Kapitel 1

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Schweißgebadet wachte ich auf.
Mein Herz sprang förmlich aus mir heraus so schnell es klopfte.
Diesen Traum hatte ich schon lange nicht mehr geträumt, was womöglich nichts Gutes hieß.

Nach einer Weile des abregends stand ich auf. Jeden Schritt den ich zur Tür machte, ließen die morschen Dielen knarzen.
Ich drückte langsam die kalte Türklinke nach unten und öffnete die Tür.

Ins Badezimmer angekommen, nahm ich den kleinen Holzeimer in die Hand und tunkte ihn in den großen Fass, was voll mit Abwasser war. Diesen stellte ich neben der bereits gefüllten Badewanne ab.

Nachdem ich mich ausgezogen hatte, stieg ich in das eiskalte Dreckwasser der Wanne ein, was mich sofort gefrieren lässt, sowohl auch belebte. Am Rand von der Holzwanne nahm ich ein Stück Seife mit der ich meinen Körper einseifte. Zum Schluss übergoss ich meinen Körper von dem Wasser, was ich mir bereit gestellt habe und zog wieder meine alten Klamotten an, nachdem ich mich abtrocknete.

>>Sienna?<<

Ich blickte zur Seite zu der hauchigen Stimme, die neben mir ertönte und sah das Gesicht von Hans, der gerade neben mir am Esstisch Platz nahm. Seine markanten Züge zeigten mir, das er etwas besorgt war.

>>Habe ich dich geweckt?<<,
fragte ich ihn und nahm einen Schluck von dem dreckigen Wasser aus der Tasse, die ich in der Hand hielt.

Stille.

>>Du hattest wieder diesen Traum gehabt<<, seufzte er, ohne auf meine vorhin gestellte Frage zu antworten. Es war keine Frage, sondern eine Feststellung. Ich verkrampfte mich innerlich, an die Szene denkend, die sich in dem Traum abspielte.

>>Mhm<<

>>Und ich dachte es hat endlich aufgehört...<<

Hans war für mich wie ein Bruder, den ich alles anvertrauen konnte. Aber auch er konnte nichts gegen meine Träume tun. Sie kamen einfach so, manch Nächte.

Ich stand vom Stuhl auf und ging zur Tür.

>>Wo willst du hin?<<,
erkundigte sich der Schwarzhaarige.

>>Raus. Vor die Tür.<<,
antwortete ich ihn knapp.

Bevor ich die Türschwelle übertrat, nahm ich noch von der Kommode daneben eine Zigaretten Packung und einen Feuerzeug mit.

Draußen angekommen lehnte ich mich an eine kleine Mauer, die rechts vor unseren abgelegenen Haus stand an. Hier war ich immer, wenn ich einfach nur nachdenken musste oder einfach alleine sein wollte.

Ich zündete mir eine Zigarette an, an der ich auch gleich dran zog. Der Rauch in meine Lunge beruhigte mich, ehe ich ihn wieder auspustete. Rauchen tat ich nicht oft.
Nur wenn ich mal Stress loswerden oder etwas Vergessen möchte.

Hier im Untergrund gab es viel Stress, der meistens von Menschen verursacht wurde:  Betrunkene, die aus Kneipen Randale machten; Kriminelle, die Leute töteten und Nahrung klauten; Die Militärpolizei, die versuchte hier Ordnung zu verschaffen, obwohl sie uns Menschen hier unten schon längst aufgegeben hat. Aber nicht nur Menschen waren das Problem, sondern der Untergrund selbst. Nicht zu wissen wie es draußen aussah machte einen zu Schaffen. Viele Kranke, die sich mit einen Virus infizierten, starben. Die gedämpfte Helligkeit, ließ die vollkommende Finsternis auf sich rufen. Das schlimmste, war die endlose Flucht um ja nicht zu verhungern.

Es herrschte hier eine bedrückende Stimmung, die auf Leben und Tot hinausging. Man war gezwungen sich zu entscheiden: Entweder man verhungerte und starb oder man stahl um zu überleben. Ich entschied mich für die zweite Option.

Es war für mich Alltag geworden, Leute zu ermorden und Nahrung zu klauen. Es war die pure Realität. Sie haben es verdient getötet zu werden was sie-

>>Hey Gör!<<

Wütend blickte ich zu der tiefen Stimme, die meine Gedanken unterbrach. Vor mir sah ich ein großes Mädchen mit schulterlangen schwarzen Haaren und ein kleiner Mann mit dunkel-braunes Haar, der aber trotzdem noch ein paar Zentimeter größer war als ich. An ihrer Kleidung konnte ich erkennen, dass sie nicht von hier unten kamen, sie waren viel zu sauber.

>>Wie hast du mich gerade genannt, Arschloch?<<,
fauchte ich und kam ihn ein Stück näher, während ich die halbe Zigarette auf dem Boden warf.
Sein Blick wurde finster.

>>Tch. Hast du überhaupt 'ne Ahnung wer vor dir steht?<<

Er kam mir Gefährlich nahe, kurz davor mich am Kragen zu Packen.

Meine Hand gleitete zu meiner Hosentasche in der sich ein kleines Taschenmesser befand.
Ich war Bereit. Bereit dazu zu kämpfen.
Ich konnte meinen Groll nicht mehr aufhalten. Den Groll den ich gegen die Menschen hegte.

>>Sienna<<

Ich spürte wie jemand die Hand auf meine linke Schulter legte.

>>Fass mich nicht an!<<

Nicht realisierend, dass es Hans war schlug ich aus Reflex seine Hand weg.

Geschockt und zugleich beschämend, dass ich mich nicht zügeln konnte, schaute ich ihn an.

>>H-hans e-es-<<

Schnell wurde ich in eine Umarmung hineingezogen. Die mich etwas entspannte.

>>pssst. Alles gut. Ich übernehme das hier. Geh du rein<<,
flüsterte er mir ins Ohr.

Ich befreite mich aus seinen Armen, nickte ihn als Bestätigung leicht zu und mein hasserfüllter Blick schweifte noch kurz zu den beiden merkwürdigen Personen, bevor ich ins Haus reinging.

Er wusste ganz genau, dass ich mit Menschen nicht gut klar kam, dass ich sie hasste. Ebenfalls auch das ich gewalttätig sein könnte, wenn mir mal was nicht passte, besonders dann wenn ich diesen Traum träumte.

Wer weiß, womöglich hatte er im Moment unser Leben gerettet. Diese Menschen waren nicht wie normale Menschen. Diese Aura, die sie hatten, waren wie von Soldaten, die alles durchgemacht haben mussten. Ganz anders als die von der Militärpolizei.
Ich fragte mich, wer diese Menschen waren und was sie hier wollten. Wir Menschen im Untergrund galten als Abschaum.
Keiner würde je auf die Idee kommen hier runter zu gehen, sogar auch die Militärpolizei.

Der Gedanke daran, wenn ich die beiden getötet hätte und ich dadurch uns in etwas eingebrockt hätte, ließ mich für einen Moment still stehen.

Unser Wohl war mir am wichtigsten. Besonders der von Hans. Wenn ihm etwas zustossen würde und das auch wegen mir konnte ich mir das niemals verzeihen.

Wartend wippte ich mit den rechten Bein auf dem Holzboden, als ich auf Hans wartete. Was braucht er so lange? Es waren Gefühlte Ewigkeiten vergangen und er war immer noch nicht da. Ungeduldig stand ich von den ausgeleierten Sessel auf, damit ich direkt aus dem kleinen Fenster neben der Tür rausschauen konnte. In dem Moment ging plötzlich die Tür auf.

Everything has a sense in life | Levi x OcWo Geschichten leben. Entdecke jetzt