dem Vorfall im Cafe zu tun?

Plötzlich schoss mir ein weiterer Gedanke in den Kopf. Der Fremde hatte mich mit meinem Namen angesprochen: 

,,Nein, ich will dich nicht töten, Callida"

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⏰ Letzte Aktualisierung: Mar 21, 2021 ⏰

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