SIEGESFEIER

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Mit donnernden Hufen stürmte die Kavalerie durch das Tor, die Spitzen der vorgestreckten Lanzen glänzten im Licht der untergehenden Sonne kupfern. Bewohner rannten wild durcheinander, allesamt auf der Flucht vor dem kalten Stahl ihrer Angreifer, wer zu langsam war wurde von der fliehenden Menge niedergetrampelt und zurückgelassen. Samael ließ sich an der Mauer hinab und rannte über die Dächer einiger Häuser und eines Stalls, bis er die Reiterin in silberner Rüstung am Rand des Sturmangriffs erreichte. Schwungvoll ließ er sich neben den großen Schimmel in ebenso silbern glänzender Rüstung fallen und sah zu der Reiterin hinauf. "Gute Arbeit." war alles, was sie zur Begrüßung sagte, bevor sie das filigran gearbeitete Visier anhob und zu ihm herunter sah und ihm kurz zu nickte. Der Attentäter zog sich hinter ihr aufs Pferd und ritt mit ihr durch die Stadt, um das Ergebnis seiner Arbeit in der Residenz zu präsentieren. Die Wachen am Tor der Residenz waren nun vorrangig damit beschäftigt das Eindringen von Zivilisten in den letzten Verteidigungsring zu verhindern. Begleitet von sechs Reitern preschten sie an den Soldaten vorbei hinter die Mauern. Einer der Männer versuchte sie dennoch aufzuhalten, wurde aber von einem Pferd zur Rechten niedergetrampelt. Der Schädel des Mannes brach unter den schweren Hufen, während die kleine Truppe eilig weiter ritt und das Anwesen erreichte. Zwei der Begleiter stiegen ab und brachen das Tor auf, das Pferd der Generälin preschte hindurch und hielt erst vor der Eingangstür des Anwesens wieder an. Auch diese Tür wurde aufgebrochen und die Wachen dahinter von disziplinierten Soldaten mit erstaunlicher Präzision getötet, erst dann trat die Kämpferin in silberner Rüstung ein, dicht gefolgt von einem Attentäter in der Rüstung des Feindes. Mit vor Blut tropfenden Schwertern salutierten die Soldaten auf dem Weg, während die Generälin und ihre Begleitung die Treppe hinauf stiegen um das Blutbad zu begutachten. Sie Kniete sich neben die Leiche und hob den Kopf an, wonach sie lobend nickte, während Samael sich auf die Tischkante setzte, den Finger in eine der kleinen Blutpfützen hielt und danach ableckte. Diese Gier nach Blut machte ihn zu dem Monster, welches diese Männer in ihm gesehen hatten und er konnte es einfach nicht lassen. Soraya, die «Königin der breite Palette Leichen», erhob sich wieder und ließ den Kopf des Toten fallen, bevor sie sich an dessen Schreibtisch setzte. Samael verneigte sich abschließend, denn offensichtlich war sie mit der Arbeit zufrieden, nun hieß es den Sieg zu feiern. Ein Soldat trug eine hölzerne Kiste hinein, die Generälin erklärte: «Neue Kleidung für dich, da die Alte ja beschädigt wurde.» Mit einem kurzen Blick auf die gestohlene Rüstung nahm Samael die Kiste entgegen und verlies den Raum, um der Generälin die anstehende Arbeit zu überlassen.
In einem der vielen Nebenräume öffnete Samael die Kiste, darin befanden sich sowohl die leichte Kluft eines Attentäters als auch ein recht vornehmer Anzug mit einer beigelegten Einladung. Die Farbe der Kleidung hielt sich in einem tiefen Schwarz und die Einladung war mit dem Falkensiegel der Generalin versehen. Samael begann den Anzug anzuziehen und dabei den Brief zu lesen, was zwischenzeitlich beinahe in einer Frontlandung auf dem Boden geendet wäre. Am Abend sollte dem schreiben nach ein Fest stattfinden, um den errungenen Sieg zu feiern und die Soldaten für ihre Mühen zu  belohnen. Der Teufel der Nacht musste grinsen, als er das las, Festivitäten waren für Attentäter schließlich schon immer ein beliebtes Ziel gewesen, diesmal würde er allerdings die Rolle des Beschützers spielen. Sie wusste doch, wie sehr es hasste diese Rolle zu spielen, er war ein Monster und kein Ritter aber das interessierte eine gewisse Dame in silberner Rüstung ja nicht, sie brachte ihn immer wieder in eine solche Lage und das nur um zu sehen, wie weit seine Fähigkeiten wohl reichten und wo er scheiterte. Es war ein gefährliches Spiel und Samael musste trotz aller Frustration zugeben, dass es interessant war. Samael blickte an sich herunter, er hatte schon lange keinen Frak mehr getragen, doch dieser hier passte wie angegossen und noch beeindruckender waren die Vorrichtungen an der Ärmelinnenseite, die mit Leichtigkeit sechs Wurfnadeln beinhalten konnten und von außen trotzdem nicht zu sehen waren. Dieser Anzug war wie für ihn geschaffen, vermutlich war er sogar für ihn geschaffen. Nachdem er sich die dazu passenden Lederstiefel, natürlich auch in schwarz, an
gezogen hatte ließ er dort noch jeweils einen Kurzdolch verschwinden, denn auch eine breite Palette an kurzen Waffen war beigelegt, vorausschauend wie erwartet.
Als die Sonne hinter dem Horizont verschwand fanden sich die Gäste langsam in der Empfangshalle des Herrenhauses ein, das Blut war bereits beseitigt worden und stattdessen standen dort nun weiß gedeckte Tische mit einem üppigen Angebot an feinen Mahlzeiten, um die sich die Gäste,größtenteils Offiziere, versammelten und plauderten, während sie kühlen Schaumwein genossen. die meisten der Soldaten hatten sich auf dem nun nichtmehr so gut gepflegt aussehenden Rasen rings um die Residenz niedergelassen und Labten sich an großen Bierfässern. Das Fest hatte noch nicht einmal richtig begonnen doch allesamt waren sie in feierlaune nach dem erungenen Sieg. samael stand am Rand der Festlichkeiten und sah sich in der Halle um, beobachte vorallem die herumhuschenden Diener, vermutlich einfache leute aus der Stadt.
nach etwa zehn Minuten, die Nacht hatte die Sonne bereits verschluckt, erschien die Generälin oben an der Treppe, der gesamte Saal verstummte sofort, als hätte man ihnen die Stimmbänder genommen. Die Präsenz von Soraya Lunaris, der Königin der Leichen war in diesem Moment ebenso spürbar wie die Kühle der Nacht. Das Kleid in hellstem Grau passte zu ihrer Namensgeberin, und verlieh ihr durch den Metallbesatz soeohl Anmut als auch Stärke. Als Oberbefehlshaberin ihrer Truppen schien sie die Rüstung niemals abzulegen, denn auch jetzt trug sie immernoch einen Harnisch, sowie Arm- und vermutlich auch Beinschienen, die allerdings deutlich stärker verziert wahren als es in der Schlacht der Fall gewesen war. Wie eine Erscheinung in schimmerndem Mondlicht glit sie die Treppe hinab, während die Gespräche langsam wieder einsetzten ging sie durch die Reihen und führte hier und da kurze Gespräche. Da die meisten der Diener Soraya nach Möglichkeit mieden und sogar ihrem Blick auswichen bemerkte Samel das junge Mädchen mit demTablett, auf dem sich nur ein Glas befand sofort, da sie direkt auf die Frau im hellen Kleid zuhielt.
Umgehend setzte sich auch Samel in Bewegung.

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