Dienstag, 8. Oktober 08:20

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Ich stieg mit einer fließenden Bewegung vom Fahrrad ab und schloß es vor der Schule an einen Ständer an.

Ich hätte es auch an einen der Fahrradständer in der Schule anschließen können, doch da es einen kleinen Fußballplatz gibt, der leider Gottes gegenüber den Fahrrädern liegt, kommt es oftmals vor, dass ein Ball dorthin gekickt wird.

Nun ja, nennt mich keine Fass-meine-Sachen-an-und-du-bist-tot-Person, denn ich möchte lediglich nicht, dass mein Fahrrad wegen irgendwelchen unvorsichtigen Idioten beschädigt wird.

Mom und Dad hatten es mir letztes Jahr zum Geburtstag gekauft. Es ist beige und schwarz und hat vorne einen überflüssigen Korb. Überflüssig, weil meine Tasche dort nicht reinpasst und deshalb immer schwer auf meiner Schulter liegen muss.

Ich lief Richtung Eingangstor der Bridgen High und spähte mit den Augen den Schulhof ab.

Zwar besaß ich nicht die Fähigkeit, einen Raum beziehungsweise eine Fläche unter einem Augenschein zu nehmen wie so manch einer Lehrer, doch nichts desto trotz würde ich meine beiden besten Freunde auch aus dieser Entfernung sehen, wenn sie hier wären.

Die Betonung lag auf wenn und das waren sie nicht.

Ich zuckte die Schultern, vergewisserte mich nicht nochmal, ob sie nicht doch hier irgendwo auf mich warteten und stieß die schwere Tür, die ins Schulgebäude führte, auf.

Im Foyer herrschte reges Leben. Juniors als auch Seniors liefen umher, standen an Spinden und unterhielten sich.

In der ersten Stunde hatte ich Chemie bei Mrs. Carter, eine zierliche, etwas ältere Lehrerin, die aber sehr herzensgut ist.
Im Chemiesaal angekommen, setzte ich mich auf meinen üblichen Platz neben Lexia Highland. Auch wenn ich nicht viel mit ihr zu tun habe, verstehen wir uns eigentlich ganz gut miteinander.

Ihr blonder Lockenkopf drehte sich abrupt zu mir und ein Lächeln umspielte ihre zartrosanen Lippen.

»Celeste, Geburtstagskind! Happy Birthday«, rief sie aus und drückte mich an sich.

»Danke«, lächelte ich.

»Und?«

»Und was?«

»Steht die Party noch?«, fragte sie.

»Joar, es gäbe keinen Grund, sie abzublasen«, antwortete ich lachend.

»Natürlich gibt's den! Du bleibst ja gar nicht lange, sondern gehst immer irgendwohin.«

Sah ich da wirklich ein Schmollen in ihrem Gesicht?

»Na ja, du weißt, dass Partys nichts für mi–«

»Es ist doch deine Party, nicht irgendeine, Celeste!«, unterbrach mich Lexia vorwurfsvoll.

Sie sprach so, als sei es selbstverständlich, dass man seinen Geburtstag mit der halben Welt teilte.

Ich verdrehte bloß die Augen.

»Hey, Celeste.« Ein paar Jungs aus meiner Klasse kamen zu mir. »Alles Gute zum Sechzehnten.«

Ich musste grinsen.

Ray und seine Freunde waren echt süß. Seit letztem Jahr hatte er mir versprochen mir jedes Jahr zum Geburtstag zu gratulieren, weil ich – beziehungsweise eigentlich Claire – ihn nicht eingeladen hatte und er von der Party gehört hatte. Er hatte ja so unbedingt da sein wollen, um Spaß zu haben. Aber ich wusste es besser. Er hatte sich in meine Schwester – ugh – verguckt.

»Danke, Ray. Kommst du heute?«

»No Einladung«, sagte er und ein merkwürdiger Ausdruck zierte sein Gesicht.

Bis zum letzten Atemzug [PAUSIERT]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt