Chapter 31

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Eine Weile sah ich meinen Dad einfach nur an. Er schien ernsthaft über meine Worte nachzudenken. Er rieb sich über das Gesicht und hielt seinen Blick gesenkt. Ich wartete noch etwas, aber es kam kein einziges Wort mehr von Dad.

"Tja", meinte ich dann emotionslos und drehte mich auf dem Absatz um. Ich ließ Dad einfach stehen und er hielt mich auch nicht zurück. Im Moment gab es wohl einfach nichts mehr zu sagen, also machte ich mich auf den Weg zurück zu unserem Lager.

Dale saß auf seinem Klappstuhl oben am Wohnwagen und ließ seinen Blick umherschweifen. Er hielt gerade Wache und beobachtete das ganze Grundstück. Ein breites Lächeln erschien auf seinem Gesicht als er mich die Leiter hochklettern sah.

"Leistest du mir etwa Gesellschaft?", fragte er mich freundlich. Nickend ließ ich mich neben Dales Klappstuhl nieder und atmete erst mal tief durch. Meinen Blick richtete ich in die Ferne, von hier oben hatte man einen fantastischen Ausblick über das Gelände.

Beim Waldrand, hinter dem Zaun konnte ich ein Feuer sehen. Ich kniff die Augen zusammen und konnte die Umrisse von T-Dog, Glenn und Daryl erkennen. Sie waren wohl gerade dabei die Leichen der Beißer zu verbrennen. Seufzend lehnte ich mich etwas zurück, stützte mich mit meinen Händen ab und streckte mein Gesicht in die Sonne. Ich genoss die Wärme und diese Ruhe. Dale war der Ruhepol in unserer Gruppe. Bei hitzigen Diskussion war es immer er, der einen kühlen Kopf bewahrte und schaffte es somit alle zu beruhigen, um eine vernünftige Lösung zu finden. Und er wusste genau wann es angebracht war zu schweigen. So wie jetzt.

"Kann ich dich eine Weile alleine lassen? Dann würde ich mal was essen gehen", fragte Dale mich mit einem freundlichen Lächeln in seinem Gesicht. "Ja klar! Kein Problem". Dale überreichte mir sein Fernglas und das Gewehr, bevor er sich erhob und zum Rand ging. Mit einem Zwinkern kletterte der alte Mann vom Wohnwagen runter. Ich mochte Dale wirklich.

Als ich meinen Blick wieder zur Straße richtete konnte ich sehen wie der Truck die Auffahrt entlang fuhr. Durch die Windschutzscheibe konnte ich Daryl sehen, der neben Glenn saß. Während dieser den Wagen lenkte, starrte Daryl  gerade aus. Seine Gesichtszüge ließen keinerlei Emotion zu.

Seufzend legte ich das Gewehr neben mich und versuchte mich auf die Umgebung zu konzentrieren. Hinter den Wäldern verschwand langsam die Sonne und tauchte die Bäume und das Feld in ein dunkles Orange. Eine fast romantische Stimmung. Unwillkürlich schweifte mein Blick wieder zurück zum Truck. Daryl stieg gerade aus den Wagen und sagte etwas an T-Dog gerichtet.

Verdammt was hatte dieser Kerl mit mir gemacht? Als würde irgendeine magische Anziehungskraft von ihm ausgehen. Ich atmete tief durch und zwang mich wieder wegzusehen. Meine Hoffnung bestand darin dass sich Dad beruhigte oder zur Einsicht kommt, dass er zweifellos übertrieb und uns in Ruhe lässt. Vielleicht würde sich dann das zwischen Daryl und mir auch klären.

"Hey!"

Erschrocken zuckte ich zusammen und drehte meinen Kopf herum. Ich wollte gerade eine Schimpftirade übers Anschleichen los werden, als ich sah wie Daryl sich auf das Dach des Wohnwagen hievte.

"Ähm...hy!", erwiderte ich verwundert und musste ein paar Mal blinzeln. Daryl ließ sich unbeirrt neben mir im Schneidersitz nieder. Ich konnte nicht anders als ihn anzustarren. Er hatte sein braunes ärmelloses Shirt an, sein Gesicht und die Arme waren leicht verdreckt. Schnell schluckte ich, bevor ich noch zu sabbern anfing. Warum nur war dieser Kerl so heiß? Das machte das Ganze nicht gerade einfacher.

"Ich störe dich doch nicht?".

Mein Kopf begann von ganz alleine sich hin und her zu bewegen. Ich biss mir auf die Lippe als seine Augen die meinen traf. Daryl legte seinen Kopf schief und sah mich unverwandt an. Und dann gab es nur noch eines was ich wollte. Ohne Vorwarnung beugte ich mich zu ihm rüber, mit beiden Händen umfasste ich sein Gesicht und küsste ihn. Es fühlte sich richtig an. So verdammt richtig.

Daryl erwiderte den Kuss sofort, seine Zunge stieß durch meine Lippen und suchte nach meiner. Sanft packte er mich an den Hüften und zog mich auf seinen Schoss. Seine Nähe war alles was ich in diesem Moment brauchte. Meine Finger fuhren durch sein schmutziges Haar, während ich mich an ihn drückte. Wie eine Ertrinkende klammerte ich mich an ihn. Er war es der mich am Leben hielt. Seine Hände waren auf meiner nackten Haut und streichelten mich sanft. Nach Atem ringend ließ ich von ihm ab, in seinen Augen loderte dieses Feuer. Unwillkürlich leckte ich mir über die Lippe.

"Ich will dich".

Ein kleines Lächeln huschte über Daryls Gesicht, als er sich langsam nach vorne beugte. Vorsichtig schob er mich von seinem Schoss, nur um mich sanft rücklings auf das Dach zu drücken. Ich musste mir wieder auf die Lippe beißen, Daryl beugte sich über mich, sein Gesicht war nur mehr wenige Zentimeter von meinem entfernt. Erwartungsvoll blickte ich ihn an und auf einmal veränderte sich schlagartig sein Gesichtsausdruck.

"Was is..?".

Daryl drückte mir seinen Finger auf die Lippen und sah sich um. Seine Gesichtszüge verhärteten sich augenblicklich. Verständnislos hob ich etwas meinen Kopf um nachzusehen, was für ein Problem Daryl hatte. War vielleicht mein Vater in der Nähe?

Entsetzt musste ich feststellen das nicht mein Dad das Problem war. Eine verdammte Herde von Beißern tummelte sich auf dem Grundstück.

"Scheiße, scheiße!", fluchte ich leise, um ja keine Aufmerksamkeit zu erregen. Diese Biester hielten genau auf das Haus zu, wo sich gerade all unsere Leute aufhielten. Und keiner von ihnen wusste was da auf sie zukam. Ich war wirklich eine verdammt miese Wache.

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