Kapitel 15

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Zwei Tage. Zwei Tage seitdem Wanda nicht mehr aus Natashas Zimmer kam, auch ihr Bett nicht verließ, außer sie musste ins Bad, was auch nur selten vorkam. Die Vorhänge des Zimmers waren fast alle zugezogen, so dass Wanda im Dunkeln saß. Sie schniefte und schlang die Arme um ihre Knie, während sie sich die Decke bis zum Kinn zog. Du bist ganz allein schuld daran, niemand anderes. Ganz allein du. Es ist okay. Ich liebe dich. Hättest du es uns gesagt, wäre das garnicht erst passiert. Durchgehend schwirrten ihr diese Sätze durch den Kopf und sie merkte, wie ihre Schläfen pochten, je mehr sie darüber nachdachte. Es war ihre Schuld und sie würde es sich niemals verzeihen. Wanda hatte seitdem mit niemanden mehr gesprochen, außer Pietro, der regelmäßig nach ihr sah und ihr ein Tablet mit Essen brachte, was sie meistens kaum anrührte. Er setzte sich dann immer stumm zu ihr und blieb solange bis Wanda sich an ihn lehnte und die Augen schloss. Dies war eine Art Ritual für die beiden, seit Pietro und sie Kinder waren und Wanda nachdem Tod ihrer Eltern, schlimme Albträume hatte oder es ihr einfach nicht gut ging, blieb er solange bis sie eingeschlafen war. Ihr Zwillingsbruder kannte sie einfach besser, als sie sich selber manchmal.

*

„Wie geht's ihr?" fragte Clint, als er ins Wohnzimmer kam und Pietro dort sitzen sah. Er sah auf und musterte Clint. Dieser hatte schon einen schwarzen Anzug für die Beerdigung angezogen, die in etwa einer Stunde stattfinden würde. Er selber hatte sich noch nicht fertiggemacht, denn er musste vorher noch mit Wanda reden. Heute war Natashas Beerdigung und Pietro hatte es noch nicht übers Herz gebracht seiner Schwester davon zu erzählen. Kurz nach Wandas Zusammenbruch hatte Tony J.A.R.V.I.S, seiner KI, Bescheid gegeben, dass dieser Pepper anrufen soll und gemeinsam hatten die beiden eine Beerdigung geplant. Niemand wusste, ob Natasha noch Familie hatte oder nicht, daher würde es nur eine kleine Beerdigung werden. Ihr zu sagen, dass sie Natasha in wenigen Tagen beerdigen würden, war schlimm, fast genauso schlimm, wie bei der Beerdigung ihrer Eltern. Sie hatte immer wieder den Kopf geschüttelt und noch mehr Tränen waren ihr die Wangen runter gelaufen, wenn das überhaupt möglich war.  Für Wanda hieß das, sich nun endgültig von Natasha zu verabschieden. „Ich glaube man kann es sich denken." beantwortete er nun die Frage. „Denkst du, sie wird es schaffen?""Ich hoffe es. Sie ist zwar stark, aber die Situation macht ihr zu schaffen. Sie wirkt zerbrechlich. Ich denke, sie hofft, dass das alles nur ein schlimmer Albtraum ist." sagte Pietro und stand auf. „Das hoffen wir alle." Clint lächelte traurig. „Wir sehen uns später" sagte er und lief an Clint vorbei auf den Flur. Vielleicht würde ihr die Beerdigung auch helfen mit der Trauer klarzukommen... oder die ganze Situation nur verschlimmern. dachte Pietro und stieg in den Fahrstuhl und fuhr auf die 2. Etage.  Er klopfte an Wandas Zimmer, welches eigentlich Natasha gehörte und hörte wenige Sekunden später ein leisen herein. Pietro öffnete die Tür und blieb in der Tür stehen, während er seine Schwester musterte, die im halbdunkeln auf dem Bett saß. „Hatte ich nicht, die Vorhänge zur Seite geschoben?""Es war zu hell..." sagte Wanda leise und beobachtete ihn, als er zu den Fenstern lief, um die Vorhänge zu öffnen. „Was machst du?""Du solltest dich langsam fertigmachen. Wir müssen in einer Stunde los." Wanda schaute ihren Bruder irritiert an. „Wohin?""Zur... Beerdigung..." Pietro drehte sich zu ihr und sah, wie heftig schluckte und wenn möglich noch blasser wurde und dann langsam nickte. „Ich warte im Wohnzimmer auf dich." Er lächelte ihr leicht aufmunternd zu, bevor er Wandas Zimmer verließ.

*

Wanda starrte die Wand vor sich an, bevor sie langsam die Bettdecke von sich schob und aufstand. Wie konnte sie nur die Beerdigung vergessen? Vielleicht hatte sie die Beerdigung bewusst vergessen wollen, um nicht noch mehr über diesen Verlust nachdenken zu müssen. Die letzten Tage waren sowie nur so an ihr vorbeigezogen und zwar konnte Wanda sich daran erinnern, dass Pietro mit ihr über etwas geredet hat, aber was genau es gewesen war, keine Ahnung, aber vermutlich hatte er es ihr da erzählt. Sie durchquerte das Zimmer zum Bad und schloss die Tür, bevor sie sich vor das Waschbecken stellte und ihr Blick langsam zum Spiegel wanderte. Sie sah schlimmer aus, als sie dachte. Ihr Gesicht war blass, ziemlich blass und eingefallen, ihre Augen waren vom vielen Weinen gerötet und leicht geschwollen, nicht zu vergessen, die dunklen Augenringe. Sie entschied sich dazu zu duschen, vielleicht würde es ja helfen. Wanda zog sich aus und stieg in die Dusche und drehte das Wasser auf lauwarm. Sie stellte sich unter das prasselnde Wasser und schloss die Augen. Wanda kam der Gedanke, ob sie es schaffen würde sich von ihrer Freundin zu verabschieden. Was wäre, wenn sie vor allen zusammenbrechen würde? Sie musste es schaffen. Natasha zur Liebe. Nach dem Wanda aus der Dusche stieg, wickelte sie sich ein Handtuch um den Körper und ging zurück ins Zimmer. Sie schaute sich im Zimmer um und atmete hörbar Luft aus. Was sollte sie anziehen? Sie hatte nichtmal ansatzweise Kleidung, die zu dieser Situation passten. Ihr Blick wanderte zu Natashas Kleiderschrank. Sie bestimmt schon...

Echoes in the darkness {Scarlet Widow FanFiction} - AbgeschlossenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt