Der Vorschlag

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Lilli sah ihn mehr oder weniger fassungslos an.
"Verstehe ich das richtig? Mein Baby und ich sollen deine Alibi-Familie werden?", fragte sie.
Tim stand auf und kratzte sich am Kopf.
"Nun ja, wenn du das so hart formulieren möchtest", erwiderte er.
Lilli fuhr sich mit den Händen durch ihre langen schwarzen Haare.
"Warum kannst du nicht dazu stehen, dass du schwul bist? Deine Eltern wirken doch offen und tolerant. In der Politik und der Wirtschaft ist Homosexualität inzwischen auch normal", wollte die junge Frau wissen.
"Und wie viele schwule Fußballer kennst du?", fragte Tim leicht bissig.
Lilli stutzte.
"Stimmt, soweit ich weiß, gibt es keinen bekannten Fußballer, der offen Männer liebt. Bei den weiblichen Fußballerinnen ist das anders", erwiderte sie, "Darüber habe ich noch nie nachgedacht."
"Kannst du dir vorstellen, was für ein Spießrutenlauf mein Leben wäre? Keiner würde sich mehr für meine sportlichen Leistungen interessieren. Ich wäre nur noch der Homo!"
Lilli begann vor ihm auf und ab zu laufen und auf ihrer Unterlippe zu kauen.
"Ich verstehe dein Problem. Aber eine Scheinbeziehung hätte ich nie in Erwägung gezogen. Bitte gib mir etwas Bedenkzeit", bat sie.
Tim könnte nur nicken.

Der Tag wird kommenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt