Ein seichter Nebel legte sich wie ein Schleier auf das kühle Land. Yuri genoss die einschleichende Kälte, die von Tag zu Tag deutlicher wurde. Die Hitze erinnerte sie an die verdurstenden Kinder aus ihrem Dorf, an die sie ungern erinnert werden wollte. Doch sie waren nicht mehr Teil ihres Lebens, gehörten nur noch der Vergangenheit an.
Akatsuki und sie hatten sich erst vor zwei Stunde aufgemacht, doch das angespannte Schweigen zerrte an ihren Nerven. Und vor allem auf Yuris Magengegend. Lange würde sie nicht mehr hinter ihnen hertrotten.
Deidara hatte bereits mehrere Versuche unternommen, mit seiner jüngeren Schwester zu sprechen. Doch sie wies ihn mit einem kalten Schulterzucken ab. Eigentlich war es nichts Ungewöhnliches, was Deidara in irgendeiner Weise beunruhigen sollte. Bevor er Akatsuki beigetreten war, hatte sich seine Schwester öfters ihren Launen hingegeben. Und wenn er ehrlich war... von sich selbst kannte er dieses Verhalten auch. Doch in der jetzigen Situation war er verwundert. Sollte seine Schwester nicht vielmehr aufbrausend auf ihr Schicksal reagieren als in sich gekehrt? Yuri würde niemals so schnell aufgeben... Und er – da war Deidara sich sicher – auch nicht.
Yuri versuchte, hinter den anderen zurückzubleiben, um einen klaren Gedanken zu fassen. Die Worte des Uchihas vorherige Nacht gaben ihr Grund, zu grübeln. Deidara ist kein Gefangener. Er ist frei, zu gehen, wohin er möchte. Sie konnte es nicht glauben! Sie konnte es einfach nicht. Das war nicht ihr Bruder, den sie einst hatte.
„Möchtest du etwas?", vernahm Yuri die Stimme desjenigen, an dem eben noch ihre Gedanken hangen. Sie hatte nicht einmal bemerkt, wie Deidara an ihre Seite getreten war. Er reichte ihr ein Onigiri, den sie nicht mal eines Blickes würdigte. Der Kampf war also sinnlos für dich. Wieder Itachis Worte.
„Iss das lieber." Er streckte ihr die Reisspezialität direkt vor ihr Gesicht. „Ich will dir Kisames Fische von heute Morgen nicht zumuten, un." Ihr Bruder rumpfte die Nase und starrte auf den Rücken des Fischhäutigen. Wie konnte er in so einem Moment über so belangloses Zeug sprechen? Typisch Deidara. Sie konnte nicht anders, als die Augen zu verdrehen. So gingen die Geschwister schweigend nebeneinander her. Yuri versuchte immer wieder, einen Blick auf Deidara zu werfen. Schließlich hatten sie sich seit einem Jahr nicht mehr gesehen und müssten sich normalerweise vor Freude in den Armen liegen. Ja, normalerweise. Normal war das alles nicht. Yuri betrachtete ihn nochmal von der Seite. „Früher hast du dir nie einen Zopf gemacht", bemerkte sie. Selbstverständlich war es nicht nur der Zopf, der sie störte. Es war einfach alles.
„Da habe ich mich wohl verändert", sprach ihr Bruder erstaunlicherweise ruhig aus.
„Ja, aber nicht nur das Äußere hat sich verändert, Deidara." Ihr bissiger Ton hatte ihn immer schon in Rage gebracht.
„Vertraust du mir nicht mehr?" Er knirschte mit den Zähnen, unterdrückte seine aufkommende Wut und Enttäuschung. Sie sprach ihn unentwegt als großen Bruder an, nie mit seinem Vornamen. „Du weißt, dass ich jede Gelegenheit nutzen würde, um Uchiha in tausend Fetzen explodieren zu lassen, un."
Sie erwiderte nichts. Sie wusste nicht, was sie glauben sollte, wenn er tatsächlich einer von ihnen war.„Ich verspreche dir, dich rauszuholen. Ich werde es nicht zulassen, dass sie dich anfassen oder verletzen. Gegen meine Explosionskunst haben sie keine Chance. Nur..." Noch eindringlicher betrachtete Deidara seine Kameraden aus Akatsuki.„...im Moment habe ich zu wenig Lehm, um gegen Kisame und dem Uchiha-Typen anzukommen." Flüchtig deutete er auf seine Taschen, die mit einem Gürtel um seine Hüften gebunden waren. Die weiße Lehmmasse reichte nicht mal bis zur Hälfte des Beutels. „Hab' keine Angst", flüsterte der ehemalige Iwa-Nin ihr zu. „Wie gesagt, ich verspreche es."
Erneut schwieg sie und entschied sich dann doch zu antworten. „Ich habe keine Angst." Solch eine Kälte in Yuris Stimme hat Deidara bis jetzt noch nie zu spüren bekommen.
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Das Jutsu der unnachgiebigen Sonne
FanfictionDie kriminelle Organisation Akatsuki, die aus verstoßenen Elite-Ninjas besteht, will ewigen Frieden garantieren. Um das umzusetzen, sind alle Mittel erlaubt. Auch der Explosionskünstler Deidara ist den Akatsuki beigetreten, auch wenn nicht freiwilli...