chapter 2: in the evening
Chan
Es war bereits Abend und ich stand am Herd, wo ich ein Ei mit etwas Schnittlauch und Gewürzen in die Pfanne pfefferte. Wie immer bereitete ich das Essen vor und ließ mir den Tag etwas durch den Kopf gehen. Es passierte mir öfters am Abend, dass ich mich so in Gedanken verlor, dass ich Sachen fast verbrennen ließ.
Heute ging mir vieles durch den Kopf. Ein Schultag hatte ich hinter mich gebracht, welcher auch nicht der Schönste gewesen war. Mein Vater und ich wohnten seit einem guten halben Jahr in Korea und erst seit ein paar Wochen in diesem Stadtteil. Durch seinen Job passierte es uns öfter, dass wir einfach umzogen. Zuvor waren wir in Australien gewesen und das sogar vergleichsweise lange. Fünf Jahre. Ich vermisste diesen Kontinent sehr. Nichts gegen Korea, aber viele waren nicht sonderlich offen gegenüber Leuten aus dem Ausland. Deswegen war es kein Wunder, dass ich an meiner Schule alleine war. Keiner wollte sonderlich viel mit mir zu tun haben, da sie irgendwie Angst vor mir hatten. Ich bin und blieb der Junge aus Australien mit den hellbraunen Haaren, der einen etwas trainierten Körperbau hatte, als viele in seinem Alter. Ich machte viel Sport. Seit ich klein war. Es machte mir einfach Spaß.
Trotzdem belastete es mich, dass keiner etwas mit mir zu tun haben wollte. Ich war eine sehr extrovertierte Person, die das Interaktive einfach brauchte.
Das machte die Wochentage an denen ich Schule hatte echt deprimierend. Ich wollte einfach nicht mehr so alleine sein.
Meine Gedanken schweiften wieder zu der fertigen Skulptur, die bis jetzt namenlos war. Irgendwie ging mir die Figur nicht mehr aus dem Kopf. Auch wenn ich nicht wusste, ob diese Person wirklich irgendwo auf der Welt existierte, fand ich sie so wunderschön. Dieser Junge aus meinen Träumen war ein Engel gewesen und ihn wie einen realen Menschen vor sich stehen haben zu können, war irgendwie so ein komisches, gruseliges und dennoch unglaubliches Gefühl.
Ich redete über diese Wachsskulptur, als wäre ich in diese verliebt. Vielleicht war ich das ja.
Leicht musste ich über diesen Gedanken lachen.
„Na, Chris? Wie sieht es aus mit dem Essen?", hörte ich die Stimme meines Vaters und zuckte heftig zusammen. Ich hatte ihn gar nicht bemerkt. Seit wann stand er da?
„Kann ich dir helfen?", fragte er und deutete auf meine Machenschaften.
„Den Tisch decken vielleicht. Das Essen ist in ein paar Minuten ready", meinte ich und wendete das Omelett in der Pfanne.
Mein Vater nickte und man hörte kurz darauf das laute Geräusch der Teller. Dann das Klirren des Besteckes, ehe mein Vater alles auf den Tisch stellte. Wir gaben uns immer Mühe, dass alle Aufgaben gut aufgeteilt sind, aber meist tat ich alles im Haushalt, da mein Vater kaum Zeit hatte. Das war aber okay für mich. Außerdem hatten wir eine Bedienstete, die mir gelegentlich half.
Irgendwann hatte ich alles bereit und stellte das dampfende Essen auf den Tisch. Mein Vater saß bereits an seinem Platz und musterte das Omelett vor ihm hungrig. Leicht musste ich lachend und tat ihm und mir etwas auf.
„Na dann, guten Appetit.", sagte mein Vater und griff nach den Stäbchen, um sich den ersten Bissen herauszupicken. Wie es in Korea nun einmal so war, musste ich solange warten bis er angefangen hat zu essen. Er meinte zwar immer, dass ich das nicht machen müsse, aber meine Oma hat es mir so beigebracht und da die meisten Manieren beim Essen von ihr kannte, halte ich mich auch an diese.
Er aß und ich schloss mich somit kurz darauf an.
In dieser Zeit war es ruhig und das Einzige im Raum zu hörende, waren unsere Schmatzgeräusche. Es war irgendwie immer wieder entspannend einfach mit meinem Vater hier zu sitzen und den Abend zu genießen.
DU LIEST GERADE
Sculpture
Romance"Irgendwie sieht diese Skulptur lebendiger aus, als die anderen..." - chanlix (chan x felix) - short story - fluff - kind of creepy - horror elements