Kapitel 3

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Es war mitten in der Nacht und die beiden Königreiche, die im dunklen Wald lagen, ruhten friedlich. Die kleinen Dörfer im Wald lagen friedlich da und auch das Königschloss im Königreich Alaria lag dunkel und wie ausgestorben da. Schützend ragte es über die Hauptstadt hinaus und die hohen Türme warfen Schatten auf die verlassenen Straßen. Wenige Wachen patrouillierten über die gepflasterten Straßen oder standen auf den Schlossmauern und dösten vor sich hin. Alles schien friedlich. Die Königsfamilie, sowie das Königreich Alaria, schliefen. Doch eine einzige Person war noch im Schloss unterwegs. Der Prinz lief wie in Trance durch die völlig leere Eingangshalle des Schlosses und zog einen zerbeulten Stoffsack hinter sich her. Der Sack war dreckig und der Stoff an manchen Stellen völlig durchnässt, jedoch nicht nur von Wasser. Einige Blutflecke zeichneten sich deutlich auf dem Stoff ab und auch die Hände des Prinzen waren blutverschmiert. Achtlos schleifte er den Sack hinter sich her. Hier und da blieb der Beutel an Treppengeländer hängen oder schmiss fast einen Blumenkübel um, doch der Prinz beachtete nichts davon und ging unbeirrt weiter geradeaus. Selbst wenn der Sack irgendwo festhing, ging der Prinz einfach geradeaus und zog solange an dem Sack, bis er sich wieder löste. Langsam schlurfte er auf den Thronsaal zu, dessen große Flügeltüren, weit offen standen. Seine Augen waren geschlossen und es schien so, als würde er Schlafwandeln. Doch irgendetwas an ihm wirkte seltsam. Er hatte ein ganz bestimmtes Ziel auf das er zusteuerte. Es war kein gewöhnliches Schlafwandeln. Es wirkte sogar eher so, als würde der Prinz von einer dritten Person gesteuert werden, doch dort war niemand.

Er betrat den Thronsaal. Auch dieser lag völlig ruhig und dunkel da. Nur der Mond, der durch die bodentiefen Fenster an der Nordseite schien, tauchte den Thronsaal in ein unheimliches Licht. Geradewegs lief der Prinz auf eine freie Fläche an der Wand zu. Dort hob er seine blutverschmierten Hände. Den Sack, den er bis eben noch hinter sich hergezogen hatte, ließ er achtlos fallen. Dann begann er sein Werk...

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Am nächsten Morgen stürmte der König aufgebracht in den Thronsaal. Schon beim frühen Sonnenaufgang hatten die ersten Wachen, die den Thronsaal betreten hatten, bemerkt, was der Prinz in der Nacht angerichtet hatte und sofort hatten sie den König und den Hauptmann alarmiert. Der Prinz selbst hatte den Tumult im Thronsaal bemerkt und war gleichzeitig mit dem Hauptmann im Thronsaal angekommen. Er selbst konnte sich an kein einziges Detail der letzten Nacht erinnern.

Dort standen sie nun und blickten ratlos und entsetzt auf die rechte Wand des Thronsaales.

„Was ist hier los?" rief der König wütend, als sein Blick erst auf die blutrote, zerlaufene Schrift an der Wand und dann auf das Mädchen, das direkt vor der Wand auf dem Boden lag, fiel. Schockiert sah er auf die Schrift. „Du bist der Nächste!" stand dort in verschmierten Buchstaben. Langsam fuhr er mit der rechten Hand über die Schrift. Ein kalter Schauer fuhr ihm durch den Körper. Das Blut war bereits getrocknet, doch dadurch nicht weniger unheimlich. Sein Gegner musste hier gewesen sein, als er geschlafen hatte. Das heißt, er hätte ihn im Schlaf ganz einfach töten konnte.

Der Prinz und der Hauptmann der königlichen Garde drehten sich zu ihm. Der Hauptmann hatte dunkle braune Haare und trug eine ebenso dunkle, formelle Uniform mit goldenen Knöpfen und dem Orden von Alaria auf der Brust. Wie immer zeigte er kaum Emotionen und bewahrte seine ernste, fast versteinerte Miene. Sein Gesicht wirkte wie versteinert, während sein Blick immer wieder zwischen dem König und dem Mädchen auf dem Boden hin und her huschte. Der Prinz hingegen war kreidebleich und sein Blick huschte unkontrolliert im ganzen Thronsaal herum, als hätte er Angst, jede Sekunde angegriffen werden zu können. Zusätzlich trat er immer wieder nervös von einem Bein auf das Andere.

„Wissen wir auch nicht so ganz", antwortete der Hauptmann, kniete sich neben das Mädchen und fühlte ihren Puls. „Sie ist noch nicht tot. Nur nicht bei Bewusstsein."

Demon Hearts. Das Ritual der WahrheitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt