Da meine Eltern auf der Arbeit waren, fand ich das Haus leer auf.
Ich warf meine Tasche in die nächstbeste Ecke des Flurs und zog meine Superstars aus. Ein Blick in den Spiegel ließ mich meine Vermutung bestätigen: Immer, wenn ich schlechte Laune hatte, verriet mich mein Aussehen. Meine Wangen stachen in einem zarten rot aus meinem Gesicht hervor und jeder Fremde hätte gewettet, dass ich gerade meinen ersten Kuss gehabt hatte.
Ich lief frustriert hoch in mein Zimmer.
Da hatte der Tag so gut begonnen und dann so etwas! Wieso mussten Raphael und Cynthia auch nur so reagieren? Ich verstand sie einfach nicht.
Ich ließ mich auf mein Bett fallen und
kramte mein Handy aus meiner Hosentasche, um mir den Kopf mit Musik voll zu dröhnen. Nach einigem Hin- und hergescrolle über meine Playlist ließ ich Here von Alessia Cara in Dauerschleife laufen und legte mich auf den Bauch.Dieses Lied spiegelte meine ganze derzeitige Situation wider und ließ mich – zumindest in gewisser Weise – mich verstanden fühlen.
Heute war mein Geburtstag und wenn der Vormittags bereits so beschissen anfing, wie wird dann die Party später werden? Oder viel schlimmer, werden Cynthia und Raphael weiterhin sauer auf mich sein und die Übernachtung bei Raph vielleicht sogar absagen?Ein mulmiges Gefühl machte sich in meinem Bauch breit.
Ich machte mir eindeutig zu viele Gedanken!
Das waren meine besten Freunde seit Kinderzeiten, wie konnte ich ihnen nur so etwas zutrauen? Sie würden mich niemals sitzen lassen. Das würden sie niemals tun.
Das redete ich mir immer wieder wie ein Mantra im Kopf ein.
Und während Here lief, fiel ich in einen traumlosen Schlaf.
***
»Celeste? Was machst du hier?«
But really I would rather be at home all by myself
Not in this room with people who don't even care about my wellbeing
I don't dance, don't ask, I don't need a boyfriend
So you can, go back, please enjoy your party»Celeste, wach auf!« Irgendjemand rüttelte an meiner Schulter.
»Mom?« Mit zusammengekniffenen Augen stemmte ich mich hoch und sah in das vor Verwirrung verzerrte Gesicht meiner Mutter.
Oh here, oh here
Oh I ask myself, what am I doing hereOh here, oh here
And I can't wait till we can break up out of hereHuch, da kam ja Musik aus meinen Kopfhörern, wunderte ich mich, nur um mich Sekunden später daran zu erinnern, wie ich Here auf Dauerschleife eingestellt hatte und eingeschlafen sein musste.
Mom setzte sich neben mich auf die Bettkante und sah mich eindringlich an. »Was ist los? Wieso bist du schon Zuhause?«
Ich gähnte einmal ausgiebig und zog die Kopfhörer aus meinen Ohren, ehe ich ihr mit belegter Stimme antwortete. »Habe mich mit Raph und Cyn gestritten und hatte danach Hals- und Kopfschmerzen.«
»Oh, Schatz. Wieso habt ihr euch denn gestritten? Haben sie deinen Geburtstag etwa vergessen? Das könnte ich den beiden nämlich echt nicht zutrauen! Du weißt ja, was-«
»Mom, stopp mal«, unterbrach ich sie mit einem Mal von Erschöpfung geplagt. »Sie haben ihn nicht vergessen«, seufzte ich.
»Gut, denn das würde ihnen auch gar nicht ähnlich sehen!«
Sie sprach mit solch einer Sicherheit in der Stimme, dass ich aus einem mir unerklärlichen Grund lächeln musste. Obwohl es wohl eher ein leichtes Heben meiner Mundwinkel glich.
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Bis zum letzten Atemzug [PAUSIERT]
Teen FictionVon dem Moment an nahm ich alles nur noch in Zeitlupe wahr. Der Schock saß mir so fest in den Gliedern, dass ich nur hilflos daliegen und zusehen konnte, wie Raphael besorgt auf mich einredete. Blut. Was bedeutete das nun? Würde dieser Moment einer...