Sonderbare Erkenntnis

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Der Elfenkönig

Was hat er gesagt? 

Er konnte nicht anders als ihn fassungslos anzustarren.

Was meinte dieser alte Narr nur schon wieder? 

Fyllo und Sorin sahen ihn ebenfalls verwirrt an. Nur das Mädchen wurde ganz blass. Selbst die peinliche Röte auf ihren Wangen war verschwunden. „Sie ist was?" argwöhnisch blickte er zwischen ihr und Maddox hin und her. Doch er schenkte ihm keine Aufmerksamkeit und hatte nur Augen für das Mädchen. „Wie lautet dein Name, Mädchen?" Er lächelte sie warmherzig an. Diese Frage hatte sich seit ihrer Ankunft niemand gestellt.

Missmutig ließ er seinen Blick durch das Glashaus schweifen. „Mein Name ist Elida. Elida Oakwood." Ihre Stimme hatte mittlerweile wieder an Stärke gewonnen und sie sah mit ihren festem Blick entschlossen durch die Runde.

Elida.

Das war kein Menschenname.

„Drystan, ich denke wir beide sollten ein Wort unter vier Augen führen." Beim klang meines Namens sah Elida zu ihm auf. Ihr Blick war amüsiert. Am liebsten hätte er ihn hier aus dem Gesicht geschlagen, doch er riss sich zusammen.

Sie fand es wohl lustig, dass sein Berater nicht denselben Respekt vor ihm hatte, wie alle anderen in diesem Schloss. Doch Maddox kannte ihn schon, da steckte er noch in Kinderschuhen, deswegen erlaubte er sich manchmal, ihn mit seinem Namen anzusprechen. Drystan schenkte ihr einen düsteren Blick, bei dem ihre Nase leicht zuckte, und ließ sie bei Fyllo und Sorin zurück wo sie mit ihrer mickrigen Größe völlig fehl am Platz wirkte.

Maddox führte ihn in einen weiteren Raum und schloss die Tür. Drystan stellte ihn sofort zur Rede. „Wer ist sie?"
„Ich bin mir nicht ganz sicher aber meine Vermutungen könnten sich als richtig erweisen, besonders jetzt, wo ich ihren Nachnamen kenne. Sie sieht im erstaunlich ähnlich. Besonders diese grünen Augen."
Maddox schenkte sich gemächlich ein Glas Wein ein. Langsam riss sein Geduldsfaden.
„Was ist jetzt mit ihr? Sprich doch!"
Er trank einen Schluck und lächelte verschmitzt in sein Glas hinein. Wollte dieser Mann ihn tatsächlich so auf die Probe stellen?

„Nun Gut. Damals als der Elf, namens Morfeo, aus Eluria verschwand, hat er damit etwas riskiert. Wenn man einen Weltensprung vollzieht, so viel weiß ich, kann man nur 20 Jahre in der anderen Welt leben. Wenn die Frist abgelaufen ist, wird man zurück in den Feenkreis gezogen." Er machte eine Atempause. „Können Sie mir folgen?"
„Ja gewiss!" erwiderte dieser ungeduldig und forderte ihn mit einer Handbewegung auf fortzufahren. Er hatte nicht den ganzen Tag Zeit, sich mit der Tragödie dieses Mädchens aufzuhalten.

Maddox fuhr fort. „ Soweit wir wissen, könnte es sein, dass er sich dort..Sie wissen schon..fortgepflanzt hat."
„Du meinst doch nicht etwa, dass dieses Mädchen...." Da fiel es mir wie Schuppen von den Augen.
Morfeo Oakwood. So war sein Name.

„Genau das meine ich Eure Hoheit. Es gibt keine andere Erklärung. In der Menschenwelt gibt es keine derartig starke Magie, die zu so etwas wie einem Weltensprung fähig wäre. Sie ist statt ihm zurückgekommen, was nur bedeuten kann, dass ihr Vater tot sein muss und das Portal dadurch die Person mit seinem Blut reingezogen hat."

Drystan konnte nicht bestreiten, dass er von seinem Scharfsinn verblüfft war, deswegen fand er zuerst keine Worte, doch dann viel ihm einiges ein. „Das erklärt warum sie so stark ist." Maddox nickte zustimmend. „Was mach ich jetzt mit ihr. Sie ist nutzlos für mich."

Er könnte sie in einer Zelle verrotten lassen. Bei dem Gedanken machte sich ein Lächeln auf seinem Gesicht breit, doch dann holte ihn die Realität wieder ein. Sie war eine Halbelfe, was bedeutete, dass sie ein Mitglied seines Volkes war. Solange sie keinen Hochverrat begangen hatte, durfte er sie nicht hinrichten lassen. Selbst für den Kerker war sie zu unschuldig. Er legte seine Stirn in Falten und dachte angestrengt über einen Weg nach, sie am einfachsten loszuwerden. „Was Sie mit ihr machen liegt in Eurer Hand, Drystan. Ihre Vater ist tot also geht das Mädchen in Euren Besitz über."

Er hörte dem alten Mann gar nicht mehr zu, als ihm die Idee kam. „Ich werde sie in meiner Armee kämpfen lassen." abrupt verstummte Maddox und sah ihn mit seine klugen Augen besorgt an. „In Eurer Armee? Aber Eure Hoheit, sie ist ein Mädchen. Im Krieg haben Frauen nichts verloren." Sein Blick war schockiert.

„Dann machen wir eben mal eine Ausnahme. Ich schicke sie an die Front. Ich habe von ihrem Temperament gehört. Dort würde sie sich gut machen. Sorin soll sie gemeinsam mit den anderen jungen Soldaten ausbilden." Sobald sie am Schlachtfeld tot umfällt, brauche er sich keine Gedanken mehr um sie machen. Der durchdringliche Blick seines Beraters bohrte sich in den Seinen.

„Wenn Sie das wünschen." Er verbeugte sich knapp und verließ den Raum. Drystan sah im zu, wie er vor Sorin stehen blieb und ihm den Befehl überbrachte. Sofort wich im alle Farbe aus dem Gesicht und er blickte verzweifelt zu Fyllo, welcher ihn nur mit einem schadenfrohen Lächeln bedachte. Und zwischen all dem stand Elida mit Verwirrung im Blick. Als Maddox sich verabschiedete schoss ihr Blick zu Tür, wo Drystan stand. Ihre Augen verengten sich und er wusste, dass sie mit seinem Vorschlag ganz und gar nicht einverstanden war, doch das konnte ihm egal sein. 

Aus den Augen aus dem Sinn.

Als nun auch Elida eskortiert aus dem Saal geführt wurde, gesellte er sich zu Fyllo und Sorin. Sorin, immer noch blass um die Nase, wand sich ihm zu. „Warum im Namen der Götter willst dieses Biest auf meine Armee loslassen. Bist du noch ganz bei Trost?!"

Nur wenige hatten die Erlaubnis so mit ihm zu reden, doch Sorin und er kannten sich seit Kindertagen, genauso wie Fyllo. Er reckte sein Kinn und ließ sein Blick über die zarten Weidenäste gleiten. „Ich denke du schaffst es sie in Schach zu halten. Das dürfte nicht all zu schwer werden. Wenn es dir nicht gefällt, schlag doch etwa besseres vor." Fyllo schien plötzlich besonders großes Interesse an seinen Jackenknöpfen zu finden.

„Ich weiß nicht..verheirate sie doch."
„An dich?"
„Nein! Im Namen der Götter! Bitte alles nur das nicht!"

„Dann schätze ich, sind wir einer Meinung. Du bildest sie aus." schnauzte er ihn an. Er wollte sich gerade zu Gehen wenden, als ihm noch etwas einfiel. „Ach..und Fyllo"

Beim Klang seines Namens zuckte der dunkelhaarige Elf merklich zusammen. „Du wirst ein Auge auf sie werfen. Wir wollen doch nicht, dass sie wieder auf dumme Gedanken kommt." Nun war es Sorin, der schadenfroh lächelte. Fyllo warf ihm einen vielsagenden Blick. „Wird gemacht." antwortete er mit seiner gewohnten rauen Stimme.

Das wäre erledigt. Bald müsste er dieses erbärmliche kleine Gesicht mit seinem spöttischen Grinsen nicht mehr sehen.

The Missing CrowWo Geschichten leben. Entdecke jetzt