Chapter 17

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"Wir veranstalten hier ein verdammtes Picknick, sieht man das nicht?", schnauzte Daryl den Kerl an. Ich musste mir ein Lachen verkneifen und blickte zu dem Fremden. Er hatte kurze schwarze Haare und auf seinem Kinn wucherte ein kleiner Urwald. Ansonsten sah er gepflegt aus, seine Kleidung war sauber und hatte keinerlei Löcher. Der Mann sah von Daryl zu mir und Carl. Dann sah er den toten Beißer. "Wir haben uns im Wald verirrt und die Nacht da oben verbracht!", ich zeigte auf den Hochstand. "Und ich Idiotin bin da runtergefallen und hab mir den Fuß verrenkt oder so."

Langsam ließ der Typ sein Gewehr runter, er hatte wohl kapiert dass wir keine Gefahr darstellten. Daryl schnaubte verächtlich. Er drehte sich wieder zu uns. "Kannst du irgendwie laufen?", er sah mich fragend an. "Ähm, nein!", antwortete ich und verdrehte dabei meine Augen. "Wo sind Mom und Dad?", kam es von Carl, der neben mir im Gras kniete. Daryl hockte sich vor uns hin, er sah Carl an. "Wir haben uns zum Suchen aufgeteilt. Ich bin die ganze Nacht in dem verdammten Wald herumgelaufen. Ihr seid ganz schön weit gekommen. Die Autobahn ist sicher ein paar Stunden entfernt.". Ich seufzte frustiert, mit meinem verletzten Bein kam ich bestimmt nicht so weit.

"Ich kann euch helfen!", sagte plötzlich der Fremde. Ruckartig richtete sich Daryl auf, er ging einige Schritte und sah den Kerl bedrohlich an. "Und wie?".

"Ich wohne mit ein paar Leuten auf einer Farm, sie ist nicht weit weg und dann kann ich euch von dort mit dem Auto zurück zu euren Leuten bringen!". Überrascht von diesem Angebot, nahm ich Carls Hand. "Das wäre wirklich sehr freundlich von ihnen!", sagte ich lächelnd. Daryl drehte sich mit hochgezogenen Augenbrauen zu mir um.  "Denkst du wirklich wir können ihm vertrauen? Wer weiß was das für Leute sind!", zischte Daryl mir zu. "Es sind nicht alle Menschen schlecht, außerdem, haben wir denn eine andere Wahl?". Daryl schnaubte wieder verächtlich, während ich Carl aufmunternd anlächelte. "Wie weit ist es?", fragte ich den Kerl, der gerade Daryl misstrauisch begutachtete. "Ähm, nicht weit, vielleicht zehn Minuten!", antwortete er, als er sich am Kopf kratzte. "Okay das kann ich schaffen!", sprach ich mehr zu mir selbst. Eine kleine Motivation war nie verkehrt. Ich rückte näher zum Baum, um ihn wieder als Stütze zu gebrauchen. Daryl hing sich seine Armbrust auf den Rücken, dann kam er auf mich zu. "Sag bloß du willst mir helfen!", grinsend legte ich meinen Kopf schief. Doch Daryl gab nur ein Brummen von sich, dann beugte er sich zu mir runter. Er hob mich einfach auf seine Arme. Ich wollte gerade protestieren, als er mich mit einem Blick zum Schweigen brachte. Also klappte ich meinen Mund wieder zu. Immerhin wollte ich nicht plötzlich im Gras landen.

"Na dann zeig uns mal den Weg", Daryl traute dem Kerl nicht. Aber ich glaube das war so eine Masche von ihm. Reiner Selbstschutz. Der Kerl nickte nur und lief voraus. "Hey Carl du gehst vor mir!". Mein kleiner Bruder ging los, ich wusste er konnte es kaum erwarten endlich seine Mom und Dad zu sehen. Mir ging es da nicht anders.

Meine Arme hatte ich um Daryls Hals gelegt, mein Gesicht war ganz nah an seinem. Seine Kiefer wirkten angespannt, die Augen ließ er ständig umherwandern. Strähnen seines braunen Haares fielen ihm immer wieder ins Gesicht. Ich biss mir fest auf die Unterlippe, um der Versuchung zu widerstehen, ihm das Haar zurück zu streichen. Und dann seinem Hals entlang, bis zu den Schultern...Verdammt nochmal, was sollte das denn jetzt? Schnell drehte ich meinen Kopf weg und presste die Augen zusammen. Solche Gedanken musste ich mir verbieten.

"Alles okay? Hast du Schmerzen?", hörte ich Darly fragen. Ich drehte meinen Kopf wieder zurück und öffnete vorsichtig ein Auge. "Nö, alles okay", ich versuchte wirklich es cool klingen zu lassen, aber es gelang mir einfach nicht. Nicht wenn ich ihm so nahe war. Ja verdammt aber auch.

"Du bist echt schwerer als man denkt!".

"Na das will man als Lady doch hören", sagte ich gespielt empört und streckte Daryl meine Zunge raus. "He Carl hast du hier irgendwo eine Lady gesehen!". Der Zwerg schüttelte lachend den Kopf. "Nein!", kam es dann von ihm. Böse sah ich von Carl zu Daryl. "Ihr verschwört euch gegen mich, das ist fies!", ich zog einen Schmollmund. Daryl lachte nur leise.

Als wir endlich aus diesem endlosen Wald rauskamen, erstreckte sich vor uns ein riesiges Grundstück. Nicht sehr weit von uns entfernt lag ein Schuppen, und dahinter konnte man ein Haus erkennen. Da deutet der Mann nach vorne. "Da drüben ist die Farm. Wir haben es gleich geschafft!". Erleichtert über diese Neuigkeit musste ich seufzen. "Wie heißen sie eigentlich?", fragte Carl den Mann der uns half. "Ich bin Jackson!", er lächelte meinen Bruder freundlich an.

"Okay ich setz dich hier ab!". Wir waren endlich bei der Farm angekommen. Es war ein großes, weißes Haus. Davor befand sich eine Veranda auf der eine alte Windschaukel stand. Jackson hatte gesagt er müsse den Anderen schnell Bescheid geben und war dann im Haus verschwunden. Daryl setzte mich derweilen auf den Stufen, die zum Hauseingang führten, ab. Carl nahm neben mir Platz. Meinen Blick ließ ich über die Landschaft schweifen. Von diesem Haus hatte man einen guten Überblick. Es gab nur vereinzelt Bäume und das Grundstück wurde von einem Zaun abgegrenzt. Hier konnte man schon von Weitem erkennen, ob sich ein Streuner auf das Gelände verirrt hatte. Den Überraschungseffekt gab es hier nicht.

Da wurde die Haustüre geöffnet und Jackson kam gefolgt von einem etwas älterem Herr heraus. Der Mann hatte bereits weiße Haare und in seinem Gesicht konnte man erkennen, dass er bereits viel erlebt hatte.

"Hallo mein Name ist Hershel. Jackson hat erzählt dein Bein ist verletzt!", dieser Hershel sah mich an. In seinen hellen Augen lag etwas Vertrautes. Ich konnte nur nicken. Da blickte er zu Daryl. "Bringen sie sie herein, ich werde mir das ansehen!". Daryl musterte den alten Mann abschätzend von oben bis unten. Dann entschied er sich mich hochzuheben und hineinzutragen. Hershel ging voraus und brachte uns in ein Schlafzimmer im Erdgeschoss. Es war nicht sehr groß, und spärlich eingerichtet. In der Mitte des Raumes stand ein Bett mit weißen Laken und daneben noch ein Nachtkästchen.

Vorsichtig legte mich Daryl aufs Bett. "Welcher Fuß ist es denn?", fragte mich Hershel freundlich und ich deutete nur auf mein rechtes Bein. Hershel setzte sich zu mir auf das Bett und fing an mir den Schuh und Socken auszuziehen. Carl stellte sich neben Daryl, der jede Bewegung von Hershel genau beobachtete. Ich biss mir auf die Lippe um einen Schrei zu unterdrücken, als Hershel meinen Fuß in die Hand nahm und ihn leicht drehte. "Tut das weh?". "Och, nur ein bisschen!", schnaufte ich und verzog mein Gesicht. Er tastete meinen Fuß ab, nickte hin und wieder, dann drehte er sich zur Türe um. "Maggie bring mir mal den Verbandskasten!". Es dauerte nicht lange, da kam ein großes, schlankes Mädchen in meinem Alter herein. Ihre kurzen braunen Haare hatte sie hinter ihre Ohren gesteckt. In ihren Händen hielt sie wohl den Verbandskasten und überreichte ihn Hershel.

"Die gute Nachricht ist, es ist nichts gebrochen. Aber du solltest deinen Fuß die nächsten Tage schonen!", Hershel lächelte mich freundlich an. "Jackson hat gesagt er könne uns zurück zur Autobahn bringen. Unsere Leute, unsere Eltern sind dort!", ich blickte von Hershel zu Carl. Dann warf ich noch einen Blick zu Daryl. "Das wäre keine gute Idee mit deinem Bein", meinte Hershel und sah seufzend zu Maggie, die nur nickte. "Vielleicht wäre es besser wenn Jackson eure Leute herholt. Ihr könnt ein paar Tage vor dem Haus bleiben, bis du wieder richtig laufen kannst!".

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