puberty pt. 1

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„Du kannst mich mal, von dir lasse ich mir gar nichts sagen!" Wütend sprang das zierliche Mädchen mit den hellbraunen Haaren auf und lies ihr Besteck mit so viel Schwung auf den Teller krachen, dass sich die Reste ihres Essens über den Tisch verteilten. „Sprich nicht in diesem Ton mit mir!" Die Dunkelhaarige hatte ihre Stimme erhoben und ihre braun-grünen Augen funkelten verärgert. „Ich kann sagen, was ich will, ich bin kein Kind mehr!" Mit diesen Worten stieß die 13-Jährige ihren Stuhl nach hinten und stürmte aus der Küche. Eine Zimmertür knallte ins Schloss und kurz darauf dröhnte laute Musik durch die Wohnung. Verärgert stand nun auch die andere auf und begann wortlos den Tisch abzuräumen. Sie hasste diese ewigen Streitereien so sehr. In letzter Zeit gerieten sie wegen jeder Kleinigkeit aneinander und meistens eskalierte der Streit auf ähnliche Art und Weise wie heute. Frustriert räumte sie gerade den letzten Teller in die Spülmaschine, als die Wohnungstür aufgeschlossen wurde. Wenig später legten sich zwei Arme von hinten um ihre Taille und ein schmaler Körper pressen sich an ihren. „Hey mein Schatz, wieder mal dicke Luft?" Sie seufzte wohlig auf, als die andere Person begann, kleine Küsse auf ihrem Hals zu verteilen und lehnte sich in die Umarmung. „Woher weißt du das?" „Die Musik... worum ging es heute?" Steff hörte bereits an Yvonnes Stimme, dass diese die ewigen Streitereien müde war. Sie drehte sich um und blickte direkt in zwei ozeanblaue Augen. „Lass uns ins Wohnzimmer gehen, okay?" Yvonne nickte nur und zog sie hinter sich her zur Couch. Seufzend ließ Steff sich in die Kissen fallen. „Warum sagt einem vorher niemand, wie schwer es manchmal ist?" Yvonne lachte auf und setzte sich ebenfalls. „Sie ist ein Teenager, du bist früher bestimmt genauso gewesen!" „Okay, das kann ich nicht leugnen", jetzt war es Steff, die lachte. „Also? Worum ging es?" Yvonnes Hand ruhte mittlerweile auf Steffs Oberschenkel und sie blickte ihre Frau erwartungsvoll an. „Nichts Großes eigentlich..." Steff zögerte. Mit einem Mal kam ihr der Streit so lächerlich vor. „Lieke will geschminkt in die Schule." Yvonne guckte sie prüfend an und zog fragend eine Augenbraue nach oben. „Und du hast 'nein' gesagt?" Steff zuckte nur mit den Schultern. „Ich finde nicht, dass das schon notwendig ist. Ich meine... ich habe mich in dem Alter lange noch nicht geschminkt, sie ist doch erst dreizehn." Gegen Ende wurde Steffs Stimme immer leiser. Yvonne breitete einladend ihre Arme aus und sofort presste die Dunkelhaarige sich an sie. Einen Moment lang saßen sie einfach so zusammen auf der Couch und Steff vergrub ihr Gesicht in Yvonnes Halsbeuge. „Worüber machst du dir wirklich Gedanken?", fragte diese schließlich und drückte Steff wieder leicht von sich weg. Yvonne wusste, dass Lieke Steff alles bedeutete, immerhin ging es ihr selbst nicht anders. Sie hatten beide immer Kinder haben wollen und waren sich schließlich bereits nach zwei Jahren Beziehung so sicher miteinander, dass sie Kontakt zu einer Kinderwunschklinik aufgenommen hatten. Trotzdem war es noch ein langer und anstrengender Weg gewesen, bis Steff schließlich schwanger geworden war. Als Lieke dann geboren wurde, hatte sie ihre Herzen im Sturm erobert. Sie war ein fröhliches und aufgewecktes Mädchen mit hellbraunen, leicht gewellten Haaren und genau den gleichen großen Rehaugen wie Steff. Leider waren die beiden sich auch vom Temperament sehr ähnlich, weshalb es zwischen ihnen viel öfter krachte als zwischen Lieke und Yvonne. Mit dem Kopf durch die Wand war eben nicht immer die beste Entscheidung. „Also? Worüber machst du dir Gedanken?" Wiederholte Yvonne ihre Frage, als von Steff immer noch keine Antwort kam. „I-ich weiß nicht... warum fängt das jetzt schon an? Also ich meine, für wen will sie sich in dem Alter schminken? Ich hasse diesen Schönheitswahn..." Steffs Stimme brach erneut ab und eine einzelne Träne lief ihre Wangen hinunter. Vorsichtig strich Yvonne sie weg. „Hey, nicht weinen okay? Wahrscheinlich fangen in ihrer Klasse gerade alle Mädchen damit an. Dazuzugehören ist wichtig in dem Alter, da kommt keiner dran vorbei. Wie soll sie denn wissen, wer sie sein will, wenn sie sich nicht ausprobiert?" Steff rutschte ein Stück von Yvonne weg und zog die Beine an den Körper. „Also würdest du es ihr erlauben? Ich meine, was ist, wenn sich dann plötzlich Jungs für sie interessieren und überhaupt, was ist..." Sie beendete ihren Satz nicht, doch Yvonne konnte ihr Ansehen, worüber sie nachdachte. „...wenn sie an dem Druck kaputt geht? Steff jetzt stopp das Gedankenkarussell mal kurz okay? Du verlierst dich." Seufzend fuhr Steff sich durch die kurzen Haare und konnte dabei nicht mehr verstecken, wie sehr ihre Hände zitterten. Yvonne zog sie wieder auf ihren Schoß und begann damit, ihr beruhigend über den Rücken zu streichen. Sie kannte diese Seite an Steff nach all den Jahren mittlerweile viel zu gut. „Manchmal will ich einfach nur unser kleines Mädchen zurück." Steffs Stimme war kaum mehr als ein Flüstern. „Ich verstehe dich aber miterleben zu dürfen, wie sie älter wird und sich verändert ist so unglaublich wertvoll, und das weißt du genau so gut wie ich." Steff liefen die Tränen jetzt unablässig über das Gesicht, als Yvonne weiter sprach. „Außerdem ist Lieke so ein starkes Mädchen und überhaupt – merkst du nicht, was für ein gutes Vorbild du ihr bist? Du strahlst die meiste Zeit so unglaublich viel Kraft und Selbstbewusstsein aus, wenn jemand mit Druck von außen klar kommt, dann deine Tochter." Steff wischte sich die Tränen weg und sah Yvonne endlich wieder richtig an. „Unsere Tochter, meinst du wohl!" Sie lächelte schief und legte ihre Lippen dann sanft auf die von Yvonne. Was würde sie nur ohne diese unglaubliche Frau an ihrer Seite machen? Der Kuss vertiefte sich und Steff schob ihre Hände unter Yvonnes Pullover immer weiter nach oben. Leise keuchte Yvonne auf, als Steffs Finger unter den Saum ihres BHs fuhren, während sie mit den Lippen langsam ihren Hals hinunter wanderte. Yvonne selbst hatte ihre Hände auf Steffs Hintern gelegt und presste die andere Frau so nah wie möglich an sich heran. Doch schließlich schob sie Steff bestimmend wieder von sich. „Egal, wie gerne ich jetzt hier weitermachen würde, wir müssen etwas gegen diese Musik unternehmen, sonst bringen die Nachbarn uns um. Und vor allem müssen wir den Streit aus der Welt schaffen." Steff ließ sich von Yvonne hinunter auf das Sofa rutschen und blieb dort liegen. „Redest du mit ihr? Ich geh lieber noch auf Abstand, bevor es wieder eskaliert." Yvonne nickte. „Wenn wir uns einig sind, dass wir es ihr jetzt doch erlauben natürlich." Mit diesen Worten drehte sie sich um und wollte schon das Wohnzimmer verlassen, als Steff sie am Handgelenk zurückhielt. Mit einem anzüglichen Grinsen auf dem Gesicht musterte sie Yvonne von oben bis unten. „Vielleicht solltest du Lieke bei der Gelegenheit direkt fragen, ob sie heute nicht bei Maya übernachten möchte. Ich finde, wir hätten uns einen Abend zu zweit mal wieder verdient."


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Catterkloß OneShotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt