002 - Idiot

1.7K 120 7
                                    

[Smut angedeutet]

~~

"I really, really wanna love you. I just... I'm not sure how."

Ich starrte diesen Satz an als wäre er die Lösung, nicht das Rätsel. Am liebsten hätte ich geschrieben:
"We had sex multiple times, Styles.", aber mir war selbst klar, dass das auch keine Antwort war. Eine Erinnerung, höchstens. Und das war nicht das, worauf Harry hinaus wollte.

Eigentlich stand es ja schwarz auf weiß auf meinem Bildschirm. Er wollte mich lieben. Was bedeutete, dass er es nicht wirklich tat, und das wiederum... führte meinen Kopf wieder zum Anfang. Denn die Tatsache dass Harry Styles mich nicht lieben könnte, wollte nicht in meine Realität hineinpassen. Er hatte es mir selbst gesagt. Dass er mich liebte. Mehrere Male, und nicht nur beim Sex. Er hatte mir in die Augen gesehen und mir gesagt, dass er nichts auf dieser Welt mehr liebte, als mich.

Ich wünschte, ich könnte jetzt bei ihm sein, um dieses Wirrwarr zu durchbrechen.

"Louis!"

Ich sperrte mein Handy hastig, als gäbe es viel zu verstecken. Als könnte meine 7 jährige Schwester englisch. "Wo bist du?"
Ich ließ den Kopf für eine Sekunde hängen, die Augen geschlossen. Die Spannung musste aus meinen Schultern heraus, so viel stand fest. Meine Esotherik- Mutter würde mich mit einem Blick mit einem spirituellen schwarzen Loch in Verbindung bringen und mich dazu zwingen, darüber zu reden.
"Ich bin in meinem Zimmer, Lottie.", rief ich dann. Kurz darauf öffnete sie die Tür.

"Hast du kein Licht an?"
Es war dunkel geworden? Wie lange hatte ich auf meinen Handybildschirm gestartet, in der blanken Hoffnung, mich durch Tiktok und Instagram von Harrys Text abzulenken? "Äh, nein. Was gibt's?" Ich saß auf meinem Bett und wippte sanft vor und zurück, das Adrenalin immer noch in meinen Gliedern.

Liebt er mich?
Liebt er mich?
Liebt er mich?
Wieso nicht?

"Mum sagt, du sollst den Tisch decken. Es gibt gleich Essen. Oh, und es ist ein Paket angekommen."
Mein Kopf schnellte in Richtung Türe. "Von Harry?" Sie zuckte mit den Schultern. "Keine Ahnung." Damit verschwand sie und ich folgte ihr nach draußen in den Gang, um runter zur Eingangstür zu sprinten. Daneben lag ein Stapel Briefe und ein kleines Paket. Ich ignorierte meine Mutter, die mich zu ihr in die Küche rief und hob es auf. Für einen Moment blieb mein Herz stehen. Amazon. Meine neue Wasserflasche. Ich atmete lange aus, in der Hoffnung, die Enttäuschung los zu werden.

Harry war bereits seit zwei Monaten wieder zurück in England. Wir hatten uns im letzten Herbst während des Schüleraustausches kennengelernt. Er war der Partner von meinem besten Freund Liam gewesen, und wir kamen ins Gespräch. Als die englischen Austauschpartner dann im Frühjahr diesen Jahres zu uns nach Deutschland kamen, verbrachte er wohl mehr Zeit bei mir als bei Liam (was letzterer mir übrigens nicht übel nahm. Er verbrachte dafür viel Zeit mit meinem Austauschpartner, Zayn, und spielte Fußball oder sowas). Wir verliebten uns.
Zumindest hatte ich das gedacht.

Eigentlich hatten wir nur ein paar Mal Sex, küssten uns dauernd und flirteten. Niemand hatte je von einer Beziehung gesprochen, aber nachdem er mir bei unserem Abschied nochmal fest in die Augen gesehen und "Ich kann mir keine Welt ohne dich vorstellen", gesagt hatte, war der Gedanke an Liebe nun wirklich nicht so abwegig gewesen.
Im Prinzip hatten wir die ganze Zeit Kontakt gehabt. Seit Herbst schrieben wir fast täglich, telefonierten, schickten uns Pakete und Briefe. Es war wie eine unausgesprochene Fernbeziehung gewesen. Und dann, Donnerstag, vor zwei Tagen, hatte ich es nicht mehr ausgehalten und ihn gefragt, ob wir nicht offiziell sein wollten. Ein Paar. Freund und Freund. Woraufhin die sagenumwobene Nachricht auf meinem Bildschirm aufpoppte, auf die ich seither eine Antwort suchte.

Larry Oneshots (Vol.2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt