Das Jutsu der unnachgiebigen Sonne

Kapitel 8

Yuri starrte ihrem Bruder und dem Mädchen mit dem violetten Haar hinterher. Schnell fasste sie sich einen Entschluss und wollte aufstehen, als Pain ihr mit seinem Blick zu verstehen gab, dass sie es nicht einmal versuchen sollte, aus dieser Situation zu entfliehen. Als Pain sich sicher sein konnte, dass nichts in dieser Richtung geschah, richtete er seinen Blick wieder auf die anderen Akatsuki-Mitglieder.

„Ich wiederhole meine Frage nicht."

„Na gut, wenn wir unbedingt ihr Chakra benötigen..." Kisames raue Stimme durchbrach die Spannung, die sich bereits wie eine Staubschicht niederlegte. „Dann wird mein Samehada sich freuen, endlich wieder starkes Chakra fressen zu dürfen." Mit seinen Fingern strich er bereits über die violetten Schuppen des Schwertes. Das gierige Maul lugte vorfreudig aus den weißen Bandagen hervor.

Pain kniff ein wenig die Augen zusammen, als er sprach. „Das ist nicht möglich. Rayuki fungiert als Medium der Sonne. Es ist nicht ihr eigenes Chakra, das sie verwendet. Bei der Durchführung ihres Jutsus kanalisiert sie das Chakra der Sonne auf ihren Körper, um es anschließend mit ihren Handflächen freizugeben. Dein Samehada kann nur das Chakra absorbieren, das auch dem betroffenen Ninja gehört."

Warum weiß er das alles? Hat er die geheimen Schriftrollen des Dorfes an sich genommen und studiert? Yuri wollte sich das nicht einmal ausmalen. Das war das Einzige, was das Dorf noch hatte. Sie vermied es, auf den Anhänger auf ihren Hals zu blicken. Vielleicht weiß Akatsuki nicht alles...

„Dann bin ja wohl ich an der Reihe." Ein grauhaariger, junger Mann mit breiten Oberkörper trat aus dem Schatten, in dem er noch zuvor das Verhalten seiner Akatsuki-Kollegen beobachtete. Er stieß sich von der Wand ab und löste seine verschränkten Arme. Mit langsamen Schritten und teuflischem Grinsen umrundete er den Tisch. Jetzt würde sein Spiel beginnen.

„Hidan? Wieso denn du?" Kisame war nicht gerade begeistert, dass Hidan ihm den Platz als Verwender des besonderen Jutsus streitig machen wollte. Nein, die Mission gehörte ihm. Er hatte schließlich von Beginn an, an der Mission teilgenommen. Nun will er auch die verfluchte Ausbeute, wenn es nur auf diese Art und Weise möglich ist.

Hidan zuckte mit den Achseln. „Na, ich habe ja wohl am meisten Erfahrung mit Ritualen. Dank Jashin und seinen ehrenvollen Gaben."

„Und ich bin der Meister, wenn es um die Kanalisation von Chakra geht."

Zu Anfang verfolgte Yuri noch die erhitzende Diskussion, fand es auf merkwürdigster Weise erheiternd. Es erinnerte sie an die Zeit, in der ihr Bruder noch Zuhause lebte. Jetzt konnte sie ihren Blick jedoch nicht von dem dunkelhaarigen Mann ihr gegenüber abwenden, vor allem nicht von diesem roten Augenpaar. Itachi Uchiha war ihr ein Rätsel. Sollte er sich nicht an der Fehde beteiligen? Wenn er das Chakra der unnachgiebigen Sonne nicht erhalten würde, dann würde ihn das Gold gänzlich von ihnen zerfressen. Hatte sie das nicht klar und deutlich letzte Nacht erwähnt? 

Darum sollte sie sich jedoch keinen Kopf machen. Kann ihr gleich sein, wenn er sich so sehr nach dem Tod sehnte. Kurz erwiderte der Uchiha ihren Blick, doch im gleichen Moment schrak sie unter einer Berührung auf.

„Ph, das ist nicht nötig." Hidan legte seine Hand auf Yuris Schulter und musterte das Mädchen provokant. „Wichtig ist, dass das Ritual korrekt durchgeführt wird, richtig, Schwester von Blondi?"

Nun zerschlag die Neugier in Yuki, an der sie bis jetzt festhalten konnte, um nicht wie Deidara in die Luft zu gehen. Mit einer raschen Bewegung legte sie ihre Hand auf die Hidans und konzentrierte sich auf das Sonnenchakra. Ein grelles Licht durchfuhr ihren Fingerspitzen und bohrten sich durch die Haut ihres Gegners.

Dieser wich zurück und rieb sich grob über die Handfläche. „Du..." Sein erschrockenes Gesicht wurde jedoch direkt von einem triumphierenden, heiteren ersetzt. „Das kann mir nichts anhaben, Mädchen. Du hast keine Chance."

Das wollte sie auch gar nicht, ehrlich gesagt. Ihr war bewusst, dass sie zurzeit keine Möglichkeit hatte, Hidan zu besiegen. Deidara hatte ihr viel von den Stärken und Schwächen der Akatsuki-Mitglieder berichtet. Die Unsterblichkeit gehörte wohl zu einer Bemerkung, bei der sie besonders die Ohren spitzte. Aber das kümmerte Yuri gerade wenig. Zum jetzigen Zeitpunkt brauchte sie nur die nötige Aufmerksamkeit der Anwesenden, die sie nun erreicht hatte.

„Ich werde meine Antwort nochmal für euch wiederholen, dann werden sich eure Streitigkeiten beschleunigen." Yuri verkniff sich ein Grinsen, als alle Augen sich auf die junge Iwa-Nin richteten. Hidan und Kisame belächelten sie bloß, als würde unabhängig von ihrer Erwiderung die Entscheidung bereits gefallen sein. Und zu ihrer Vermutung, stimmte das wahrscheinlich auch. Sie müsste hierbleiben. 

„Meine Antwort lautet: Nein. Ihr werdet niemals dieses Jutsu bekommen. Merkt euch das! Ich bin nicht mein Bruder und werde mich mit irgendwelchen falschen Versprechungen einlullen lassen, um mein Dorf zu verraten. Darauf könnt ihr lange warten. Das garantiere ich euch." Erst als Yuri ihren Satz beendete, merkte sie, wie sie ihre Stimme erhoben hatte. Nun würde der Zorn von Akatsuki über sie brechen. Doch es blieb still, einiges Geflüster war zu hören. Und die Augen des Uchihas brannten auf ihrer Haut.

„Temperament, die Kleine..."

„Genau wie ihr Bruder."

Haben sie ihr nicht zugehört? Nehmen sie sie nicht ernst? Yuri konnte um sich werfen vor Wut und Unverständnis.

Nun stand das Mädchen von ihrem Sitz auf. Sie hatte schließlich gesagt, was sie von alldem hielt und konnte friedlich ihres Weges gehen. Später würde Yuri dann ihren Bruder holen. Paar Schritte gelangen ihr, bis sie von der Stimme Pains aufgehalten wurde.

„Keine Sorge. Es werden keine falschen Versprechungen sein, wir haben auch andere Methoden."

Auf einmal war all ihr Mut, den sie noch für ihre vorherigen Worte aufbringen konnte, verschwunden. Sie wollte sich nicht einmal zu dem Anführer von Akatsuki umdrehen, um ihm nicht das Zittern ihrer Hände zu präsentieren.

„Bring Rayuri in ihr Zimmer, Hidan. Und pass auf, dass sie nicht wie ihr Bruder irgendwelche Dummheiten macht. Wir werden die Unterhaltung an einem anderen Zeitpunkt fortführen. Die anderen Methoden folgen."

„Gerne doch, Pain-sama."

Andere Methoden? Welche anderen Methoden?