Hitzige Audienz

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Durch dieses Räuspern verflog der Moment und wurde so bald auch schon vergessen, da Linns Unwohlsein wieder an die Oberfläche kroch. „Nun ich befürchte, dass ich das formelle vernachlässigte.", so fing das engelsgleich Mädchen mit nervösem Ton an zu sprechen, „Ich bin Prinzessin Felizia und vertrete meinen Vater. Mir wurde jegliche Macht übertragen, was zu bedeuten hat, dass all die hier von mir getroffenen Entscheidungen auch rechtens sind." Linn war sogleich etwas verwirrt, als sie bemerkte, dass die Prinzessin nervös war und, dass der König nicht vor Ort war schien ihr ebenso etwas suspekt. Doch dieser Gedankengang verflog auch so schnell er auftauchte. Einer der Adligen wurde sichtbar erzürnt und schlug sogleich auf den Tisch. „Welch Situation wäre erforderlich, um zu entschuldigen, dass der König nicht anwesend ist?", so schnaubte dieser vor sich hin. „Graf, was fällt Ihnen ein? Hallten sie sich gefälligst zurück, wenn sie mit der Kronprinzessin sprechen!", befahl der andere Adlige zornig. „Bruder, bitte." sprach Felizia sanft, „Mir ist bewusst, dass es dem Grafen lediglich wichtig ist, dass den Problemen vollkommene Aufmerksamkeit gewidmet wird. Graf, glauben sie mir, ich bin vollends in der Lage meinen Vater in solcherlei Angelegenheiten zu vertreten. Mein Erscheinen soll keineswegs als Abwertung Ihres Problems gedeutet werden." Anfangs faszinierte es Linn diesem Gespräch beizuwohnen, insbesondere die großherzige und Sanfte Art der Prinzessin war beeindruckend. Solcher Aggression mit Geduld entgegenzukommen war ein Talent. Doch als sich ihr der eigentliche Grund der Debatte erschloss schien das Talent vergeudet zu werden. „Welch Frevel! Die Hochzeit vermag aufgrund einer solchen Nichtigkeit fallengelassen zu werden? Das ist eine Zumutung!", empörte sich der Graf. Man sah wie dem Prinz soeben die Etikette zur Bürde wurde. Wären weder Linn noch Felizia in diesem Raum, so hätte es der Graf nur höchst unwahrscheinlich unversehrt aus diesem Raum geschafft. „Darf ich sie daran erinnern, dass der Hochzeit zu keinem Zeitpunkt offiziell zugestimmt wurde!" keifte der Prinz. „Mir sind die Sitten Ihres Landes nicht fremd, doch die Art des Antrags, den Sie wählten, ist bei uns als solcher nicht erkenntlich. Dementsprechend ist die alleinige Annahme, dass sie eure Verlobte ist, falsch.", verkündete die Prinzessin letzten Endes. Als Antwort auf diesen abschließenden Satz folgte nur das erzürnte, aber doch auch niedergeschlagene heraus trapsen des Grafen. Ein erleichtertes Ausatmen entwischte dem Prinzen und der Prinzessin. Linn schien nicht zu begreifen, warum solch ein Grund zu so einer Empörung führte. Ebenso wunderte sie sich wie dieser Antrag von statten ging um von einer Person noch nicht einmal als Antrag erkannt zu werden.

„Wir entschuldigen uns, dass Ihr diesem Gespräch ebenfalls beiwohnen musstet.", sagte der Prinz, während er sich die Stirn runzelte. „Nun, normalerweise sind nie zwei Audienz Gäste, deren Begehr nicht gleicher Natur ist, im Raum.", fügte die Prinzessin hinzu, „Doch leider entpuppte sich der Zeitpunkt nun einmal als fixiert." Linn brachte kein Wort über die Lippen, was die Prinzessin zum Kichern brachte. „Macht euch keine Sorgen, es ist durchaus erlaubt frei zu Sprechen.", erklärte Felizia immer noch leicht kichernd. „Nun ähm," sagte Linn, „der eigentliche Überbringer bin nicht ich, doch ähm naja ich wurde gebeten diesen zu überbringen. Der Inhalt ist mir jedoch nicht bekannt." Auswelchem Grund sie solch immense Schwierigkeiten hatte sich vernünftig zu äußern war ihr fremd. Sonderlich mögen tat sie die Adligen nicht, dass ist bekannt. Es schien jedoch nicht daran zu liegen. „Die eigentliche Überbringerin ist eine Elfe.", fügte sie noch hektisch hinzu, bevor sie den Brief auf den Tisch legte. Felizia wollte den Brief sogleich begutachten, doch ihr Bruder hielt sie davon ab. „Gibt es einen Grund für das nicht Auftauchen der Elfe?", fragte er. Abrupt sagte Linn darauf nur: „Ja, sie meinte, dass sie zu alt sei und ihre Beine sie nicht weitergehen lassen würden." Der Prinz musterte Linn, doch nichts fiel ihm auf, was seiner Sorge einen Halt geben würde. Trotzdem übergab er den Brief nicht an seine Schwester und öffnete ihn lieber selbst.

Plötzlich umhüllte denPrinz eine violette Rauchwolke fast gänzlich, die Prinzessin traf nur einkleiner Teil. Linn hatte das größte Glück, da sie nicht getroffen wurde und nureine winzige menge einatmete. Aufgrund des Schreckens gab Felizia einen fiepenvon sich. „WAS WAR DAS!", brüllte der Prinz. „I-ich-ich weiß von nichts. Bitteglaubt mir.", flehte Linn mit zitternder Stimme und flehendem Blick. „Bruder,was ist, wenn sie wirklich nichts weiß?", fragte die Prinzessin. Ein flüchtigerund trauriger Blick richtete sich dabei an Linn. „Wir rufen sofort einen Arztund lassen sie um gehend in den Kerker werfen.", sagte der Prinz, dessen Stimmejedoch mit jedem Wort zittriger wurde, „Sie könnte eine Komplizin sein. Also Wachen!"„Bruder, warum werdet ihr so blass?", fragt Felizia erschrocken. Linn bekamkaum Luft. Ihr war bewusst, dass sie teils dafür verantwortlich war. Sich zu beruhigen,schien in dieser Situation gar unmöglich. Mit kreisenden Gedanken, der Möglichkeit,dass das soeben Gift war und sowohl der Prinz als auch die Prinzessin durchihre Hand sterben und der bevorstehenden neuen Stigmatisierung der Ridikülenals Mörder ist das Beibehalten eines beruhigten Gemütszustandes wahrlichunmöglich.

Wie die Lichter sich trafenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt