Sie hörte die Drachen bevor sie sie sah. Selbst durch die Kutsche hindurch konnte sie das Dröhnen seiner Stimme hören. Sie erschauderte und blickte aus dem kleinen halb vergitterten Fenster. Das Glas war milchig und fleckig, als hätte jemand die Nase ans daran gepresst. Draußen war es dunkel geworden, und mehr Sterne funkelten am Himmel, als sie in ihrem Leben gesehen hatte. Neben den leuchtenden Punkten konnte sie etwas erblicken was sie unglaublich faszinierte. Farbenfrohe Wirbel zogen sich übers Firnament und helle Streifen, als würde der Nebel sich dort oben schlafen legen. Dann sah Eléana den Drachen. Sie beobachtete seinen Flug daran, wie die strahlenden Lichtpunkte der Sterne immer wieder verschwanden. Mehr konnte sie nicht erkennen, doch das alleine lies sie die unglaubliche Größe des Geschöpfes erahnen, welches weit oben über der Erde, seine Kreise zog. Wie gebannt betrachtete sie diesen Tanz des Drachens mit den Sternen solange sie konnte, bis die Kutsche schließlich zu weit fortgezogen war, als das sie es auch nur weiter hätte erahnen können. Sie setzte sich in ihrem Sitz zurück. Etwas schöneres glaubte sie noch nie gesehen zu haben.
Irgendwann brachte sie das rumpeln der Kutsche dazu einzuschlafen.
Am nächsten Morgen erwachte sie erwartungsgemäß unsanft, als die Kutsche nämlich stoppte und Eléana unelegant von der dünnen Sitzbank rutschte. Die Tür wurde aufgerissen als sie noch versuchte sich aufzurappeln, aber immer wieder zischen Sitz und Kutsche feststeckte. Sie blickte erschrocken zurück und sah in das Gesicht eines, sagen wir verdutzten jungen Mannes. Sie versuchte noch einmal sich mit beiden Händen an der Sitzbank hochzustemmen und fuhr sich dann, in einem letzten Versuch einen Hauch ihrer Würde zu retten, einmal durch die Haare, bevor sie den jungen Herren anlächelte und aus der Kutsche krabbelte.
Hinter dem Jungen mit den braunen Haaren und der doch recht feinen Kleidung (Lederwams mit eingestickten Mustern aus silbernem Garn), standen wie erwartet bereits zwei Männer in voller Rüstung mit Speeren in den Händen hinter ihm.
Schicksalsergeben seufzte sie und stellte sich zwischen die beiden Blechbüchsen. Endlich hatte Eléana die Chance sich um zusehen und ihr stockte der Atem. Die Elfe blieb stehen und wollte intuitiv alles bestaunen, doch die Männer ließen es nicht zu. Die Garde standen vor einem Palast, höher und größer noch als die Kathedrale vor dem Helgrind. Stufen führten hinauf, aus weißem Marmor geschlagen, ebenso wie die meterhohen Wände des Palastes. Doch nicht die Schönheit der Architektur verblüfften sie, wenngleich man hätte Lieder darüber singen können, doch es waren ebenso wenig die hohen Zinnen, wie die Buntglasfenster. Was Eléana wirklich in Atem hielt waren die ersten Drachen, die sie in ihrem Leben wirklich zu Gesicht bekommen hatte und sie waren Zahlreicher als sie es sich jemals hätte erträumen können. Sie waren in den Lüften, auf den Stufen des Palastes, ebenso wie auf seinem Dach. Sie waren auf und in dem dahinter aufragenden Berg, der gelöchert wie ein Käse in den Himmel ragte und ihre Schuppen glänzten in jeder Farbe, die sie in ihrem jungen Leben schon erblickt hatte, und das in unendlichen Variationen und-
Flecken...
Eléana saugte sich mit ihren Blicken an den bunt gescheckten Drachen fest, die wie ein Regenbogen durch die Wolken schwebten. Und dann verlor sie sie. Die Männer drängten sie weiter die Treppen hinauf auf die Türe zu. Eléna wollte sich wehren, doch sie wusste, es hätte keinen Zweck gehabt. Sie war aus einem bestimmten Grund gekommen. Nicht um blauäugig die großen Wesen zu bestarren, die sich aus IHRER Welt schon lange zurückgezogen hatten. Dann war sie auch schon in dem Gebäude und die Tore wurden hinter ihnen geschlossen. Sie seufzte und straffte die Schultern. Sie würde hier wieder heraus kommen, als freie Frau und als würdige Herrscherin. So hoffte sie jedenfalls...Sie erwartete schon fast, das man sie knebeln und fesseln und in einen tiefen Kerker festsperren würde und ob sie dort ihre Crew wiederfinden würde. Doch das tat man nicht. Eléana wurde in einen kleinen Schlafraum gebracht, der zu elegant eingerichtet war, um als Zelle durchzugehen. Durch die Tür hörte sie die förmlich-frostige Stimme des Braunhaarigen: "Uns wurde mitgeteilt, du sollst der Grund für das anlegen des Schiffes sein. Unser Meister würde es begrüßen dich zu treffen. In dem Schrank zu deiner Linken findest du angemessene Kleidung und du kannst dich hier ausruhen, bis er beschließt dich zu empfangen." Eléana sah an sich herunter und runzelte die Stirn. Was passte an ihrer Kleidung nicht? Sie war sauber und kaum zerknittert. Sie strich einmal darüber und kniff dann ärgerlich die Augen zusammen. Es passte ihr gar nicht, das man sie Zwang sich um zuziehen. Doch immer wieder sagte sie sich, DU willst etwas von ihnen. Sei höflich und beherrscht. Dann wandte sie sich dem erwähnten Schrank zu und suchte in seinem Inneren. Sie zuckte zusammen. Jetzt verstand sie, warum sie sich umziehen sollte. Die Kleider darin waren, um es kurz zu sagen... Aufgeplüscht. Mehrere Schichten irgendwelcher feiner Stoffe mit handgeknüpelter Spitze am Dekoltee, den Ärmeln, dem Saum des Kleides und überall, wo sie sonst noch Platz fand. Nicht, das sie nicht auf ihre eigene Weise hübsch waren, aber sie erschienen ihr so... unnötig. Wäre man im Wald mit dergleichen herumgelaufen, hätte man es sich an jedem Strauch zerrissen (wodurch es auch mehr ihrem Geschmack entsprochen hätte, aber das nur mal dahin gestellt). Es hatte nichts von der Eleganz und Schlichtheit der Elfen und als sie es angezogen hatte, fühlte sie sich nicht nur um mehrere Pfund schwerer, sondern mit dem ausladenden Reifrock auch noch schrecklich ausstaffiert und steif. Sie hatte sich für ein Rot entschieden, das den fallenden Blättern glich und an dem sich die Spitze auf Ausschnitt und Ärmel beschränkte. Wenigstens zu einem war es gut. Als sie sich in dem nächstgelegenen Spiegel betrachtete, lachte sie zum ersten Mal seit langem wieder. Nachdem sie sich mit schmerzendem Magen langsam wieder zusammen riss, löste sie ihre Haare auf und flocht sie neu, und schließlich fiel ihr Blick aufs Bett. Doch immer wieder wenn sie versuchte sich darauf zu legen, war ihr der Reifrock so FURCHTBAR im Weg, das sie sich schließlich gezwungen sah aufzugeben und sich an einen Bettpfosten zu lehnen, wo sie letztendlich die Augen schloss und eindöste.
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Eragon, Rückkehr der Königreiche
FanficHey Leute, in dieser Fan-fiction geht es, nur so zur Warnung, NICHT aus der Sicht von Eragon weiter. Ich fand es spannender, das entstandene Königreich aus den Augen von jemandem zu sehen, der es noch nie gesehen hat. Seid nicht zu streng, das ist m...