Das Gespräch

3 1 0
                                    

Die Mathestunde zog sich ungewöhnlich stark in die Länge und ich atmete erleichtert auf, als es zum Ende der Stunde klingelte. Eilig packte ich meine Sachen zusammen. "Tommy und ich wollten noch in die Bibliothek, willst du mitkommen?", fragte Amber, die gerade ihre Tasche aufsetzte und mit mir zur Tür ging. "Nein, danke.", lehnte ich ab. "Ich gehe lieber schnell nach Hause, um nach Sparkles zu sehen." Amber zuckte mit den Achseln und verschwand mit denn Worten "Dann bis später" hinter der nächsten Ecke.

Gerade ging ich durch die Tür nach draußen zu den Fahrradständer, als ich abrupt stehen blieb und am liebsten wieder umgekehrt wäre. Neben dem Fahrradständer stand Noah an der Wand gelehnt und diskutierte mit seinem Bruder Corey. Sie hatten zwar die gleiche Haarfarbe und die gleichen Augen, aber sonst sahen sie sich kaum ähnlich. Corey war groß und ziemlich muskulös und Noah etwas kleiner und dünner. Normalerweise war Corey immer freundlich und gut gelaunt, aber jetzt hatte er einen verärgerten Gesichtsausdruck aufgesetzt und die Arme vor der Brust verschränkt. Leider konnte ich nicht verstehen, worüber die Beiden redeten, weshalb ich so unauffällig wie möglich versuchte, näher heran zu kommen.

"Und was ist mit Steve? Dem würde ich das sogar noch zutrauen.", schlug Noah vor. Corey schüttelte den Kopf. "Nein, der ist schon seit drei Tagen bei seiner Schwester in Miami ... das war bestimmt Jake. Ich schwöre dir, wenn der irgendetwas getan hat, dann..."                                                                                                        "Jake war das nicht.", unterbrach Noah ihn. "Der war in dieser Nacht bei den anderen Jungs." Der Ärger in Corey's Gesichtsausdruck verschwand und stattdessen tauchte Nervosität darin auf. "Aber wenn es keiner von uns war..." Corey verstummte. "Dann war es jemand Fremdes.", beendete Noah seinen Satz. Corey überlegte kurz. "Wir müssen etwas unternehmen. Am Besten wir...", er unterbrach sich jedoch wieder, als er bemerkte, dass Noah's Aufmerksamkeit nicht mehr ihm galt.

So ein Mist. Erst jetzt merkte ich, dass Noah mich direkt anstarrte. Schnell wandte ich mich ab und hoffte, dass er nicht gemerkt hatte, dass ich fast die ganze Zeit gelauscht hatte. Vielleicht sollte ich einfach schnell verschwinden. "Hey, Carly." Es war zu spät. Ich drehte mich wieder um und vor mir stand Noah. Von Corey war keine Spur mehr. "Hi.", erwiderte ich knapp. Dass Noah ganze zweimal an einem Tag mit mir redete, war schon ungewöhnlich.

"Du warst eben so schnell weg. Wie geht es deinem Arm?", fragte er. "Ich kenne mich zufällig sehr gut mit Tierbissen aus, ich könnte ja mal einen Blick darauf werfen, wenn du willst." Erneut wunderte ich mich über das plötzliche Interesse. Normalerweise hing er nur mit Football-Leuten oder seinen Brüdern ab.                                                                                                                                                  "Alles gut, ist nicht nötig. Es ist eigentlich gar nicht so schlimm.", winkte ich ab. Unbedingt wollte ich verhindern, dass nur noch mehr Fragen zu dem Vorfall aufkamen und ich ihm erklären müsste, warum ich wegen eines Kaninchens von einem Wolf gebissen wurde.

Noah zog eine Augenbraue hoch. "Wenn du das sagst, ich wollte ja nur helfen." Er machte eine kleine Pause und grinste dann. "Ich feiere heute Abend eine kleine Party bei mir zu Hause. Du und deine Freunde können gerne vorbeischauen." Er lädt mich tatsächlich zu seiner Party ein? Er kannte mich doch kaum, also wie kam er so plötzlich darauf? "Ich weiß nicht so recht.", antwortete ich skeptisch.                                                                                                                                           "Du kannst es dir ja noch einmal überlegen." Er drehte sich um und verschwand.


Unknown WolfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt