It's so complicated || Rezoni

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Rezo:

Und schon wieder sitze ich hier. Und schon wieder weiß ich nichts, absolut nichts mit mir anzufangen. Mein Kopf ist einfach leer. Klar, ich könnte ein Video drehen, auf ein Party gehen oder Ju mal wieder einen Besuch abstatten. Aber ich habe keine Lust. Ich liege hier seit Tagen im Bett und bin komplett unfähig mich zu bewegen. Alles liegt nur an ihm, rede ich mir ein. Aber ich weiß das das nicht stimmt. Ihn trifft keine Schuld. Ich war der Idiot von uns beiden.

Während ich mich langsam aus dem Bett bewege, damit ich mir etwas zu essen machen kann, klingelt es. Einen Moment überlege ich: Mir geht es absolut Scheiße und so sehe ich auch aus, aber das ist jetzt eigentlich auch egal, denke ich mir. Ich öffne langsam die Tür und vor mir steht Ju. "Hi Rezo",fängt er zaghaft an, "du hast dich lange nicht gemeldet, wie geht's?"

Er wusste das diese Frage unnötig war. Er sah selber wie Scheiße es mir ging. Trotzdem, um einen meiner besten Freunde nicht zu verletzten, bot ich an: "Du kannst gerne reinkommen"

Wir setzten uns auf mein Sofa und ich musste mich zurückhalten um nicht wieder zu weinen. Zu sehr erinnerte mich dieser Ort an die Geschehnisse, die noch gar nicht all zu lange her waren. "Rezo? Alles ok?", sagte Ju während er mir zur Beruhigung über den Rücken strich. Aber ich konnte nicht anders, diese Frage hatte mir denn Rest gegeben. Nichts war ok. Ich weinte los und war von mir selber überrascht, weil ich davon ausging, das ich schon alle Tränenflüssigkeit in den letzten Tagen und Wochen ausgeweint hatte. Ju saß völlig überfordert neben mir und wusste nicht was er tun sollte.

Als ich am nächsten Morgen erwachte wusste ich nicht wie ich eingeschlafen war, was daran liegen mochte, das ich noch den ganzen Abend geweint hatte. Ju hatte mich wohl zugedeckt und das obwohl er mit der Gesamtsituation sichtlich überfordert war. Doch heute Morgen ging es mir besser als in den vergangen Wochen. Ich entschied mich dazu raus zu gehen. Ich wollte nur eine Runde durch die Nachbarschaft laufen. Nicht viel, aber ein Anfang.

Ich schlenderte durch die Gegend und schaute mir die Leute ganz genau an. Waren sie glücklich oder ging es vielleicht jemandem ähnlich? In der Hoffnung, irgendwann eine Antwort auf meine Frage zu finden, ließ ich meine Blicke weiter durch die Menschen schweifen. Plötzlich viel mir sein Gesicht auf. Sofort schnellte mein Blick zu jemand anderem. Doch auch der zweite Blick in das Gesicht, dass ich so gut kannte, bestätigte mein Verdacht. Er war es. Er und niemand anderes. In meinem Kopf überschlug sich alles. Was mach ich jetzt? Ich muss schnell weg! Doch es war schon zu spät.

"Rezo,warte", rief Toni.

Ich wollte weglaufen, doch alles an mir war wie festgefroren. Mein Körper schien nicht damit klar zu kommen das er wirklich es war.

"Rezo, bitte", sagte Toni nochmal. Ich ging ein paar Schritte zur Seite um Abstand zu bekommen, auch wenn mir eigentlich klar war das dieser physische Abstand von wenigen Metern zwischen uns, nicht das geringste brachte. "Toni, ich kann das nicht, es tut mir leid. Es war meine Schuld nicht deine, aber es bringt nichts. Es geht einfach nicht. Vielleicht soll es nicht so sein", mit diesen Worten wollte ich aus dieser unangenehmen Situation flüchten und die gedrückter Stimmung hinter mir lassen, doch Toni hielt mich zurück: "Rezo, hör auf so was zu sagen, du weißt das dass nicht stimmt. Wir können das schaffen. Lass es uns wenigstens probieren."

Ich weiß das wir es nicht schaffen würden, zuviel steht zwischen uns und trotzdem gehe ich zurück zu Toni. Er nimmt meine Hand und ich schaffe es für einen Moment alle meine Zweifel zu vergessen, weil es perfekt ist. Es wird kälter, aber Tonis warme Hand hält meine und so ist es auszuhalten. "Lass uns nach Hause gehen", sagt Toni sanft und zieht mich mit ihm mit. Mein Kopf weiß das es flasch ist, aber mein Herz merkt das es richtig ist. Und ich erinnere mich wieder an all die schönen Erinnerungen mit Toni. Ich folge Toni widerstandslos, denn irgendwas hat sich in mir verändert, als er meine Hand genommen hat. Ich habe gemerkt, das es nicht zwischen uns stehen sollte und vor allem das es für Toni nicht zwischen uns steht. Und wenn ich jetzt in Tonis Gesicht schaue, ihn lächeln sehe und merke wie glücklich er ist, muss ich auch lächeln. Wir beide merken es, diese Anziehung zwischen zwei Menschen, die so selten ist und so unfassbar schön. Das ist dann wohl Liebe. Wenn man diesen einen Menschen anschaut und lächeln muss, weil er einfach nur da ist.

Wenn zwischen zwei Menschen nichts stehen kann, weil Liebe stärker ist. "Reeeeezzooo", reißt mich Toni aus meinen Gedanken, "weißt du, ich muss dir was sagen, was du wahrscheinlich schon weißt: Ich weiß das du denkst das wir nicht zusammen funktionieren und ich weiß dasdu das nur wegen des Vorfalls denkst, aber glaub mir Rezo, Ich liebe dich und diese Liebe ist stark genug. Wir können das schaffen."

Mit diesen Worten beugte sich Toni vor und küsste mich. Eigentlich war ich überfordert, aber als ich Tonis weiche Lippen auf meinen spürte, vergaß ich alle meine Sorgen. Der Kuss zog sich unendlich lange, aber er war perfekt. Mehr als perfekt und er war der erste von Vielen. Er war der Anfang von etwas Großem.

live and love || OneshotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt