Endlich darf ich wieder nach Hause. Zwar kommt mich da die Polizei nochmals besuchen, aber zuhause ist zuhause. Mist, ich hab‘ vergessen, wann. Morgen, oder? Nein, übermorgen. Es fühlt sich wie Jahre an, dabei bin ich nur eine Woche im Krankenhaus gewesen. Mein Zeitgefühl ist komplett verschwunden… Sebastian war die ganze Zeit bei mir. Das macht mich glücklich. Warum nur? Er ist schließlich nicht freiwillig an meiner Seite. Er muss bei mir sein, damit er dann irgendwann meine Seele bekommt. Ich darf mir nichts einbilden! Aber ich war nicht allein. Das ist einfach ein neues, schönes Gefühl. Auch wenn er es nur wegen dem Pakt macht, fühlt es sich gut an. Wir sind gerade dabei, das Gebäude zu verlassen, als eine Wunde an meinem Bauch wieder wehtut. Ich bleibe stehen. Tief ein- und ausatmen. Ich muss einfach nur atmen. Ich beuge mich nach vorne, versuche irgendwie den Schmerz zu verarbeiten. Plötzlich spüre ich eine große Hand sanft auf meinem Rücken. Sebastian steht neben mir. „Geht’s, Kätzchen?“, fragt mich eine tiefe, raue Stimme viel zu nah an meinem Ohr. Ich bekomme Gänsehaut und erschrecke mich auch leicht. Immer noch Kätzchen? Aus dem Namen werde ich nicht schlau… ist aber süß. Warum fühle ich mich so komisch, so aufgeregt? „J-ja, es geht schon. Es tut zwar echt weh, aber ich will nach Hause, das halte ich schon aus.“, antworte ich mit zittriger Stimme. Sebastian schaut mich mit einem unlesbaren Blick an. So vergeht eine gefühlte Ewigkeit. „Ich könnte dich tragen…“, murmelt der Teufel nun. Habe ich ihn richtig verstanden? „Wie bitte?“ „Ich meinte, dass ich dich tragen könne, wenn du möchtest. Vielleicht tut es dir dann nicht mehr so weh?“. Also doch nicht verhört. Das kommt so plötzlich. „Danke, das ist nett von dir. Aber ist das nicht zu viel für dich? Du trägst doch auch schon meine Tasche.“, ich bekomme nur einen ungläubigen Blick von ihm zugeworfen, als er antwortet: „Ich bin ein Teufel, schon vergessen? Das ist ein Kinderspiel für mich. Ich bin in dieser Gestalt zwar etwas eingeschränkt, aber das meiste ändert sich kaum. Du bist für mich ein Fliegengewicht, was ich auch auf meinem kleinen Finger balancieren könnte, aber wir wollen ja nicht komisch aussehen, oder?“, zwinkert er mir vielsagend zu. Er hat recht. Er ist ein Teufel. Ich habe bis jetzt nur nicht daran gedacht, dass ihn das automatisch übernatürlich stark macht. So gesehen macht es aber Sinn. Warum habe ich da nicht dran gedacht? „Okay, dann wirklich gerne.“, antworte ich ihm. Er geht vor mir in die Hocke und ich kletter vorsichtig auf seinen Rücken. Er hält mich seitlich an meinen Beinen fest. Die Stellen, die er berührt, fühlen sich an, als würden sie brennen. Aber angenehm. Liegt das auch an seinem Teufelsein? Hmm… ich habe mich noch nie so in der Nähe anderer Personen gefühlt. Vielleicht liegt es einfach an ihm… ob Teufel oder nicht, irgendwas ist anders. Aber was ist es? Ich hatte noch nie wirkliche Freunde… ist das normal, wenn man befreundet ist? Naja, egal. „Dann nichts wie zur Bahn!“, ich zucke zusammen und Sebastian bleibt stehen. „Was ist los, Kätzchen?“ „Könnten wir vielleicht laufen? Ich möchte ungern Bahn fahren. Da, naja, da sind so viele Menschen und ja, ich weiß nicht…“ „Ist okay! Die frische Luft ist sowieso viel angenehmer und ein Spaziergang bei dem Wetter bietet sich doch geradezu an! Weit ist es ja auch nicht.“, ich bin so erleichtert, dass er damit so verständnisvoll umgeht und keine große Sache draus macht. Eigentlich ist mein Haus auch gut und schnell zu erreichen. Ich mag das Haus nicht sonderlich gerne. Ich habe es von meiner Tante geerbt, es ist schön und groß. Aber ich fühle mich darin noch einsamer als ich es eh schon bin. Beziehungsweise bis vor kurzem war. Auch meine Tante ist vor einiger Zeit gestorben. Sie war die einzige Familie, die ich nach meiner Schwester noch irgendwie hatte. Sie hat uns so weit unterstützt, wie sie nur konnte, als wir noch klein waren. Als meine Schwester dann ermordet wurde, rannte ich in derselben Nacht hierher. Es war der einzige Ort, der mir Sicherheit versprach. Meine Tante ging mit mir dann auch zur Polizei und da ich der einzige Zeuge war, stand ich unter Tatverdacht. Ich kam in Untersuchungshaft. Allerdings haben die Tatortuntersuchungen und die Obduktion meiner Schwester dann genug Beweise geliefert, dass ich die Wahrheit sagte. Somit wurde nach den Männern gesucht, deren Fingerabdrücke und DNS an meiner Schwester vorzufinden waren. Aus meiner Untersuchungshaft wurde Schutzhaft. Als dann fünf Männer verhaftet wurden und ich sie wieder erkannte, durfte ich schließlich zu meiner Tante, da, laut Polizei, für uns keine Gefahr mehr bestehe. Auf meine Anmerkung, dass es aber sechs Männer waren, die uns verfolgt und schlussendlich meine Schwester umgebracht haben, hat die Polizei nicht wirklich reagiert. Sie hätten alle, zu denen die Fingerabdrücke gehören, gefangen… Als ich dann älter war, ist meine Tante an einem Schlaganfall gestorben. Sie hat mir das Haus und ihr restliches Vermögen hinterlassen. „Wie bist du da eigentlich hingekommen?“, reißt mich Sebastian nun aus meinen Gedanken. „Wo meinst du?“ „Da, wo du mich heraufbeschworen hast. Mit den Männern und allem. Das ist ja nicht gerade um die nächste Ecke deines Hauses.“, wo er recht hat… „Ich war nach der Arbeit auf dem Weg nach Hause. Ich hatte schon länger ein ungutes Gefühl, als würde ich beobachtet werden, habe es bis dahin aber ignoriert, weil die Polizei, mit der ich ja früher wegen dem mit meiner Schwester in Kontakt war, meinte, dass ich mir das nur einbilden würde. Dass dies viele Opfer von Gewalt so erleben. Doch dann wurde ich sozusagen überfallen. Ich habe die Leute nicht gekannt und dachte, dass sie einfach meine Tasche klauen wollten, um an Geld zu kommen. Aber auf einmal wurde mir schwarz vor Augen. Dann bin ich dort völlig orientierungslos aufgewacht. Ich wusste, bis du mich in das Krankenhaus gebracht hast, auch nicht, wo ich bin. Ich hatte schrecklich Angst und dann war da auf einmal ein bekanntes Gesicht. Der eine Typ, der mit den anderen entkommen konnte, hat meine Schwester umgebracht. Dann war mir eigentlich klar, das mit mir dasselbe geschehen soll. Der Typ hat es mir auch nochmal gesagt. Sie waren gezielt hinter mir her, da ich zusammen mit meiner Schwester schon zu viel Unruhe verursacht habe und dann auch noch mit der Polizei nach dem Mord für zu viel Aufsehen auf ihre „Organisation“ gerichtet hätte. Die wollten mich loswerden.“. An alle Details kann ich mich nicht mehr erinnern. „Okay…“. Er läuft weiter. Der sanfte Wind beruhigt mein Gemüt und ich werde durch seine gleichmäßigen Schritte und das Rauschen der Blätter immer schläfriger. Allmählich kann ich nicht mehr dagegen ankämpfen und meine schweren Augenlieder schließen sich. Ich lege meinen Kopf auf seiner Schulter ab, danach ist alles ruhig.
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Heyy, hier bin ich mal wieder :)
Ich hoffe, euch gefällt das Kapitel <3Ich wollte nur kurz zwei Dinge loswerden:
1. Omg, Dankeschön!! Die Story hat schon über 100 reads, ich hätte nie gedacht, dass es überhaupt jemand lesen würde... Danke <3
2. Ich habe vor, ein "Special Kapitel" zu machen, da bald eine für mich sehr wichtige Person Geburtstag hat, durch die ich überhaupt zu Black Butler gekommen bin. Dieses Kapitel ist aber für den Verlauf der eigentlichen Story unwichtig, also falls ihr darauf keine Lust habt, könnt ihr das einfach auslassen :)
Das wars auch schon. Vielen Dank nochmal...
Bye <3
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Until afterlife - Sebastian x reader (female) Black Butler Fanfiction
FanficDeine Schwester wurde vor einiger Zeit auf brutale Art und Weise vor deinen Augen umgebracht. Seitdem hast du jeglichen Glauben an Gott verloren, aber nicht aufgegeben, bis zu dem Tag, an dem sich das Schicksal deiner Schwester bei dir wiederholen s...