puberty pt. 2

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Die Musik dröhnte viel zu laut durch die Wohnung und Yvonne erkannte einen Song von den Red Hot Chili Peppers. Vielleicht haben Steffs Jungs doch zu viel Einfluss, dachte sie noch, bevor sie die Tür ohne anzuklopfen öffnete. Lieke saß auf ihrem Bett und tippte irgendetwas auf ihrem Handy. Die hellbraunen Haare fielen ihr ins Gesicht, doch Yvonne erkannte trotzdem sofort, dass sie weinte. „Lieke?" Erschrocken schaute das Mädchen auf und versuchte schnell die Tränen wegzuwischen, aber ohne Erfolg. Yvonne ging auf sie zu und setzte sich auf die Bettkante. „Mach mal die Musik leiser, ja?" Sofort stellte Lieke die Lautstärke herunter, sodass der Song kaum noch zu hören war. Yvonne hielt es für die beste Idee, erst einmal abzuwarten und musterte ihre Tochter. Vor dem Kontakt mit der Kinderwunschklinik hatten Steff und sie eigentlich geplant, dass Yvonne schwanger werden sollte, doch im Gespräch mit den Ärzten hatte sich das ziemlich schnell erledigt. Steff war einfach ein paar Jahre jünger und somit stieg die Chance darauf, dass es wirklich funktionierte und das Risiko sank. Trotzdem war Lieke vom ersten Moment an auch Yvonnes Kind gewesen und sie hatten eine enge Bindung zueinander. „Hat Mama dich geschickt?" Liekes Stimme war leise und sie griff nach einer Packung Taschentücher auf dem Nachttisch. Yvonne konnte es nicht länger mit ansehen und breitete die Arme aus. „Komm erst einmal her, Kleine!" Lieke ließ sich sofort in den Arm nehmen und fing an Yvonnes Schulter wieder leise an zu weinen. Ihr zierlicher Körper zuckte bei jedem Schluchzen zusammen und Yvonne strich ihr über die Haare, die aus irgendeinem Grund genau dieselbe Farbe hatten wie ihre eigenen. Steff machte oft Scherze darüber, wie ähnlich sich die beiden sehen würden, doch Yvonne sah in Liekes Augen immer nur Steff. „Ich will mich nicht immer streiten", nuschelte das Mädchen jetzt an ihrer Schulter, als Yvonne gerade ansetzen wollte zu erklären, warum sie gekommen war. „Das glaube ich dir und Mama will das auch nicht." Lieke löste sich von ihr und griff erneut nach den Taschentüchern. „Aber warum verbietet sie mir dann alles?" „Weißt du, ganz oft steckt mehr dahinter, als du vielleicht glaubst. Sie will dich beschützen." Lieke hatte sich wieder ein bisschen gesammelt und spielte mit einem Haargummi an ihrem Handgelenk. „Das kann ich mittlerweile wirklich selber, ich bin kein Kind mehr." Yvonne atmete tief ein. „Ich weiß, dass du das denkst und bei vielen Sachen stimmt das ja auch, aber Sorgen machen dürfen wir uns trotzdem noch. Unser Kind wirst du nämlich immer bleiben, egal wie alt du bist." „Du bist kitschig!" Lieke grinste und Yvonne war froh, dass auch der letzte Rest Traurigkeit aus ihrem Blick verschwunden war. „Ich habe mit Mama übrigens noch einmal darüber gesprochen und wenn du wirklich geschminkt zur Schule gehen möchtest, darfst du das ab Montag." Sie biss sich auf die Zunge um das 'aber übertreib es nicht' zurückzuhalten, was sie fast noch hinterher geschoben hätte. Ein Streit war gerade erst geschlichtet, sie konnte keinen Neuen gebrauchen. „Danke!" Lieke fiel ihr um den Hals und strahlte. „Hast du heute eigentlich noch tanzen?" Yvonne hatte sich entschlossen, das Thema zu wechseln. Außerdem musste sie ja noch dafür sorgen, dass Lieke wenn möglich bei Maya übernachtete. Bei dem Gedanken an Steffs Blicke vorhin wurde ihr schon wieder ganz warm. Das Mädchen schüttelte den Kopf. „Nein, heute nicht. Die reparieren irgendetwas in der Halle." „Oh schade und was hast du dann vor?" Lieke musterte ihre Mutter prüfend. „Wieso? Willst du mich loswerden?" Yvonne lachte nervös auf. „Nein, ich dachte nur, weil Wochenende ist und du dich da doch sonst auch oft mit Freunden triffst." Lieke nickte und griff nach ihrem Handy. „Ich würde gerne zu Maya, wenn das okay ist? Mit übernachten?" Genau in diesem Moment betrat Steff das Zimmer. „Wenn das für Mayas Eltern auch okay ist, dann gerne." Sie lächelte leicht und kam ebenfalls zum Bett, auf dem Yvonne und Lieke noch immer saßen. „Wegen vorhin...", fing sie an, doch Lieke unterbrach sie. „Tut mir leid, Mama!" Überrascht zog Steff die Augenbrauen nach oben. Das waren nicht gerade die Worte, die sie von ihrer Tochter in letzter Zeit oft zu hören bekam. „Ist schon okay, Kleine." Froh, dass endlich wieder ein bisschen Harmonie eingekehrt war, schloss sie Lieke in die Arme. Yvonne stand auf und gab beiden einen Kuss auf den Kopf. „Klärt ihr das mit dem übernachten, ich muss noch einmal telefonieren wegen der Arbeit." Dann wünschte sie ihrer Tochter viel Spaß und verließ den Raum. Wenig später steckte Steff ihren Kopf ins Wohnzimmer und hielt den Autoschlüssel hoch, um Yvonne zu bedeuten, dass sie Lieke wegbringen würde. Diese nickte nur und konzentrierte sich dann wieder auf ihren Gesprächspartner. Eine halbe Stunde später verabschiedete sie sich erschöpft und beschloss sich erst einmal etwas Bequemeres anzuziehen. Auf dem Weg ins Schlafzimmer lief sie in Steff, die scheinbar auch gerade erst wiedergekommen war. Sofort zog diese Yvonne an der Hüfte zu sich und verband ihre Lippen miteinander. Ihre Zunge fuhr über Yvonnes Unterlippe und entlockte der anderen ein leises Keuchen, als sie den Mund öffnete, um Steff Einlass zu gewähren. Yvonnes Hände fuhren nach oben und vergruben sich in den kurzen dunklen Haaren. Sie stolperten zurück, bis Yvonne mit dem Rücken gegen eine Wand stieß. Sofort presste Steff sich eng an sie heran und schob ihren Oberschenkel zwischen Yvonnes Beine. Diese konnte ein Stöhnen nicht mehr unterdrücken und löste sich schwer atmend von Steff. „Was war das denn für ein Überfall?" Yvonnes Augen hatten sich verdunkelt, doch sie schaute Steff leicht belustigt an. „Das war mein Versuch, mich zu bedanken", grinste Steff und fuhr sich durch ihre zerstörte Frisur. „Aha und womit habe ich das verdient?" „Einfach so... weil du so eine tolle Mutter bist." Yvonne errötete und wich Steffs Blick aus. Diese legte eine Hand unter ihr Kinn und hob ihren Kopf sanft wieder an. „Das ist mein Ernst Yvonne, du bist das Beste, was Lieke passieren konnte... und mir im Übrigen auch." Jetzt war es an Steff rot zu werden. Eigentlich war sie nicht wirklich der romantische Typ, doch Yvonne hatte schon immer neue Seiten an ihr hervorgebracht. Eben diese verwickelte sie jetzt wieder in einen Kuss. Er war sanfter als der vorherige und Steff seufze leise auf, als Yvonne mit den Fingern unter den Saum ihres Pullovers wanderte. Ihre Hände strichen über Steffs nackte Haut und langsam dirigierte sie die andere Frau in Richtung Schlafzimmer.

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