intimacy

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Seufzend drehte sich Stefanie von Yvonne hinunter und fiel in die Kissen. Sofort rutschte die andere wieder eng an sie heran und Steff schloss sie in ihre Arme. Yvonne vergrub genießerisch ihren Kopf an Steffs Hals und hauchte ihr einen Kuss auf die verschwitzte Haut. Wenig später war sie eingeschlafen – doch Steff blieb wach. Sie konnte nicht schlafen in diesem Zimmer, das noch so mit dem Duft der vergangenen Nacht gefüllt war. Außerdem brach bereits der Tag an und der Himmel über Berlin begann sich rosarot zu färben. In Steffs Ohren klang noch immer Yvonnes lauter Atem von vorhin und noch immer hing ihr glockenhelles Lachen in der Luft, in das Steff jedes Mal mit einstimmen musste. Yvonne brachte sie einfach um den Verstand. Bei diesem Gedanken musste sie schmunzeln, immerhin hatte Yvonne vor wenigen Minuten genau diese Worte zu ihr gesagt oder besser gestammelt. Ganze Sätze hatte sie da schon nicht mehr formulieren können. Steff liebte diesen Moment. Mittlerweile kannte sie Yvonne so gut, dass sie genau wusste, wann es nur noch eine letzte Berührung brauchte, damit die andere sich vollkommen verlor. Ja, sie liebte es wirklich, wie Yvonne jedes Mal hektisch ihren Blick suchte, kurz bevor sie über die Klippe sprang. Sie liebte es, Yvonne mit jeder Faser ihres Körpers zu spüren und natürlich liebte sie es auch, wenn Yvonne die Kontrolle übernahm. Ein kühler Windzug fuhr über Steffs immer noch nackten Oberkörper und holte sie wieder in die Realität zurück. Vorsichtig schob sie Yvonne von sich hinunter und stand auf. Ihr Blick schweifte über das zerwühlte Bett und blieb dann erneut an Yvonne hängen, die friedlich darin schlief. Sie sah dabei so unschuldig aus, dass man denken könnte, es wäre jemand anderes gewesen, der sich kurz vorher genau hier mit Steff verbunden hatte. Diese streifte sich nun ihren Kapuzenpullover und einen Slip über und stellte sich dann ans Fenster. Ihr Blick wanderte über das schlafende Berlin oder zumindest über den Teil, den sie von hier aus erkennen konnte. Eine Welle von Melancholie überkam sie und sie ließ sich auf die breite Fensterbank sinken. Ihre Beine zog sie an den Körper und schlang die Arme darum, dann blickte sie wieder hinaus in den taufrischen Morgen. Sie wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war – vielleicht war es eine Stunde gewesen, vielleicht aber auch ein paar Minuten oder doch nur wenige Sekunden – als sich eine Hand auf ihren Arm legte. Ozeanblaue Augen fingen sie ein, während Yve sich neben sie setzte. Sie schwiegen gemeinsam, bis Steff sich irgendwann in Yvonnes Armen wiederfand. Die Finger der Älteren strichen federleicht über Steffs immer noch nackten Oberschenkel und hinterließen eine Gänsehaut. Irgendetwas zwischen ihnen hatte sich verändert in dieser Nacht. Schon so oft hatten sie sich ein Bett geteilt, ja eigentlich teilten sie sich sogar diese Wohnung. Auch ihre Gefühle füreinander teilten sie, das wussten sie beide, doch so vertraut wie jetzt waren sie vorher noch nie gewesen. Es war, als hätten sich alle Mauern, die noch zwischen ihnen gestanden hatten, endgültig abgebaut und immer noch fanden sie keine Worte. Stefanie drehte leicht ihren Kopf und Yvonne verband sanft ihre Lippen miteinander. Der Kuss war anders als die vielen davor. Fast fühlte es sich an wie ein erster Kuss und keiner von beiden wollte ihn wirklich enden lassen. Als sie sich schließlich atemlos voneinander lösen mussten, lächelten sie sich an. Wieder trafen sich ihre Blicke und für einen kurzen Moment dachten sie ein paar Stunden zurück an den Augenblick, in dem sie sich bedingungslos gegenseitig verführt hatten. „Ich lasse dich nie mehr los!" „Ich liebe dich!"


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Catterkloß OneShotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt