Besen fliegen

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Der Sonntag verlief ruhiger als der Samstag, Marlene schlief tatsächlich aus. Nach einem späten Frühstück verbrachten sie den restlichen Tag in der Bibliothek mit den übrigen Aufsätzen und ihren neuen Freundinnen.
Sie ärgerten Madame Pince durch zu lautes Reden und stellten mit Sicherheit einige Bücher nicht richtig zurück.
Marlene freute sich auf den Montagnachmittag, wenn sie Besenflugstunden haben würden. Sie wusste jetzt schon, dass das ihr Lieblingsfach war, auch wenn es nur für wenige Wochen angeboten werden würde.
Aufgeregt über die bevorstehende Besenflugstunden redenden verbrachte sie den Zaubertrankunterricht.
"Miss McKinnon, passen Sie auf!", meinte Slughorn freundlich, "Das ist kein Schafskraut, was Sie da hinzugeben!"
"Oh", meinte Marlene nur und blickte auf die Zutaten vor ihrem Kessel.
"Mister Malfoy, Sie bitte auch", fügte der Professor hinzu, "Was ist denn heute mit Ihnen?"
"Professor?", sagte Lily sofort, "Ich vermute, das liegt an den Besenflugstunden heute Nachmittag, einige Schüler freuen sich sehr darauf."
"Das erklärt einiges", antwortete Slughorn stirnrunzelnd, "Ich kann Ihre Leidenschaft für das Fliegen allerdings nicht ganz nachvollziehen. Aber versuchen Sie wenigstens noch eine halbe Stunde dabeizubleiben, dann machen wir vielleicht etwas früher Schluss."
Er seufzte und lief wieder durch die Reihen. Als schließlich die Stunde um war, gab er Lily und Severus für ihren  Trank jeweils zehn Punkte und schickte sie früh hinaus.
In Kräuterkunde verbrannte sich Marlene fast die Hand an einer feurigen Blüte und verwechselte einige verschiedene Sorten.
Auch Professor Sprout, eine mittelalte, eigentlich nette Lehrerin war von der Tollpatschigkeit und Unaufmerksamkeit einiger Schüler am Ende entnervt.
Beim Mittagessen bekam Marlene fast nichts runter. Was wenn sie sich vor allen Mitschülern blamierte und vom Besen fiel?
"Marlene? Hörst du mir zu?", fragte Alice und wedelte mit einer Hand vor ihrem Gesicht herum, "Wir gehen gleich los auf den Innenhof, wo wir die Flugstunden haben."
"Oh, nein, ja!", Marlene sprang auf und lief mit ihnen zusammen los.
Draußen wartete schon Madame Hooch mit einem Haufen Besen, die sie an die Ankommenden verteilte.
Freudig nahm Marlene den Besen und sah ihn sich an. Thomas hatte einen andern, der etwas neuer aussah, aber dieser wurde ja auch von vielen verschiedenen Schülern genutzt.
"Legt die Besen neben euch auf den Boden!", befahl Hooch, "Wenn ich pfeife, streckt eure Hand aus und ruft: Hoch!"
Alle machten sich bereit und bis auf ein paar weiter hinten warteten alle den Pfiff ab. Marlene bekam den Besen sofort dazu, zu ihrer Hand hochzufliegen, während Lily und Dorcas es verzweifelt versuchten, aber erst beim fünften Mal kam der Besen hinauf.
"Nun, kann jemand von euch schon etwas fliegen?", fragte Hooch dann, als Marlene und einige weitere Schüler die Hand hoben, ergänzte sie, "Ihr dürft einmal abheben, ein paar Meter über den Boden abheben und dann direkt wieder landen!"
Marlene stieg auf ihren Besen und brachte ihn dazu, ein Stück hoch zu fliegen. Glücklich sah sie auf die Schüler unter ihr, jedesmal wenn sie flog, überkam sie ein Gefühl von Freiheit.
Hinter ihr kreischten ein paar Fliegende und torkelten wild durcheinander. Was auch immer sie vorhatten, es ärgerte Madame Hooch gewaltig.
"Kommt sofort wieder herunter!", schrie sie aufgebracht und fuchteltte mit ihrer Pfeife herum.
Als die Quatschköpfe dann nach vorne flogen anstatt herunter, wich Marlene erschrocken aus und erkannte die drei.
Es waren Black, Potter und Pettigrew, die jetzt versuchten Tauben zu jagen. Allerdings konnten sie noch nicht wirklich geradeaus fliegen.
Marlene landete kichernd wieder neben Alice.
Mit einem lauten Krachen stoßen die Drei gegeneinander und fielen zu Boden, den Sturz federte Madame Hooch mit einem Schwenk ihres Zauberstabs ab und seufzte, als die Besen alle gegen eine Mauer krachten: "Nachsitzen, alle drei!"
"Noch nicht Mal zwei Wochen und schon haben sie Nachsitzen", meinte Lily und schlug sich eine Hand vor den Kopf.
"So, nun dürfen alle, bis auf ihr drei", sie sah die Unruhestifter streng an, "einmal aufsteigen und ein kleines Stück abheben."
Unsicher schwangen die Meisten sich auf die Besen und manche schafften es, kontrolliert ein kleines Stück hochzufliegen. Einige stürzten gleich wieder ab oder flogen im Sturzflug auf den Boden zu.
Marlene schaffte es, relativ ruhig auf der Stelle zu schweben, musste sich aber sehr anstrengen, nicht gegen andere Schüler zu fliegen.
Der Besen gehorchte ihr nicht so, wie sie es von dem ihres Bruders gewohnt war. Wo sie gerade an ihren Bruder dachte, überlegte sie, dass sie Mal nach ihm sehen könnte, seit sie hier waren, hatten sie nicht mehr richtig miteinander geredet.
Außerdem wollte sie wissen, ob es stimmte, dass er eine Freundin hatte.
"Oh Merlin!", rief auf einmal jemand neben ihr, flüsterte dann leiser, "Ich hasse fliegen."
Marlene sah nach links und sah Dorcas, die ganz bleich war und sich an ihrem Besenstiel festklammerte. Nur ein paar Sekunden später stürzte sie zu Boden und blieb leise aufstöhnend liegen.
Auch Lily, die direkt neben ihr geflogen war wurde ganz bleich und sah erschrocken zu Boden.
"Kommt bitte alle wieder runter", sagte Madame Hooch bemüht ruhig und eilte zu Dorcas, die sich inzwischen aufgesetzt hatte.
Marlen landete direkt neben ihnen und sah besorgt zu Dorcas, die sich ihr rechtes Schienbein hielt und sich bemühte, nicht zu weinen.
"Miss McKinnon, Sie können ja anscheinend schon ganz gut fliegen, bringen Sie Miss Meadows bitte zum Krankenflügel. Wissen Sie, wo das ist?", wollte Madame Hooch wissen.
"Ich werde es schon finden", meinte Marlene und legte einen Arm um Dorcas, um ihr hoch zu helfen.
Schweigend liefen sie einige Meter fort von der inzwischen laut redenden und lachenden Schülermenge, die sich sicherlich über den Absturz unterhielt.
"Das war so peinlich", sagte Dorcas mit zusammengebissenen Zähnen und stark humpelnd.
"Ach komm, das war doch nicht schlimm, außerdem sahen viele andere so aus, als würden sie genauso Angst haben wie du", meinte Marlene und versuchte sie aufzumuntern, "Weißt du eigentlich wo wir hin müssen?"
"Nein", sie schüttelte den Kopf, "Du weißt es auch nicht?"
"Nur ungefähr", antwortete Marlene, "Wir gehen einfach Mal in die Richtung, zur Not fragen wir einen älteren Schüler."
Unter leichtem Keuchen von Dorcas gingen sie weiter und fanden nach einer Weile tatsächlich den Krankenflügel, auch ohne weitere Hilfe von anderen.
"Hallo?", rief Marlene etwas ratlos und setzte Dorcas auf einem der vielen Betten ab.
"Ich bin hier, Kinder", sagte eine mittelalte Frau in einem weißen Kleid und mit einer Haube und kam auf sie zu, "Na was habt ihr gemacht?" Freundlich lächelte sie die Beiden an.
"Ich... äh bin vom Besen gefallen", meinte Dorcas und zeigte auf ihr Bein, "Dabei hab ich es mir ziemlich gestoßen."
"Ach, das ist doch nicht schlimm", lächelte sie und sah sich das Bein näher an, "Leg dich doch mal richtig hin, das ist nur eine böse Prellung, in einer Stunde bist du wahrscheinlich wieder komplett gesund."
Sie schwang ihren Zauberstab und gab ihr etwas zu trinken.
"So, du gehst jetzt am Besten in den Unterricht zurück, sie wird jetzt eine Weile schlafen und braucht Ruhe!", streng sah Madame Pomfrey Marlene an und scheuchte sie hinaus.
Marlene ließ sich Zeit und spazierte langsam durch die Gemäuer zurück auf den Platz wo die Besenflugstunden stattfanden.
Inzwischen waren alle, bis auf die drei Unruhestifter, in der Luft und flogen, zwar nur kurz über dem Boden, hin und her.
"Wie geht es Miss Meadows?", wollte Madame Hooch wissen.
"Madame Pomfrey sagt, in einer Stunde ist sie wieder gesund", erzählte Marlene.
"Das sind gute Neuigkeiten, du kannst dir auch wieder deinen Besen nehmen und ebenfalls fliegen, aber nur so, wie du es dir zutraust", sagte sie und ließ sie zu ihrem Besen zurück.

Story of MarleneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt