Der Dachboden

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Ein paar Minuten später trafen sich die vier am Aufzug. Eine komische Gruppe, die sich da auf den Weg nach oben auf den Dachboden machte, ein Arzt, eine radiologische Assistentin, eine Krankenschwester und der Pförtner.

Gemeinsam stiegen sie ein und Sandra drückte den Knopf für das oberste Stockwerk. Mit einem Ruck ging es los. Der Aufzug war genauso alt wie das Gebäude, welches in den 50er Jahren errichtet wurde und dadurch seinen eigenen Charme hatte. Es war eine kleine Klinik, aber die Arbeitsbedingungen waren hier gut und bei einem kleinen Kreis an Kollegen kam man auch untereinander gut miteinander aus. Ächzend fuhr die Fahrgastzelle nach oben und kam mit einem weiteren Ruck zum Stehen. Die Türen glitten auf und man sah nur etwas, weil das Licht in der Kabine so hell war. Sie stiegen aus und die Türen glitten zu. "Kann jemand Licht machen, hier ist es ja dunkler als in meinem Keller", sagte Rosi mit etwas piepsiger Stimme. "Natürlich, der Schalter muss gleich hier sein....ahhhh ja." Das Klicken des Lichtschalters war deutlich zu hören und ein Surren war zu hören. Ein paar Lampen flackerten auf und der große, lange Raum wurde in schummriges Licht gehüllt. Es war wirklich nicht sehr hell und es gab jede Menge dunkler Stellen. Hier oben standen sehr viele Sachen rum. Hauptsächlich mit Folie abgedeckte Betten. Für den Fall der Fälle wären sie zumindest gut vorbereitet, dachte sich Sandra. "Schwester Rosi, wo ist jetzt der Röntgenkopf? Ich hoffe nicht, dass wir ihn noch suchen müssen".

Rosi zeigte nach vorn, "dort, fast am anderen Ende haben wir ihn damals abgestellt. Aber ich fürchte, hier wurde seitdem etwas umgestellt. Vermutlich müssen wir ein bisschen Ausschau halten. Aber wir finden den schon, so klein ist die Maschine ja auch nicht. Zum Glück haben wir zwei starke Männer dabei Sandra". Zusammen gingen sie los und die zwei Frauen schauderten, wenn der Wind über das Dach strich und ein leises Heulen zu hören war. Das Gebälk knackte ab und an und sie alle waren sehr still. Die Spannung war zum Greifen und durch das schummrige Licht wirkte die Szenerie, die sich vor ihnen auftat, etwas gruselig. Der junge Arzt schien sich auch nicht ganz wohl in seiner Haut zu fühlen. Sandra sah, wie seine Schultern nach oben gezogen waren und dachte sich, wie schon beim ersten Mal als sie ihn gesehen hatte, dass er doch recht niedlich war und ein bisschen bemuttert werden müsste.

Sie näherten sich dem anderen Ende des Raumes als plötzlich eine Maus unter einem der Betten hervorsprang. Sandra zuckte zusammen und machte einen Satz nach vor, wo sie gegen Tim prallte. "Entschuldigung, ich war gerade nur so geschockt." Da lachten sie alle und Tim löste den Griff um ihren Arm, den er schnell gepackt hatte. "Damit haben Sie mich aber auch ganz schön erschreckt Frau Binder", dabei schweifte sein Blick durch den Raum bis, "Oohhhh was ist das denn?" Er zeigte nach vorn auf einen großen Gegenstand, der von einem weißen Tuch bedeckt war. Neugierig ging er darauf zu und zog das Tuch von dem alten Gyn-Stuhl. "Wow, der gehört ja schon fast ins Museum. Aber sehen Sie wie gut der noch verarbeitet ist. Der ist sicher 50 Jahre alt und die Riemen noch aus dickem Leder". Seine Stimme veränderte sich kaum merklich und es wäre wohl nicht aufgefallen, wenn er nicht so gedankenverloren über die Riemen gestrichen hätte.

Wie er da so stand, so hilflos aber begeistert von diesem Gerät. Und dieses Leuchten in den Augen, bildete sie sich das nur ein? Nein das konnte nicht sein, so viel Glück konnte sie nicht haben. "Herr Doktor, der Stuhl mag zwar sehr schön sein, aber wissen Sie, wie unbequem so ein Ding ist? Sind sie schon mal auf so etwas gesessen?" Das kurze Zucken, das durch seinen Körper ging, verriet ihn. Ihre Gedanken begannen zu rasen und eine Welle der Erregung durchfuhr ihren Körper.

Nachts im KrankenhausWo Geschichten leben. Entdecke jetzt