ATTENTAT

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Während das einfache Volk hungrig in der Gosse umherkroch lebte dieser Kommandant also in seinem eigenen kleinen Paradies und ließ sich mit Delikatessen verwöhnen. Ob er überhaupt kämpfen konnte? Samael sah sich um und entdeckte überall auf dem Gelände Leibgardisten des Kommandanten, das Zentrum dieser Festung war also alles andere als schlecht bewacht. Eilendes Schrittes lief er zum Haupteingang der Residenz und salutierte ehrfurchtsvoll vor den dort postierten Wachen. «Brandstiftung. Ich muss dem Kommandanten Bericht erstatten.» sagte Samael mit zittriger Stimme. Die Soldaten beäugten ihn kurz misstrauisch, ließen ihn dann aber passieren. Hinter der schweren Flügeltüre wurde er von zwei weiteren Soldaten flankiert und eine polierte Mamortreppe mit einem langen, blauen Teppich in der Mitte hinauf geführt. Vor einer weiteren, deutlich stärker verzierten, Flügeltür blieb seine Eskorte stehen und wurde von den beiden Wachen vor der Tür abgelöst, die Samael in den Raum des Kommandanten geleiteten.
Der Raum wurde von einem schweren Ebenholztisch dominiert und war von einem großen Buntglasfenster hinter dem Tisch in ein ruhiges Grün getaucht. An den Seiten waren jeweils drei weitere Gardisten neben Bannern postiert. Samael salutierte und trat an den Tisch heran, an dem ein fetter Mann in jungen Jahren saß und gerade genüsslich ein vor Fett triefendes Brathähnchen in sich hinein fraß. Also tatsächlich ein verzogener Adelssohn, der gerne mal Krieg spielen wollte. Der Attentäter trat neben den Kommandeur und erzählte von dem Feuer in der Stadt. «Herr, es ist ein wahres Inferno, es breitet sich viel schneller aus als wir löschen können.» Auf diese Schreckensnachricht folgte nur ein gelangweiltes «Wird das Feuer die Residenz erreichen?» Offensichtlich kümmerte sich dieser Fleischberg nicht im geringsten um das einfach Volk. «Nein Herr die Mauern schützen das Anwesen auch vor Feuer.» Nach einem weiteren Bissen vor Fett tropfenden Fleisches antwortete dieser «Dann löscht so viel ihr könnt aber riskiert keine Soldaten für einfache Hunde.» Nach erneutem salutieren verließ Samael den Raum, scheinbar um die Truppen außerhalb der Residenz zu unterstützen und wurde dabei wieder von zwei Wachen begleitet. Sie kamen dem Haupteingang näher, die Zeit wurde also knapp. Der verkleudete Attentäter zog zwei Dolche unter der Rüstung hervor und stach diese seinen Begleitern synchron in den Hals bevor die auch nur ansatzweise reagieren konnten. Leise röchelnd und von gurgelnden Lauten unterbrochen sanken die Soldaten zu Boden. Er ließ die beiden Körper auf den Dielen liegen und stürmte in das Zimmer neben dem Büro. Während sich der Boden im Vestibül nun also rot färbte öffnete Samael das Fenster des kleinen Nebenraums, stieg hindurch und schwang sich vor das grüne Fenster daneben. Er zog seine Dolche in einem Kreuz über das teure Glas, welches im nächsten Moment nach innen barst. In einem Sturm aus Scherben sprang der Attentäter in den Raum, mit drehenden Bewegungen schnitt er den Soldaten zu seiner Rechten die Kehlen durch und stand nun den verbleibenden drei Leibwächtern gegenüber. Sofort verzogen sich seine Mundwinkel zu einem grausamen Lächeln. Auch diese Soldaten waren kein Hindernis, höchstens eine Verzögerung. Der Attentäter griff sich Schild und Speer einer der eben Getöteten, schleuderte dem ersten der Drei den Spieß durch den Brustkorb, woraufhin dieser sofort zu Boden sank. Mit dem Schild stieß er den anderen zur Seite und hieb dem verbleibenden die Platte zwischen die Zähne, was diesem mit einem knackenden Geräusch den Kiefer brach. Der Gestoßene rappelte sich wieder auf und musste sofort den zwei Dolchen des Attentäters ausweichen. Der Soldat taumelte rückwärts gegen das Fenster, durch das er einen Moment später in die Tiefe stürzte.
Nachdem Samael den letzten Wächter mit einem Tritt in die Magengrube aus dem Fenster gestoßen hatte wandte er sich nun also dem Kommandanten zu. Dieser hatte mittlerweile begriffen, was geschehen war und versuchte zur Tür zu fliehen. Zu seinem Pech war er nicht gerade in Bestform, weshalb der Killer ihn schnell eingeholt hatte, packte und zum Fenster schliff. Dort angekommen kniete er sich neben den verängstigten Mann und grinste diabolisch, bevor er den Kopf des Kommandanten auf die scharf gebrochenen Überreste der Fensterscheibe hieb. Der Mann schrie auf, verstummte allerdings schnell wieder als das grüne Glas mit rotem Blut überzogen wurde.
Schwungvoll stand Samael auf und verlies den Raum, wie er ihn betreten hatte. Dieses mal Kletterte er jedoch nicht in den Nebenraum sondern zog sich die Fassade hinauf bis zum Dach. von hier sprang er auf ein imposantes Haus auf der linken Seite der Residenz und rannte von dort über die Dächer der Stadt zum Tor. Die Zugbrücke und das Fallgitter wurden jeweils mit einer großen Winde betrieben, an der mindestestens zwei Soldaten drehen mussten. Im inneren der Wehrtürme befand en sich somit logischwerweise wenigstens vier Wächter. Samael schlich langsam zur Tür des rechten Turms und stieß sie auf. Ein Aufblitzen in der Dunkelheit und die Kehlen der Torwächter waren durchtrennt. Allerdings kamen nun deutlich mehr Wachen die Treppe des Turms hinunter als erwartet. Etwa ein Dutzend Wächter kamen die schmale Wendeltreppe hinunter, drei von ihnen hatten die Bögen gespannt sobald sie unten waren. Samael stürmte wieder aus der Tür und verschwand dicht gefolgt von den Soldaten zwischen den Häusern. Er verschwand in einer Seitengasse, packte die letzten zwei in der Truppe seiner Verfolger und zog sie in die Dunkelheit. Dem ersten stieß er einen Dolch in den Bauch, den Kopf des Zweiten
ließ er auf die Pflastersteine krachen, bevor er zum Turm zurück lief. «Die Winde ist ja riesig.» Samael ging langsam um die große Konstruktion und begann mit zwei weiteren Dolchen den Haken der Kette zu lösen, was einige Zeit dauerte. Das schwere Eisen lockerte sich nur langsam aber schließlich riss der Haken aus dem Holz und während die Kette aufwärts schoß war das Knarren der Zugbrücke deutlich zu hören, was mit einem dumpfen Schlag endete. Das Fallgitter war bereits hochgezogen, deshalb brauchte der Attentäter hier lediglich die Winde zu blockieren. Danach stieg er die Treppe des Turms hinauf und sah ein Heer auf die Mauer zurücken, an der Spitze des Heeres ritten Fünfhundert weiße Pferde voran, sie würden schon bald durch das Tor galoppieren und die gesamte Stadt in Blut tauchen. Allein der Gedanke sorgte bei Samael für ein Grinsen und voller Vorfreude erwartete er nun das Massaker.

SAMAELWo Geschichten leben. Entdecke jetzt