Sofia

Kapitel 2- Gefühlschaos

Da ich offensichtlich nicht schon zu eingenommen von ihr  bin, bringt mich ihre liebliche dünne, aber dennoch selbstbewusste Stimme gänzlich aus der Fassung.
„Natürlich, folgt mir." antwortet sie kurz mit einem Zwinkern und kommt von der Theke hervor.
Ich weiß nicht was los ist aber der Anblick ihres ganzen Körpers veranlässt mich instinktiv dazu Ty's hand loszulassen, um ihn nicht merken zu lassen, wie meine langsam zu schwitzen anfangen.
Sie trägt ein bauchfreies graues Top, dazu eine schwarze enge Jeans und schwarz/ weiße Sneaker.
Ihre Anwesenheit verunsichert mich stark, jedoch kann ich nicht erklären warum.
Im Beisein Fremder meines Alters fühle ich mich immer etwas unwohl, ob Mann oder Frau, aber so reagiert habe ich noch nie auf jemanden.
„Ich hoffe der Platz ist angenehm" reißt sie mich aus meinen Gedanken und deutet auf einen Sitzplatz in der linken Ecke, nahe der Jukebox. Diese Ecke ist leicht verdunkelt und überwiegend leer.

Dankend nickt Ty ihr zu und bittet mich, Platz zu nehmen.
Ich sinke noch leicht verunsichert auf der Sitzbank ein und spüre direkt Ty's besorgten Blick auf mir liegen.
„Ist alles okay? Gefällt es dir nicht? Wir können auch woanders hin, wenn die das lieber ist." fragt er einfühlsam und streichelt dabei zärtlich meine Hände, um mich zu beruhigen.
Dies funktioniert auch und holt mich zurück in die Realität, weshalb ich kopfschüttelnd verneine. Um zu verdeutlichen, dass alles okay ist, setzte ich wieder ein Lächeln auf.
„Ich finde es toll hier." presse ich nun heraus, als mein Körper es wieder zuließ, Töne von mir zu geben.
Erleichtert lässt dich Ty etwas in seine Sitzbank fallen, lässt jedoch meine Hände weiterhin nicht los.

Tatsächlich bin ich wieder weitaus entspannter und genieße unsere Zweisamkeit in der ruhigen Ecke.
Auch, dass nun jemand anderes unseren Tisch übernimmt und uns bedient, erleichtert mich ungemein.
„Kann ich euch schon etwas bringen?" fragt die große Frau mit schwarzen Haaren und setzt dabei ein warmes lächeln auf. Auch sie ist relativ jung und trägt ein graues Oberteil zu einer schwarzen Momjeans.
Wie immer bestellt Ty für uns beide und bittet um zwei Bier und zwei Cheeseburger mit Rasterpommes, wobei er betont, bei einem der Burger die Tomaten wegzulassen.
Seit unserem ersten Date, bei dem ich mich übergeben musste, da ich zu schüchtern war die Tomaten abzubestellen oder liegen zu lassen hat er gelernt, dies für mich zu übernehmen.

Ich bin wahrlich froh, Ty bei mir zu haben. Ich bin an sich kein schüchterner Mensch, lediglich wenn ich mit Fremden interagieren muss. Solche Sachen schüren förmlich Ängste in mir, weshalb Ty mir eine große Stütze in diesen Situationen ist.

Gelassen hört er nun auf meine Hände zu streicheln und nimmt sie gänzlich in seine- klammert sie mit seinen Fingern ineinander.
Dann wird sein Blick etwas eindringlicher, was mich schon ahnen lässt, dass er gleich beginnt seine romantische Seite zu entfalten.
„Weißt du.." beginnt er, zögert aber etwas fortzufahren. Ermutigend lächle ich ihm zu und umklammere seine Hände etwas fester.
„Also ich wollte fragen...wir sind jetzt schon seit 3 Jahren zusammen. Wir beide haben Arbeit und sind an keinen gebunden, also dachte ich... Ich dachte vielleicht wollen wir unser viertes gemeinsamen Jahr in einer gemeinsamen Wohnung starten?" er ist nun sichtlich nervös und ich spüre den leichten Schweiß seiner Hände.

Leicht überrascht löse ich meine Hände aus seinen und ziehe meine Haare hinter meine Ohren. Dann reibe ich mir kurz durchs Gesicht und schaue ihn wieder an. Schon öfter hatten wie diese Unterhaltung und immer wieder vertröstete ich ihn auf ein anderes mal.
Ich liebe ihn, aus tiefstem Herzen. Aber ich habe schon unzählige Freunde erlebt die diesem Schritt gegangen sind und sich danach getrennt haben und einer ohne Obdach dastand. Und ich will einfach nicht, dass wir genauso enden werden.
Zumal Wohnungen hier in Californien ziemlich teuer sind, meine Wohnung jedoch dauerhaft zu klein für zwei Leute sein wird.