Die Wilde aus der anderen Welt

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Der Elfenkönig

Er hielt sich in seinem Kriegszimmer auf, als die Nachricht eintraf. Sie ist da. Sie?! Verwunderung kam in ihm auf. Es handelt sich also nicht um den verräterischen Elf. Maddox hatte recht. Schon wieder. Er konnte seinen Gedanken gerade erst zu Ende denken, als die Tür mit voller Wucht aufflog und Fyllo hereinstolperte.

Der König hatte seine besten Krieger geschickt, darunter waren Sorin und Fyllo seine engsten Freunde. Der andere Jüngling hatte erst frisch seine Ausbildung als Soldat absolviert. Ein Blick auf seinen Gegenüber reichte um in Verwirrung zu verfallen.

Sein schwarzes Haar war zerzaust und er hatte einige Kratzer im Gesicht. „Sie..sie ist verrückt. Sie ist wahnsinnig!" keuchte er, doch dann sammelte er sich und richtete sich auf „Komm bitte in den Thronsaal, sie wartet dort auf dich." Der König musterte sein geschundenes Gesicht. „Was ist mit dir passiert?" Wenn  sich wieder Bokkels in den Wäldern herumtrieben musste er das wissen.

Fyllo sah peinlich berührt zu Boden und sprach so leise, dass er es kaum verstehen konnte „Als wir ihr beibringen wollten, dass sie gleich den König treffen wird, hat sie uns einfach angegriffen. Wir konnten sie bändigen, doch dazu brauchten wir Hilfe von der Wache. Du solltest dir mal Sorin ansehen. Ihm hat sie die Nase gebrochen. Ich weiß nicht was in sie gefahren ist."

„Was ist sie, dass sie dich so verunstaltet hat?!"
„Ei..ein Menschenmädchen."
Eine gefährliche Ruhe breitete sich in mir aus. Was hat er gesagt?
„Ihr habt euch von einem Menschenmädchen verprügeln lassen?" presste er zwischen den Zähnen hervor.

Fyllo war bereits rot angelaufen vor Scham. Man konnte ihm direkt ansehen wie peinlich ihm das ganze war.
Wie konnte ein Mensch so stark sein und vor allem, wie konnte sie das Portal passieren?  Es handelte sich offenbar nicht um Oakwood.

Energisch schritt er an Fyllo vorbei, der bei der plötzlichen Bewegung zusammenzuckte.  Er musste sie sehen, wenn sie etwas über das Portal wusste, musste er es wissen. Während der König an einigen Wandbehängen vorbei rauschte, überlegte er wie so etwas überhaupt möglich sein konnte. Haben die Menschen in ihrem Reich Zugriff zu Magie. Das konnte nicht sein.

Er war vor der schweren Holztüre des Thronsaales angekommen. Zwei postierte Wachen öffneten ihm. Und da sah er sie. Sie kniete in der Mitte des Raumes. Ihr gesamter Körper war von den Wachen in Ketten gelegt worden. An ihren Seiten stand je eine Wache. Er ließ seinen prüfenden Blick über sie gleiten.

Sie sah klein und zerbrechlich aus, selbst für einen Menschen. Sie wäre viel zu schwach für eine derartige Tat gewesen.

Doch ihr Blick. Ihre Augen versprühten Feuer als sie mich erblickten. Sie sah ihn an wie ein Drache, der seine nächste Beute fixierte. Es ließ ihn zwar kalt, jedoch war da ein gewisse Etwas in ihrem Blick, das an seinen erkalteten Adern zog.

„Nun, als meine Männer so entstellt zu mir gekommen sind, hätte ich nicht gedacht, dass sie von einer kleinen Göre sprachen." fing er an. Bei dem Wort „Göre" runzelte sie die Stirn und ballte die Hände zu Fäusten. „Und als diese Männer von einem König sprachen, hätte ich kein verweichlichtes, junges Prinzchen erwartet." konterte sie geschickt.

Wie konnten sie es wagen. Respektloses Verhalten wie dieses war der König nicht gewohnt, jedoch fuhr er mit steinerner Miene fort. „Sehr frech, dafür, dass Sie angekettet sind und Ihr Leben in meiner Hand liegt. Es wäre dumm von Ihnen, mich herauszufordern." Ein Böses Lächeln umspielte ihren Mund.
„Wollten Sie mich tot, hätten Eure Männer es längst vollzogen."

Verdammt! Sie war wirklich gut. Für eine Frau. Unter diesen Umstände würde sie nicht sprechen. Es war sinnlos, doch er gab noch nicht auf. „Bringt sie in das Schließzimmer und lasst ein Zimmermädchen kommen." Er blickte an ihrem schmutzigen Körper herunter, was ihren selbstsicheren Gesichtsausdruck wegwischte. Unsicher blickte sie an sich herab, was er mit Genugtuung beobachtete.

Er rümpfte noch die Nase und fügte hinzu „Und macht sie zurecht. Ich erwarte ihre Anwesenheit zum Abendessen im Glassalon."
Sie blickte ihn empört an und wollte vermutlich wieder etwas spitzes erwidern, als die Wachen sie aufrafften und sie aus dem Saal führten. Dieses Mal widersetzte sie sich nicht. Klug von ihr.

Übrig blieb der junge Soldat, den er ebenfalls entsandt hatte um der Energiequelle nachzugehen. Yarman war sein Name. Etwas nervös blickte er den König an, bis er begriff, was los war. Er hatte ihm nicht erlaubt zu gehen. „Du darfst gehen." erleichtert verbeugte er sich und wendete sich dem Ausgang zu „Warte!" Sein Körper spannte sich merklich an, als er sich wieder zu ihm umdrehte. Sein Gesicht war in Stein gemeißelt, wie es sich für einen Soldaten gehörte. „Das war dein erster Auftrag nehme ich an. Du hast ihn erfolgreich ausgeführt. Ich werde dich dafür entlohnen." sprach der König. Seine Augen weiteten sich und er stammelte nur „Zu..großzügig .. Eure Majestät!" Er verbeugte sich unbeholfen und eilte aus dem Thronsaal.

Er war wirklich noch jung für einen Soldaten, doch jeder Mann, der dem König gute Dienste erweist, wird ordentlich belohnt. Der König blickte an seiner silbernen Tunika herunter. Sie war aus Seide und hochwertigen Stoffen gefertigt. Er habe bemerkt, dass das Menschenmädchen nichts für Größe übrig hatte. Er würde sich vor ihrem gemeinsamen Gespräch für etwas Schlichteres entscheiden. Vielleicht konnte sie ihm ja noch von nutzen sein. Diese Chance durfte er nicht verpassen.

The Missing CrowWo Geschichten leben. Entdecke jetzt