Kapitel 2

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ICH HABE JEMANDEN UMGEBRACHT!, schreie ich mich selbst in Gedanken an, bevor ich nichts mehr sehe. Es ist alles weg.

Schwarz. Alles ist schwarz. Es ist irgendwie friedlich, nichts existiert...

Leises flüstern. Flüstern? Es wird immer lauter. Vielleicht kein Flüstern, entfernte Stimmen. Sie scheinen näher zu kommen. Wer redet da? Wo bin ich überhaupt? So viele Stimmen? Was ist los? Bin ich eingeschlafen? Was ist passiert?

Schwarz. Nichts.

Schreie. Blut. Menschen. Überall liegen Menschen! Kinder! Ich bin in einer riesigen Halle und renne vor irgendetwas weg. Als ich mich umdrehe, sehe ich Männer mit Waffen hinter mir herrennen. Ich falle hin. Ich schreie, aber bevor mich diese Männer ganz einholen, packt mich eine Hand. Ich schaue auf. Hier gibt es nur „Ich", wieso sollte mir also jemand helfen? Doch sehe ich zwei wunderschöne, liebevolle Augen. Diese Augen wollen mir nichts Böses. Sie wollen mir helfen. Mit einem kurzen Ruck zieht mich die Hand auf meine Beine und rennt mit mir zusammen weiter. Ich lasse die Hand nicht los und sie hält mich ebenfalls fest. Wir rennen und rennen. Raus aus der Halle und weiter ins Unbekannte. Ohne Pause rennen wir, so schnell wie unsere Beine uns tragen. Durch Unterführungen, über Brücken, durch einen kleinen Wald, einfach dahin, wo wir nur die kleinste Chance haben, zu entkommen. Aber die Verfolger bleiben dicht hinter uns. Es sind mehr als wir zwei. Sie sind vielleicht zu fünft oder sechst. Wir biegen in eine Gasse ab, um uns zu verstecken. Die Männer rennen an dieser Gasse vorbei und ihre Schritte verstummen in der Ferne. Erleichtert atme ich durch und will mich gerade umdrehen, um meinem Retter das erste Mal so richtig ins Gesicht zu sehen, als ich ein Lachen vernehme. Die Männer haben wieder umgedreht und uns offensichtlich gefunden. Panik. Was jetzt? Der einzige Weg aus dieser Gasse raus ist versperrt, da stehen die Männer. Ich will wegrennen, als mich eine Hand an meinem Kragen packt. Ich schreie. Ich habe Angst. Der Mann schmettert mich auf das harte, kalte Pflaster. Die anderen Männer versammeln sich alle um mich herum und grinsen böse. Der erste Mann zieht ein Messer hervor und spielt damit herum. Meine Angst wird immer größer, ich winde mich unter seinem festen Griff, doch es bringt nichts. Ich sehe, wie mein Retter hinter den Männern davonschleicht und ich kann nicht mal sauer sein. Rette dich!, denke ich. Ich bin froh, dass einer von uns überlebt. Der Mann hebt das Messer, holt Schwung und sticht zu. Ahhhhh! Schmerzen! Schmerzen und dann...

Dunkelheit. Schwarz.

Stille. Nichts als Stille. Ich schleiche durch die dunklen Gassen. Schwarz durch die Nacht und so unheimlich wie nie zuvor. Ich bin erst gerade aus der Halle ausgebrochen, als ich schon laute Schreie vernehme. Sie suchen mich! Ich muss über einige am Boden liegende Körper stolpern, bis ich endlich einen Wald finde, der mir Fluchtchancen verspricht. Ich renne wortwörtlich um mein Leben. Der Wald ist zu Ende. Wohin jetzt? Sie verfolgen mich immer noch. Wo kann ich mich verstecken? Ich will gerade weiter rennen, als mich eine zittrige Hand packt. Ängstlich schaue ich auf und sehe in zwei freundliche Augen. Sie sind wunderschön! Sie sagen mir so viel mehr, als Worte es könnten. Sie wollen mir helfen! Hand in Hand rennen wir eine Senke hinunter und erreichen einen Schuppen. Wir klettern durch eine kleine Öffnung, die man durchaus als Fenster bezeichnen könnte. Die Tür ist verschlossen, also fühlen wir uns fürs Erste sicher. Ich mustere meinen Retter, doch durch das schwache Licht des Mondes kann ich kaum etwas erkennen. Es ist ein Mädchen. Ungefähr gleichalt wie ich und wirkt mindestens genauso mitgenommen. Ob sie wohl Ähnliches, wie ich durchmachen musste? „Ich versuche so vielen zu helfen, wie möglich.", sagt sie nun plötzlich und ich erschrecke mich. Sie fährt einfach fort: „Die letzte, die ich retten wollte, wurde umgebracht! Ich bin so ein schlechter Mensch!". Nun weint sie und ist ganz außer sich. Beruhigend lege ich ihr meine Hand auf die Schulter. Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Wir wissen alle, dass wir umgebracht werden, ob wir fliehen oder nicht. Es wird nur der nicht umgebracht, der es wirklich schafft, davonzukommen. Sie schluckt schwer und setzt erneut an, etwas zu sagen, doch wird durch Poltern an der Tür unterbrochen. Ängstlich zucke ich zusammen. Es sind die Männer! Wir versuchen uns in einem Heuhaufen zu verstecken, doch als mich das Mädchen hochziehen will, brechen die Männer die Türe durch und ich entgleite dem Griff des Mädchens. Ich falle unsanft auf den harten Boden, direkt vor die Männer. Sie packen mich. Schmeißen mich einmal quer durch den Raum und treten mich. Es tut weh! Der größte Mann der Gruppe zieht eine Pistole hervor und fuchtelt damit vor meinem Gesicht herum. Ich fange an zu weinen. Muss ich wirklich so enden? Hinter der Gruppe der Männer, vernehme ich eine Bewegung und sehe das Mädchen, wie es schockiert in meine Richtung blickt. Unsere Blicke treffen sich und ich wünsche mir einfach nur, dass sie überleben wird. Ich lächle ihr zu und sie ist jetzt so im Licht, dass ihr Gesicht zu erkennen ist... das ist... das bin doch... ich- ! Peng!

Until afterlife - Sebastian x reader (female) Black Butler Fanfiction Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt