4. Kapitel

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Diese Augen gehören zu Harry.

Er gab mir seine Hand und zog mich auf die Füße. Er nahm ein zerknittert Taschentuch heraus und gab es mir. Ich nahm es ihm schnippisch aus der Hand und ließ mich wieder auf den Boden fallen. Er wollte mit mir reden, das sah ich ihm an aber ich wollte nicht ich schniefte  und wappnete mich dafür, dass ich gleich mit ihm reden müsste, doch er setzte sich nur neben mich, und sah mich an. Ich setzte mich mit dem Rücken in seine Richtung, weil ich ihn nicht ansehen könnte und wollte. Und so saßen wir eine halbe Ewigkeit lang, während ich weiter vor mich hin weinte. Nach einer viertel Stunde sagte Harry, dass ich nicht weinen müsse. ,,Lass mich in ruhe! Geh einfach!", zickte ich ihn an, obwohl ich wusste, dass er nur helfen will, aber ich will nicht, dass er mich so down sieht. Und außerdem will ich auch einfach mal meine Ruhe haben und allein sein. Keiner akzeptiert das, nicht mal er. Keiner ließ mich so sein, wie ich bin und wie ich lebe. Keiner, aber auch nicht ein einziger sah, wie verzweifelt ich war und keiner bemerkte meine stummen Schreie nach Hilfe. Alle verletzten mich nur noch mehr und ich wollte einfach alles loslassen, alle Fassaden fallen lassen, einfach sein, so wie ich war, bevor ich kaputt gemacht wurde. Er stand leise auf, ohne auf mein Gezicke  einzugehen. Er setzte sich einfach vor mich und nahm mich in den Arm. Einfach so. Als könnte er in mich hineinsehen und wissen, wie es in mir aussieht und wonach ich mich sehr sehne. Mit einem weinerlichen seufzen ließ ich mich in seine Arme sinken und genoss es einfach, jemanden zu haben, der mich festhielt, der für mich da war, der mich für den Moment so akzeptierte, wie ich war. ,,Liz", sagte er, ,,Liz, es wird alles gut, das verspreche ich dir." ,,Das kannst du nicht", schluchzte ich, ,,Du kennst mich noch nicht einmal richtig. Du weißt nicht, was ich fühle, wie ich empfinde, was tief in mir drinnen los ist. " ,, Dann gib mir eine Chance, dich kennen zu lernen. Ich will immer für dich da sein. Ich ertrage es einfach nicht mehr, dich so traurig zu sehen! Ständig sitzt du nur frustriert dort, weiß nicht, wann und wie du wieder glücklich wirst. Ich denke, dass alles, was du tust, letztendlich nur ein Schrei nach Aufmerksamkeit ist, doch nicht du hast es verbockt, sondern deine Eltern.  Ich kann bestimmt nicht alles wieder gut machen, was sie zerstört haben, aber ich werde dich nicht alleine lassen. Alles, was du tun musst, ist mir zu erzählen was passiert ist."

Und genau davor hatte ich angst.

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