Kapitel 4

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"Aight, ich geh jetzt"

"Bis nächstes Mal"

Die Tür von Jonas Haus schloss sich mit einem leisen Klicken hinter mir.

Gutgelaunt schwang ich mich auf mein Motorrad und drehte den Schlüssel um. Der Motor sprang an, dann düste ich los.

Ich kannte Leyla schon seit drei Jahren. Ein Jahr davon waren wir Freunde gewesen, bis es sich zu mehr entwickelt hatte. Mit ihr war ich die glücklichste Person auf der Welt.

Aber manchmal dachte ich mir...

Ob Liebe nicht nur ein Entzug von der Realität war. Eine Art Droge...

Mit Drogen und Alkohol konnte man seine Probleme vergessen, mit einer Freundin auch, zumindest solange man bei ihr war. War das dann Liebe? Oder war es nur das Benutzen einer Person, um sich "high" zu fühlen?

Manchmal stellte ich mir wirklich die Frage, wieviel andere Menschen mir überhaupt wert waren. Meine Freunde... War es nicht eher so, dass ich mit ihnen die Zeit totschlagen konnte... meine Realität für kurze Zeit unterdrücken konnte...

Eine Droge.

Irgendwie war es schon ziemlich dunkel, obwohl es Sommer war und erst 7 Uhr. Die Straßenlampen tauchten die scheinbare Nacht in gespenstisches Gelb und Blau.

Leyla lebte ungefähr fünfzehn Minuten weg von mir. Ich hatte sie durch eine weitere Freundin kennengelernt, die dann allerdings von unserer Stadt weggezogen war. Wir hatten zu dritt einiges unternommen, und waren uns dadurch nähergekommen.

Sie war ein Jahr jünger als ich, also 18, und wollte später Schriftstellerin werden. Sie hatte schon ein Skript angefangen, es sollte um einen Jungen gehen, der wegen des Todes seiner kleinen Schwester traumatisiert wurde und eine zweite Persönlichkeit entwickelte.

Eigentlich hatte sie etwas besseres als mich verdient. Sie hatte ein Leben vor sich, eine Chance. Sie war ein normales Mädchen und konnte glücklich werden...

aber dann hatte sie mich getroffen und war ebenfalls in das Rauchen und in den Alkohol reingerutscht. Nicht so extrem, aber trotzdem. Es wäre besser für sie gewesen, wenn sie mich nie gekannt hätte...

Ich seufzte und realisierte, dass ich ihre Wohnung schon um eine Straße verpasst hatte. Sie lebte mit ihrer Mutter und ihrem Vater und zwei Vögeln, aber keiner von denen mochte mich. Konnte ich auch irgendwie verstehen, ich war nicht so der Vorzeigeschwiegersohn. Zurzeit auf der Suche nach Arbeit, kein vernünfiger Abschluss und so weiter.

Manchmal wusste ich nicht einmal, wofür sie mich eigentlich liebte. Ich war zwar ziemlich selbstbewusst in Sachen Aussehen und so, aber ein Mädchen wie sie hatte keinen Grund, mich zu mögen.

Ich fuhr in die Einfahrt, nur um zu erkennen, dass sie eh schon draußen auf mich gewartet hatte.

Mit einem glücklichen Gesichtsausdruck und einer heftigen Umarmung begrüßte sie mich."Hey"

"Hi. Wie lang wartest du schon hier?"

"Nicht so lange, wieso"

"Naja, falls dir kalt ist oder so..."

Sie brach in Gelächter aus. "Es ist fucking Sommer"

"Ja, aber es ist ja auch dunkler und so"

Amüsiert blickte sie mich an. "Machst du dir etwa Sorgen? Du bist cute"

Ich grinste. "Da ist man einmal nett und schon machst du dich über mich lustig"

"Nicht meine Schuld wenn du so nen Unsinn faselst"

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