Crying || Lenark

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Lena: 

Weinend saß ich da. Ich versuchte das Gefühl zu erfassen, welches ich gerade fühlte. Vielleicht war es Trauer oder Wut auf mich selber, aber am ehesten war es Überforderung. Ja, das war ein gutes Wort. Ich war überfordert mit der Gesamtsituation. Wie konnte ich nur so dumm sein, ihn alleine sitzen zu lassen. Warum war ich zu feigen ihm zu sagen, das ich genauso fühlte. Aber nein ich konnte das nicht. Deshalb saß ich jetzt überfordert, wütend auf mich selbst und weinend in einer Ecke meines Studios. In meine Wohnung konnte ich erstmal nicht zurück, ich befürchtete ich würde nach wenigen Minuten weinend die Wohnung wieder verlassen zu müssen. Ich würde ihm nie wieder in die wunderschönen Augen schauen können. Er würde mich für immer ignorieren. Die abschließende Erkenntnis die ich aus diesem Nachmittag, den ich hauptsächlich mit weinen verbracht hatte, mit nahm war, dass er mich für immer hasste, nachdem was ich getan hatte. Keiner konnte mir etwas anderes erzählen, ich hatte gesehen wir er mich angesehen hat. So enttäuscht und so verletzt. Und das wiederum verletzte mich, denn ich merkte in diesem Moment, was ich schon die ganze Zeit wusste. Ich wollte ihn, nur ihn. Niemanden anderen. 

"If it's not you it's not anyone", Justin's Lyrics kamen mir in den Kopf und sie passten gerade perfekt. Wenn es nicht du bist, dann soll es niemand sein. 

Plötzlich ploppt ein eingehender Anruf auf meinem Display auf. Für eine Millisekunde hatte ich die Hoffnung, es könnte Mark sein, doch ich sah schon mit einem Blick das es Bella ist. Trotzdem ging ich ran. 

Nachdem ich gefühlte Stunden mit Bella telefoniert hatte und es trotz mehrerer Nachfragen ihrerseits nicht geschafft hatte ihr zu erzählen was vorgefallen war, legte ich mich müde auf die Couch in meinem Studio. Zugegeben diese Couch war nicht sonderlich gemütlich, aber aktuell tausendmal besser als in meine Wohnung zurückkehren. 

Das war jetzt 4 Tage her. 4 Tage in denen ich das Studio nicht verlassen hatte. 4 Tage in denen ich mit niemandem geredet hatte. 4 Tage in denen ich im Selbstmitleid versunken war. Aber jetzt reichte es. Ich musste einkaufen und auch hier raus. Doch wohin sollte ich gehen? In meine Wohnung zurück kam immer noch nicht in Frage. Also beschloss ich erstmal im Studio zu bleiben. Nur zum Einkaufen verließ ich nun das Studio, schließlich wollte ich nicht verhungern. Doch sogar vor dem Einkaufen hatte ich Angst. Natürlich hatte ich Angst erkannt zu werden, vorallem bei meinem jetzigen Aussehen, aber die Angst Mark zu treffen überwog. Schlussendlich siegte mein Hunger und ich verließ das Studio um schnell das Nötige zu besorgen.

Mark: 

Ich machte mir große Sorgen um Lena. Als ich ihr vor 5 Tagen meine Liebe gestanden hatte, war sie sofort abgehauen. Seither hatte ich nichts mehr von ihr gehört, was ziemlich ungewöhnlich war, denn normalerweise schrieben wir im Stundentakt. Allein meine Idee Bella anzurufen hatte mich weitergebracht. Die wusste nämlich, das Lena im Studio war oder zumindest gewesen war. Aber wie ich Lena kannte, war sie dort geblieben. Ich beschloss sie dort zu überraschen, denn es war die einzige Lösung für die jetzige Situation, die mir einfiel. Ich verlor keine Zeit und machte mich sofort auf den Weg zum Studio, doch als ich dort ankam, war niemand dort. Eigentlich wollte ich sofort umkehren, aber ein Blick durchs Fenster ließ mich stutzen. Es lag eine Menge Zeug auf dem Boden rum, aber Lena war nirgends aufzufinden. Ich wandte mich grade zum gehen als Lena angelaufen kam. Sie hatte offensichtlich auch nicht mit mir gerechnet, denn sie machte ein schockiertes Gesicht. 

"Leni, warte", sagte ich als ich sah das sie abhauen wollte. "Es tut mir so leid, ich habe alles zerstört, aber bitte ignorier mich nicht, bitte. Lass uns wenigstens so weiter machen wie vorher", natürlich wollte ich nicht nur so weiter machen wie früher, aber wenn sie nicht mehr wollte war das vollkommen ok. Ich musste extrem vorsichtig sein, auch um unsere über Jahre aufgebaute Freundschaft nicht zu zerstören, denn die Freundschaft war wahrscheinlich das einzige was mir blieb. Ich sah wie sie sich abwenden wollte, aber dann rang sie sich woll doch durch: "Forsti, Ich... Also... Ich weiß nicht ob ich das kann, es ist alles so frisch und.. Aber wenn du willst kannst du gerne reinkommen. Sie lächelte, weil sie wusste was sie gerade angestellt hatte. Erst hatte sie alle meine Hoffnungen zerstört und dann mit einem Satz wieder aufgebaut. Diese Frau war einfach unglaublich. Schlussendlich folgte ich aber ihrer Aufforderung mitrein zu kommen. Als ich das Studio von innen sah, wurde mir bewusst wie viel Zeit sie hier verbracht haben musste. Chipstüten und leergetrunken Colaflaschen lagen überall verstreut auf dem Boden. Es sah aus als hätte sie eine Liebeskummerteraphie hinter sich. Mein musternder Blick musste Lena aufgefallen sein, denn sie schaute augenblicklich verlegen nach unten. Ich schaffte es allerdings relativ schnell, sie zu überzeugen das das alles nicht schlimm war. Ich setzte mich auf das Sofa, welches seiner Äußerlichkeiten zu Urteilen nach, auch schon viel durchgemacht hatte, und fragte Leni Was wir denn jetzt machen würden. Als ich sie mit ihrem Laptop ins Zimmer laufen sah, wusste ich meine Antwort, ohne das sie auch nur ein Wort sagen musste. Ohne mich zu fragen machte sie einen Film an, in dem es, wie immer, um ein Liebespaar ging, das irgendwelche Hindernisse überwand. Der Film war langweilig und ehe ich mich versah war er auch schon zu Ende.

"Forsti, also wie du gesehen hast", fing sie an, "war ich eine Weile hier und ich hab nachgedacht. Ich war ein Idiot. Nein schlimmer als ein Idiot. Ich war ein gemeiner Idiot. Als du mir deine Gefühle gestanden hast war ich komplett durcheinander und bin einfach meinem ersten Impuls gefolgt und weg gerannt. Dabei merke ich doch seit Monaten und jeden Tag aufs Neue: Ich hab mich in dich verliebt. Gibs du mir noch eine Chance?"

Geflasht von ihrer Ehrlichkeit nickte ich und ich sah wie ihr Tränen in die Augen stiegen. Tränen der Erleichterung und des Glückes. 

Dann küsste sie mich, ohne das ich mich hätte wehren können, aber das wollte ich auch nicht.

live and love || OneshotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt