Vater und Sohn

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Vorwort

Überraschung! Ihr mögt nun sicher denken: „Fängt die echt jetzt schon wieder etwas Neues an?“.
Nein, nein, meine lieben Leser. Dies hier ist die Geschichte, die Behind a Smile ursprünglich werden sollte. Es existieren Rund 200 Seiten auf meinen Tab hiervon. Ich hatte es verworfen wegen Recherchefehlern, die sehr gravierend waren, und habe beschlossen mich nach BaS noch einmal an die Arbeit hier heran zu wagen. Es geht nur um Alastors Vergangenheit, so wie ich sie mir vorstelle und ihr werdet Einblicke in viele seiner Lebenszyklen bekommen. Vom eingeschüchterten Jungen, zum sturen, naiven Teenager bis hin zu seinem Tod. Dieser Alastor unterscheidet sich gravierend von BaS Alastor und auch wenn es einen weiblichen Charakter in Alastors Leben gibt, ist dies KEINE Liebesgeschichte. Ihr werdet Parallelen zu BaS finden, Ideen und Dinge die ich von hier in BaS übernommen habe, da ich ursprünglich nicht vor hatte dies weiter zu schreiben. Hier ist ein Einblick für euch und ich hoffe ihr freut euch nach Behind a Smile mehr davon zu lesen, wobei die Kapitallänge sehr stark Variieren wird.
Viel Spaß!!

***
 

Jahr: 1934, unbekannter Ort

Er rannte. Er rannte so schnell wie ihn seine Füße tragen konnten. Das bellen der Hunde kam immer näher und auch wenn er im Grunde wusste, dass dies sein Ende war, so wollte er doch wenigstens versuchen sein Leben zu retten. Er hatte immer gewusst, dass ihm ein früher Tod blühte, aber von dämlichen Kötern zerfetzt werden?
Nicht grade Stilvoll. Da hatte er sich mehr erhofft.
Äste peitschten gegen seine Waden, Arme und Gesicht. Hinterließen Kratzer auf seinen Wangen, doch kaum hatte er den kleinen Kiesweg erreicht, gaben seine Beine nach.
Das war es also? Der Braunhaarige schloss die Augen und lies sein Leben an sich Revue passieren.
Ann hatte recht gehabt. Sie hatte in allem so recht gehabt und er war ein Narr gewesen ihr nicht zu glauben und sie von sich zu stoßen. Was wäre wenn er sich für diesen Schritt mit ihr entscheiden hätte? Sein leben anders Verlaufen wäre? Hätte er es wirklich eine Möglichkeit gegeben einen anderen Weg zu wählen?

Jahr: 1910, New Orleans

Die Sonne ging langsam auf und lies ihre leichten Strahlen auf den weißen Schnee herab.
Vorsichtig schlichen Vater und Sohn durch den Wald.
Der Junge hatte etwas Schwierigkeiten im Unterholz mit zu halten, da ihm des Gewähr drohte von den schmalen Kinderschultern zu rutschen.
Sein Vater blickte zu ihm.
„Nun komm und sei leise, sonst gibt es heute kein Abendessen, Alastor.“
Knurrte der Mann genervt. Oliver war ein sehr strenger Vater und duldete keine Fehler. Vor allem bei seinem Sohn.
„Ja, Sir.“
Gab der Kleine nun leise von sich und versuchte sein Lächeln aufrecht zu erhalten. Doch dann fand Oliver Spuren und deutete Alastor an stehen zu blieben.
Er zeigte dem Jungen diese.
„Die sind frisch. Du siehst es daran dass der Schnee noch recht weich um sie herum ist und nicht angefroren.“
Erklärte er ihm. Alastor umklammerte den Gurt seines Gewehres und hörte ihm aufmerksam zu. Der Junge war aufgeregt und Atmete einmal tief ein und aus. Sie fingen an dieser Spur zu folgen bis hin zu einer Lichtung und schon sahen sie das gewünscht Ziel.
Ein Reh knabberte an ein paar Grashalmen die aus dem Schnee ragten.
Oliver legte den Finger auf die Lippen und sah zu seinem Sohn. Er nickte in Richtung des Rehs um Alastor an zu deuten, sein Gewähr bereit zu halten. Das Lächeln verschwand aus dem Kindergesicht und nervös zog er seine Waffe hervor. Sein Vater schlich zu ihm.
„Atme ruhig, fixiere das Herz und denk nur daran, dass das da unser Abendbrot sein wird. Denn ohne wird es heute hungrig ins Bett gehen, Verstanden?“
„Ja, Sir,“
Flüsterte Alastor und schluckte nervös. Die kleinen Hände wurden nass unter den dicken Handschuhen und seine Kehle schnürte sich zu.
Sein Vater hatte ihm das Schießen beigebracht, doch es war das erste Mal, dass er auf etwas lebendiges schoss. Kurz schloss er die Augen doch nach dem er sich beruhigt hatte und wieder gleichmäßig atmete, öffnete er die Augen wieder und zielte. Schon viel der Schuss, doch das Tier viel nicht um. Es kreischte auf und sprang davon. Er hatte es tatsächlich getroffen, leider aber nicht sofort tödlich. Genervt stellte Oliver sich auf.
„Verdammt, noch mal, Alastor! Bete das es noch umfällt!“
Er ging los und folgte den Blutspuren die das Reh hinter lies. Der Junge sprang auf und war den Tränen nahe während er versuchte mit seinem Vater schritt zu halten. Oh, das war nicht gut. Ganz und gar nicht.
„Es...es tut mir leid, Sir!“
Schniefte er aufgelöst und sein Vater sah mit scharfen, verengten Augen zu ihm.
„Halt den Mund!“
Sofort verstummte der Junge während ihm Tränen die Wangen runter liefen. Hoffentlich fanden sie das Tier. Sollte dies nicht der Fall sein, wusste er genau was ihm blühte! Der Ledergürtel an der Wand wartete doch nur auf seinen nächsten Einsatz! Alastor spürte wie sich alles in ihm verkrampfte, nur bei dem Gedanken an das Leder welches auf seinen zierlichen Kinderrücken aufprallte.
Doch dann fanden sie es. Das Reh lag auf dem Boden und kreischte unter schmerzen und Angst.
„Nimm dein Messer und steche es ihm ins Herz!“
Befahl der Mann und der Junge blieb stehen.
„A..aber..“
„Tu was ich dir sage!“
Alastor biss sich auf die Unterlippe. Er wollte das nicht tun! Das Tier tat ihm leid. Zitternd ging er zu dem Reh. Sein Messer aus dem Lederschaft an seiner Hose nehmend, hob er es an die Brust des Tieres und legte seine Hand auf dessen Schulter
„Es tut mir leid. Verzeih mir, bitte.“
Flüsterte er dem Tier leise zu und schloss wieder die Augen. Doch dann stach er mit aller Kraft die er aufbringen konnte zu. Der Junge merkte wie das Leben aus dem Reh unter seiner Hand floss.
Doch nun musste Alastor wirklich weinen. Auf Dosen oder andere nicht lebendige Sache zu schießen war etwas anderes. Ganz anders!
Oliver ging zu ihm und warf das Reh über seine Schulter.
„Nun heule nicht wie ein Mädchen! Irgendwann hast auch du eine Familie zu ernähren und dann seid ihr auf so etwas angewiesen! Oder willst du das teure Fleisch vom Schlachter kaufen?“
Der Junge versuchte sich wieder zu beruhigen und wischte sich die Tränen weg. Nun wollte er nur noch nach Hause. So stand er immer noch schluchzend auf.
„Das nächste mal will ich einen sauberen Schuss sehen, so dass wir nicht noch mal hinterher laufen müssen.“
„ja, Sir.“
Die Beiden schlugen den Weg nach Hause ein. Schweigend. Alastor Kopf fühlte sich so unendlich schwer an und er brauchte diese Ruhe grade um das Geschehene zu verarbeiten. Nach einiger Zeit erreichten sie das kleine Haus am Rande des Waldes nahe des Bayou. Oliver brachte das Reh in den Schuppen.
„Ich zeig dir nachher wie man ein Tier vernünftig häutet und ausnimmt, doch nun sollten wir erst einmal Frühstücken.“
Sagte der Mann zu seinem Sohn. Dieser nickte nur schweigend und ging schnell ins Haus. Susan sah sofort zu ihm als die Tür aufging. Sie lächelte erst, doch merkte sie schnell das Alastor traurig war. Der Junge rannte auf sie zu und umarmte sie schluchzend. Liebevoll strich sie ihm durch das dichte braune Haar.
„alles gut, mein Liebling.“
Flüsterte sie und hockte sich zu ihm. Sie sah Alastor in die Augen und strich ihm die Tränen mit dem Daumen von der Wange.
„Und nun lächel wieder, ja? Denn du weißt, ohne bist du nie ganz angezogen.“
Der Kleine nickte und zwang sich nun ein Lächeln auf.
„So ist es gut, Alastor, und nun zieh dir bitte etwas anderes an, deine Sachen sind ja ganz schmutzig, Liebling.“
„Ja, Mama.“
Nun löste er sich widerwillig von ihr und ging in sein Zimmer. Oliver betrat den Raum und legte sein Gewähr ab.
„Nun... zumindest haben wir für die nächsten Tage Fleisch.“
„Er ist doch auch erst Neun. Ich hätte nicht gedacht das ihr überhaupt irgendetwas erlegt.“
Gestand Susan ihrem Mann.
„Erst Neun? Wenn er nicht jetzt das Überleben lernt, dann nie! Oder glaubst du wirklich dass er mit dieser dummen Musik eine Familie ernähren kann?“
„Das macht ihm doch wenigstens Spaß, Oliver, und sein Lehrer meinen dass er wirklich Talent hat. Aus ihm könnte...“
„Verschone mich mit könnte, könnte, könnte. So wird aus ihm nie ein richtiger Mann. Er ist jetzt schon so verweichlicht und nun ist Schluss mit der Diskussion.“
So schwieg sie nun, mit ihrem eingemeißelten Lächeln auf den Lippen und deckte das Essen auf. Wann würde Oliver endlich verstehen dass sein Sohn eher ein kreativer Kopf war? Er kam nun mal eher nach ihr und daher war sie auch froh ihren Mann überredet zu haben, ihm im Chor und beim Klavierunterricht und Tanzen an zu melden. Das lag ihm! Dort konnte der Junge er selbst sein. Wahrscheinlich würde er einer dieser modernen eleganten Gentleman werden. Immer lächelnd, charmant und höflich. Jemand nachdem sich jede Frau die Finger leckte! Oh, diese Vorstellung gefiel ihr, daher gab sie auch ihr bestes ihn zu einem solchen Mann zu erziehen und sie würde dafür sorgen, dass er nicht so ein zorniger Mann wie Oliver wurde. Niemand der seine Frau und Kind schlug. Sie versuchte ihm bei zu bringen, dass man eine Frau zu beschützen hatte und sie auf Händen tragen sollte! Es würde schwer sein gegen die Erziehung seines Vaters an zu kämpfen, aber bis jetzt schaffte sie es ganz gut!
Alastor würde seinen Weg gehen und es bestimmt noch weit schaffen.

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