Schicksalhafte Begegnung

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Elida

Weiche Laken umgaben ihren Körper. Ein kalter Luftzug hauchte vorbei, und sie vergrub ihr Gesicht tiefer in die Decke. Keine Sekunde zu früh, denn sie hörte wie jemand leise die Tür öffnete. Elida blinzelte mit einem Auge in die Richtung, aus der das Geräusch gekommen war und erblicke Johanna, die langsam auf das Bett zukam. Sie war bestimmt gekommen um sie aufzuwecken. Da fiel es ihr wieder ein. Heute würde Sorin, diese Blondine, sie ausbilden.

Augenblicklich erschien ihr der Tag als gelaufen. Nach dem König war er die letzte Person, mit der sie Zeit verbringen wollte.

„Es tut mir Leid, aber der Kommandant wartet bereits am Feld auf dich. Wir müssen dich schnell fertig machen." ihre Stimme war nicht mehr als ein leises Wispern. Murrend versuchte sie sich unter ihrer Decke zu verkriechen, doch es half nichts. Ein kräftiger Ruck, und ihr wurde ganz kalt. Dafür, dass Johanna so zart gebaut war, war sie ganz schön stark. Was soll's. Es hilft doch nichts. Sie setze sich auf und fischte eine Strähne aus ihrem Mund, die sich Nachts wohl darin verfangen haben musste.

Johanna betrachtete sie dabei etwas angeekelt, eilte dann jedoch hinaus und kam mit einem Stapel Kleidung zurück. „Für heute ziehst du diese Reitkleidung an. Der Kommandant hat gemeint, dass würde fürs erste reichen." Skeptisch beäugte sie die Kleidung. Sie bestand aus einer braunen Hose und einem weiten, weißen Hemd, bei dem sie sich sicher war, dass es einst einem Mann gehört haben musste. Misstrauisch schnupperte sie daran und musste feststellen, dass es auch genau danach roch.

Wahrscheinlich machten sich die Elfen erst gar nicht die Mühe ihr etwas anständiges zum Anziehen zu geben, weil sie sowieso mit ihrem baldigen Tod rechneten. Oh sie würde noch lange überleben. Einfach nur aus Protest. Nein, so schnell würde Elida Oakwood nicht ins Gras beißen. Und schon gar nicht durch die Hand dieser arroganten Wesen.

Der kühle Wind peitschte ihr ins Gesicht und riss wütend an ihren Haaren. Johanna hatte sie zu einem einfachen Zopf in den Nacken gebunden. Sie konnte die Kampfgeräusche vom Übungsfeld hören. Je lauter sie wurden, desto weniger Lust hatte sie an diesem Training Teil zu nehmen. Um ehrlich zu sein schlotterten ihr die Knie vor Nervosität, doch das würde sie nicht zugeben. Sie stand nun am Übungsfeld und fühlte sich ziemlich fehl am Platz. Auf der anderen Seite des Feldes schrie und kommandierte Sorin herum und bemerkte sie erst gar nicht.

Verlegen kaute sie auf ihren, vom Wind, trockenen Lippen herum. Nun hatte er sie bemerkt und ein böses Grinsen zog sich über sein Gesicht, bei dem Elda sofort wusste, dass er ihre erste Trainingseinheit besonders schön geplant hatte.

Sie erwiderte es nur mit einem finsteren Blick, was ihn überhaupt nicht einzuschüchtern schien. Mit schnellen Schritt überquerte er den Platz und stand nun vor ihr. „Ist die kleine Göre auch schon munter." Selbstgefälligkeit machte sich in seinem Gesicht breit.
„Ich habe noch nie gehört, dass 5 Uhr in der Früh ein später Zeitpunkt zum Aufstehen sei."

„Daran musst du sich leider gewöhnen. Ab jetzt wird jeden Tag trainiert." mit jedem Wort zerberstete er ihre Aussicht auf ein angenehmes Leben. Sie nahm sich zusammen. „Nun womit fangen wir an?" versuchte sie so motiviert wie möglich zu klingen. „Bogenschießen."

Der Pfeil sauste schon zum 30. mal durch die Luft und verfehlten zum 30. mal sein Ziel.
Sie fluchte leise. Um sie herum wurden amüsierte und abschätzende Blicke ausgetauscht.

