51. Room Escape / Escape Plan nur ohne Stallone

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Ich musste hier raus. Ich musste die Anderen warnen. Ich konnte doch nicht zulassen, dass die CIA sie alle austrickste, ich konnte nicht zulassen, dass diejenigen, die sich gegen die Abkommen sträubten, mit mir hier landeten!

Ich vergrub den Kopf in meinen Händen, verzweifelt versuchend, das schreckliche Summen der Türe auszublenden. Ich wusste nicht mehr weiter. Mein erster Plan war fehlgeschlagen und mir wollte einfach kein zweiter einfallen. Es war wie verhext. Natürlich hatte ich nicht vorgehabt, mein Versprechen an Ross zu halten, die Schuhe nicht für einen Ausbruchsversuch zu benutzen, aber selbst mit all den Möglichkeiten, die sich dabei auftaten, würde ich es nicht schaffen, hier herauszukommen. Meine Zellentüre aus Glas konnte ich ja noch überwinden, aber das Problem war, dass sie unter Strom stand und mir definitiv einen Schlag versetzen würde, der mich ausknockte, käme ich ihr auch nur zu nah. Selbst, wenn ich einen Weg daran vorbeifinden würde, hiess das, dass ich meine Schuhe ausschlachten müsste, was wiederum bedeutete, dass sie mir keine Gehhilfe mehr waren. Und wie sollte ich abhauen, ohne gehen zu können? Ganz zu Schweigen davon, dass der Raft ein Unterwassergefängnis war. Das unter Wasser lag.

Es gab keinen Ausweg und tief im Inneren wusste ich es. Ich wollte es nur noch nicht wahrhaben.

Ich hatte jegliches Zeitgefühl verloren, verbrachte weiterhin den grössten Teil meiner Zeit dösend oder tatsächlich schlafend, um die Panik wenigstens einigermassen unter Kontrolle zu behalten. Ich wusste nicht mehr, wie lange es her war, dass ich mit Ross gesprochen hatte, aber es fühlte sich an, wie eine halbe Ewigkeit. Warum kam keiner? Vermisste mich denn niemand?

In den seltenen Momenten, in denen ich wach war, konnte ich nicht mehr denken. Mein Kopf schwamm, ich konnte keinen klaren Gedanken mehr ergreifen und bei jeder unbedachten Bewegung wurde das Pochen in meinem Hinterkopf schlimmer. Es fühlte sich an, als habe jemand meine Gedanken in Watte eingepackt, als wollte sich mein eigener Kopf über mich lustig machen, mir das Einzige nehmen, was mir noch geblieben war: Meinen Verstand.

Ich zwang mich, tief durchzuatmen, wiegte mich langsam vor und zurück. Ich wusste nicht mehr weiter. Ich konnte nicht mehr. Ich konnte nicht mehr hierbleiben. Ich wusste, dass ich es nicht mehr lange aushalten würde, einfach so hierzusitzen, eingesperrt in diese verdammt enge Zelle. Ich hatte es geschafft, meinen totalen Zusammenbruch, der sich seit meinem Streit mit Steve und der Entführung anbahnte, so weit herauszuzögern, in dem ich schlief, schlief, schlief, aber das war keine dauerhafte Lösung. Ich wusste, dass es keine war.

Ich wusste, dass ich bald nicht mehr konnte. Aber was dann? 

Was dann?


Ich schreckte erneut aus einem unruhigen Traum auf, schwer atmend, hoffend, irgendetwas anderes zu sehen, als die selben vier Wände, aber ich wurde enttäuscht. Ich hatte mich in der Mitte des Raumes eingerollt, um mir vorzumachen, dass ich mehr als genug Platz hatte, aber natürlich funktionierte es nicht. Es hatte noch nie funktioniert.

Meine wirren Gedanken drehten sich immer noch im Kreis. Würde ich unterschreiben, wenn ich noch länger hier drin blieb, nur, um hier herauszukommen? Und vor allem... Würden sie mich überhaupt freilassen, wenn ich die Abkommen jetzt, nachdem ich ihnen gesagt hatte, was ich wusste, noch unterschrieb?

Ich umarmte meine Knie und begann, mich langsam vor- und zurückzuwiegen, nachdenklich meine Hände studierend, in der Hoffnung, den schrecklichen Ton der Türe ausblenden zu können. Ich wünschte mir nichts mehr, als irgendwo in New York auf einem Hausdach stehen zu können, tief ein- und ausatmen zu können, den starken Wind an meinen Haaren zerren zu fühlen und die funkelnden Lichter der Stadt unter mir sehne zu können. Ich wünschte mir nichts mehr, als dass Peter elegant neben mir landen würde, mich unter der Maske angrinsen und einen dummen Witz machte. Mit ihm auf einer Dachkante zu sitzen, die Beine über dem Abgrund baumeln zu lassen und über Gott und die Welt zu plaudern. 

Stark Chronicles: Second ChanceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt