Der Marsch ins Innere des Landes hätten Stunden sein können, doch Eléana kamen es vor wie Minuten. Nach Wochen auf dem Schiff genoss sie es, von der Natur umgeben zu sein, vor allem weil die Küste bald saftigen Wiesen wich. Sie sog die frische Luft ein. Die Landschaft schien ihr so friedlich, die Gräser wogten in einer kühlen Briese, die Vögel schienen ihr die schönsten Lieder zu singen und die Sonne heller und wärmer zu scheinen, als jemals zuvor, fast hätte sie die Schwerter in ihrem Rücken vergessen können.
Fast...
Zwar konnte sie unter den Helmen nichts erkennen, doch an ihrer Art sich zu bewegen erkannte sie Menschen. Zwar mochten es durchaus geübte Schwertkämpfer sein, wie sie an ihrem festen Tritt, und der ihrem Griff um das Schwert zu erkennen glaubte, doch fehlte ihnen die angeborene Eleganz eines Elfen. Sie trugen glänzende Rüstungen, die kaum einen Blick auf Haut zuließen, die sie mit einem solchen Stolz und einer Hingabe poliert hatten, das man sie genauso als Spiegel hätte benutzen können. Die zwölf Männer hatten sie wie eine Garde umgeben. Und so trabten sie in einem gemächlichen Tempo, bis die ersten Zäune, die ersten Äcker und Felder auftauchten, in denen goldene Ären wuchsen und schon bald glaubte sie, die ersten Rauchwolken eines qualmenden Kamins am Himmel erkennen zu können.
Dann sah sie sie. Die ersten Menschen. Sie sah Bauern in den Feldern und Reiter auf Pferden. Sie sah eine junge Frau mit einem Eimer Wasser über den Weg laufen, der kaum mehr als ein ausgetretener Feldweg war. Wem auch immer sie begegneten, er betrachtete sie und drehte den Kopf um sie länger beobachten zu können. Sie konnte es ihnen nicht übel nehmen. Die Gruppe gab für die friedlichen Bauern sicherlich ein befremdliches Bild ab. Die zwölf Soldaten, mit den gezückten Schwertern und die junge Elfe in ihrer Mitte.
Doch eines sah sie den ganzen Marsch über nicht, auch nicht, als sich die hölzernen Farmhäuser verdichteten und wieder lichteten: Drachen.
Sie sah den ganzen Tag keinen einzigen Drachen über den Himmel fliegen. Sie sah keine Schuppen aufblitzen und keine Flammensäulen. Sie sah nicht einmal einen kleinen Fußabdruck.
Dann wurde der Weg besser. Der Feldweg wich einer Straße aus kleinem Schutt und Kieseln. Immer öfter fuhren Ochsenkarren vorbei und die Ausläufer einer riesigen Stadtmauer tauchten am Horizont auf. Schon von hier aus konnte sie die tausenden Stimmen einer kleinen Stadt hören, die ihnen schon voraus schallten. Die Soldaten, die sie begleiteten, streckten die Schwerter in die Scheiden an ihren Waffenröcken, doch die beiden, die direkt hinter ihr liefen, legten ihr eine behandschuhte Hand auf die Schulter. das Zeichen hätte nicht deutlicher sein können.
Langsam führten sie ihren Weg in die Stadt fort. Die Menschen vor ihnen teilten sich, um die merkwürdige Prozession durchzulassen, doch sie starrten ihnen nicht weniger hinterher. Sie sah Frauen auf dem Weg, die Körbe mit Mais oder Weizen unter den Armen trugen. Andere führten Tiere herein oder hinaus, sie sah Karren, beladen mit Stroh oder Töpferware. Sie sah die Stadttore. Sie ragten riesig in den wolkenlos blauen Himmel. Doch obwohl die Fassaden der ersten Steinhäuser fein aussahen und die Menschen nur so herein und heraus strömten, schien alles für Eléana klein zu sein. Sie wusste, dies konnte unmöglich eine größere Stadt sein, doch wozu dann die Stadtmauer? Wozu die Wachen, die mit ihren Rüstungen und Speeren an den Toren gestanden hatten?
Ihre Truppe blieb so abrupt stehen, das sie kleine Kickser der Leute hören konnte, die fast in die Garde gelaufen wären. Die Männer navigierten sie in eine Seitengasse. Hier war der Tumult weniger, nur Wachen liefen umher, die Speere vor sich umklammert, ein Bild von Disziplin bietend. Sie mussten wohl vor einem der Wachhäuser stehen. Direkt vor dem Gebäude stand eine Pferdekutsche, vor die zwei rostrote Pferde geschnallt waren. Ihre dunklen Mähnen glänzten in der Sonne und auch schon der Kutscher saß auf dem Bock. Er wippte ungeduldig mit dem Fuß, als schien er es kaum mehr erwarten zu können. Die Männer geleiteten die Elfe zu der Tür der Kutsche und stellten sich links und rechts der Tür auf.
Was passierte hier? Wieso sollte sie einsteigen? Eléana war verwirrt und etwas wehleidig darüber, schon wieder nicht mehr unter freiem Himmel zu sein zu können. Außerdem verabscheute sie Kutschfahrten. Die Kabiene schien dann immer zu wanken und zu rütteln, und absichtlich über jeden kleinen Stein zu fahren, der auf dem Weg überhaupt zu finden war. Doch nichts davon ließ sie sich anmerken. Mit geradem Rücken stieg sie so elegant wie auch nur irgend möglich durch die kleine Tür der Kutsche. Diese fiel direkt hinter ihr ins Schloss.
Hey Leute, Entschuldigung dass es dieses Mal so lange gedauert hat, bis ich wieder geupdatet habe, jetzt wirds wieder besser :)
Vielen Dank für die Votes, macht weiter so und viel Spaß euch noch beim Lesen ❤
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Eragon, Rückkehr der Königreiche
FanfictionHey Leute, in dieser Fan-fiction geht es, nur so zur Warnung, NICHT aus der Sicht von Eragon weiter. Ich fand es spannender, das entstandene Königreich aus den Augen von jemandem zu sehen, der es noch nie gesehen hat. Seid nicht zu streng, das ist m...