Wie erbärmlich. Sorin selbst schien es Spaß zu machen ihr beim Versagen zu zusehen und belächelte alle ihre Versuche. Dann wurde es ihr zu bunt. Wütend fuhr Elida zu ihm herum.

„Wenn du eh nichts besseres zu tun hast als mich auszulachen, kannst du mir auch einfach zeigen wie es richtig geht." Die jungen Soldaten um mich herum hielten die Luft an. Sorin stieß sich von dem Baum ab, an dem er lehnte und schlenderte auf sie zu. „Du hältst den Pfeil falsch, deine gesamte Haltung ist für'n Arsch und deine Füße sind falsch angeordnet." Sprachlos sah sie ihn an. Sie hatte alles erwartet, aber nicht so eine direkte Antwort.

Die Stunden vergingen und ihre Schüsse verbesserten sich. Sie traf sogar das eine und andere mal das Ziel. Als sie einen neuen Schuss abfeuern wollte kitzelte es in ihrer Nase und sie musste niesen. Schlagartig ließ sie den Pfeil sausen und er traf. Aber nicht das Ziel... sondern....einen Elf!

Ihm entfuhr ein schmerzhafter Laut. Der Pfeil stecke in seinem Oberschenkel. Mit einem Ruck zog er ihn raus und augenblicklich floss Blut. Seine Augen suchten nach dem dazugehörigen Schützen. „Wer von euch unfähigen Amateuren war das!" die düstere Stimme ließ sie zusammenzucken.

Unbemerkt ließ sie den Bogen hinter ihren, Rücken verschwinden. Doch zu spät, sein Blick schoss zu ihr und braune Augen durchbohrten sie. Der Elf war ungefähr so groß wie Sorin und er hatte schulterlanges, schwarzes Haar, welches er zurückgebunden trug.

Er wäre sehr ansehnlich gewesen, wäre da nicht diese unbändigende Wut, die sein Gesicht verzerrte. Er war auch nur ein auszubildender Soldat, jedoch versprühte dieser Mann große Autorität. „Es..tut mir Leid ich musste niesen und dann ist mir der Pfeil ausgekommen." Seine Augen entflammten merklich. „Du unfähige Göre. Wenn du nützlich sein willst, dann bist du am falschen Platz. Sowas wie du gehört in die Küche!"

Ihre Angst war wie verflogen und stattdessen flammte in ihr Wut auf. Wer glaubt er, wer er ist?! Sie wollte gerade etwas erwidern, da wurde sie von hinten an der Schulter zurückgezogen. Sorin hatte sich zwischen sie gestellt und redete nun auf den Elf ein.

„Was glaubt dieser Mann, wer er ist." fragte sie Sorin, als er sie vom Gelände zurück ins Schloss führte. „Sein Name ist Lorcán und und du solltest dich besser nicht mit ihm anlegen. Er ist einer meiner besten Lehrlinge. Der ist ne Nummer zu groß für dich. Deine provokante Art könnte dir noch zum Verhängnis werden."
„Ihr Elfen heilt doch schneller als wir Menschen, wieso regt er sich wegen einem kleinen Pfeil so auf?"

„Du musst wissen, Lorcán konnte noch nie seine Wut kontrollieren. Außerdem zeigt er Neulingen gerne mal wo es lang geht. Solange du ihn nicht provozierst, wird es dir gut gehen." Für einen Moment vergaß sie, dass sie Sorin eigentlich gar nicht leiden konnte, und ließ sich von ihm Tipps geben.

Wenn man nicht gerade gegen ihn kämpfen musste, war Sorin ein recht sympathischer Kerl. Immerhin hat er sie gerade davor bewahrt, von diesem Lrocán zerdrückt zu werden. Er erklärte mir noch lange etwas über Kampftechniken und Nahkampf, und half mir, meinen Angriff zu verbessern. Die Sonne neigte sich bereits, als ich müde und erschöpft in mein Bett fiel und einschlief. Ich fand nicht einmal mehr Kraft mich auszuziehen.

The Missing CrowWo Geschichten leben. Entdecke jetzt